Ludwigshafen Großes Interesse an „Nacht der Pflege“

Schwerer Fall: Patient Harald braucht besondere Pflege. An der Puppe können künftige Fachkräfte üben.
Schwerer Fall: Patient Harald braucht besondere Pflege. An der Puppe können künftige Fachkräfte üben.

Bei der „Nacht der Pflege“ in der BG-Klinik ist es nicht nur um Berufe und Ausbildung gegangen. Es gab auch Cocktails und heiße Rhythmen.

„Auf der Intensivstation oder in der Notfallambulanz möchte ich gern arbeiten“, wünscht sich Katharina Seifert. Die 35-Jährige will sich nach der Erziehungszeit in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BG) Ludwigshafen ein Bild von den Arbeitsplätzen in der Pflege machen. „Nacht der Pflege“ hieß die dazu passende Veranstaltung am Freitag in dem Krankenhaus in Oggersheim.

Pflege-Fachkräfte der BG, aber auch die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, die Bachelor und Masterstudiengänge im Bereich Pflege anbietet, informierten an Ständen über Aus-, Fort- und Weiterbildung. Einblicke in die Anforderungen, aber auch die Erfüllung, die Pflegeberufe bieten können, boten Führungen durch Stationen wie das Schwerbrandverletzten-Zentrum oder die Septische Station, die nur selten öffentlich zugänglich sind.

Es piepst und tropft

Harald liegt auf der Septischen Chirurgie im sechsten Stock. Seine Augen sind starr auf die Decke gerichtet, als Seifert und zahlreiche andere Teilnehmer der Führung sich um sein Bett drängen. Doch um Harald braucht man sich keine Sorgen zu machen, er ist eine Puppe. „Harald hat einen Motorrad-Unfall gehabt, eine Wunde am Hals will sich nicht schließen“, erklärt Luisa Rodriguez, Leiterin der Station Fünf. Deshalb ist er an zahlreiche Geräte angeschlossen. Es piepst und tropft. Blaue, rote, grüne und gelbe Pillen befinden sich in dem Dosierkasten, den Ana Milena Aul, Leiterin der Station Sechs, den Besuchern zeigt: „Harald braucht viele Medikamente“, erklärt sie. Die Aufgabe der Pflege-Fachkräfte ist es, im Team mit den Ärzten Menschen beim Gesundwerden zu unterstützen.

„Was stinkt und was nicht so heilt, wie es soll. Viele Schwerverbrannte liegen hier“, bringt Rodriguez die Aufgabenfelder der beiden Stationen auf den Punkt. Seifert schreckt das nicht. Sie will kranken Menschen helfen. Bevor ihre Kinder – heute acht und vier Jahre alt – auf die Welt kamen, war sie als Altenpflegehelferin tätig. Jetzt möchte sie wieder anfangen zu arbeiten und sich dabei weiterbilden.

Attraktiver Arbeitgeber

Zur „Nacht der Pflege“ hat sie ihre Mutter mitgebracht. Lieselotte Sauerborn war Krankenschwester mit Leib und Seele. In Karlsruhe hat sie gearbeitet, bis sie in Rente ging. Jetzt will sie ihre Tochter unterstützen und auf die Enkel aufpassen. Die BG gilt als attraktiver Arbeitgeber in der Region. „Ich würde mich freuen, wenn sie hier anfangen könnte“, meint sie.

„Pflege ist ein toller Beruf“, schwärmt Pflegedirektorin Annette Hofmann. „Krankenpflege-Hilfen, Pflegefachkräfte, Operationstechnische und Anästhesietechnische Assistenten sowie mehrere Studiengänge im Bereich Pflege“, zählt Hofmann auf. In diesen Bereichen bildet die BG aus und stellt ein, auch in Kooperation mit der Hochschule Ludwigshafen. „Wir brauchen auch Pflegekräfte auf Hochschulniveau, die in der Lage sind, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen“, erklärt Joachim von der Heide, Professor für Pflegewissenschaften, warum es sinnvoll ist, Kräfte mit abgeschlossenem Studium einzustellen. „Das ist wichtig, um der aktuellen Strukturen Herr werden zu können“, ergänzt er.

Druck im System

„Die Fallpauschale hat extrem viel Druck ins System gebracht. Wenn man Menschen wegspart, führt das zu einem negativen Effekt“, analysiert Paul Grützner, Ärztlicher Direktor der BG. Er wünscht sich einen Sinnes- und Kulturwandel in Deutschland. „Was ist gute Pflege wert?“, diese Frage sollte sich die Gesellschaft stellen, so Grützner. Mehr Geld, mehr Zeit für Einfühlungsvermögen und weniger bürokratischen Aufwand wünscht er sich für das Arbeitsfeld. Nach der Corona-Pandemie hätte auch die BG wie zahlreiche Kliniken in ganz Deutschland Schwierigkeiten, Personal zu bekommen. Dabei sei der Beruf sehr attraktiv: „Es ist großartig zu sehen, wenn man helfen kann, wenn es Menschen besser geht“, wirbt er.

„Staying alive“ von den Bee Gees und „Call on me“ von Eric Prydz lässt derweil der DJ im Foyer der Klinik erklingen. Den „Wiederbeleber“, den „Azubi-Punsch“ oder die „Krankenschwester“, fantasievoll benannte alkoholfreie Cocktails bekommt man an der Bar. Dazu gibt es appetitlich angerichtete Häppchen. In der Nacht der Pflege will sich die BG von der besten Seite zeigen. Rund 180 Menschen nahmen die Informationsveranstaltung wahr. Pressesprecherin Ute Kühnlein resümiert: „Großes Interesse gab es am Stand der Ausbildung, und auch die Hochschule war gut gefragt.“

Kontakt

Annette Hofmann (Pflegedirektorin), Telefon 0621 6810 8358, E-Mail: christian.scheidt@bgu-ludwigshafen.de.

x