Mannheim Großer Pomp: „We will rock you“ in der SAP-Arena

Überzeugend: die Show „We will rock you“.
Überzeugend: die Show »We will rock you«.

30 Jahre ist Freddie Mercury nun schon tot. Aber die Songs seiner Band Queen sind zeitlose Klassiker. Und Kern des Musicals „We will rock you“, das in der SAP-Arena gastiert.

Seit seiner Uraufführung wird das Musical „We will rock you“ von Kritikern wegen seiner Oberflächlichkeit und des Bombast-Rocks niedergeschrieben. Aber die Öffentlichkeit schenkt den Kommentaren der Experten offensichtlich keine Aufmerksamkeit. Und so ist das Vermächtnis der Band Queen und ihres ikonischen Frontmanns Freddie Mercury in zwei Jahrzehnten zum britischen Kulturerbe geworden. Die Leute, die im Lauf der Jahre in die Konzerte strömen – obwohl es beim Premierenabend in der SAP-Arena wirklich mehr Zuschauer hätten sein dürfen – kommen folglich nicht zur Erwachsenenbildung. Sie kommen allein der 24 zeitlosen Songs wegen.

Merkwürdig genaue Darstellung der Musikindustrie

Die Story spielt in einer dystopischen Zukunft, in der sich ein junger Abtrünniger namens Galileo auf die Suche nach der „wahren Musik“ macht. Denn der Planet wird von der bösen „Killer Queen“ regiert, die bestimmt, welche Songs gehört werden dürfen. Und diese Musik vertreibt ihr Konzern Global Soft. Auf seiner Pilgerreise zur Wiederentdeckung des Rock wird Galileo von einem anderen verwandten Geist namens Scaramouche eskortiert. Wider die Kritik, die „We will rock you“ wegen der angeblich „dünnen“ Geschichte begleitet, ist es eine merkwürdig genaue Darstellung der Musikindustrie von heute, die von einer Handvoll Medienfirmen geführt wird. Sie bestimmen entscheidend mit, welche „Ware Musik“ in den Charts landet. Es überrascht nicht, dass es in der Show auch einen Hinweis auf den TV-Gesangswettbewerb „DSDS“ gibt.

Nur wenige Bands in der Musikgeschichte stehen mit Queen auf einer Stufe, wenn es um Pomp in der Rockmusik geht. Ihre Live-Shows wurden dank des künstlerischen Genies Freddie Mercury, der viel zu früh verstorben ist, zu einem Theaterspektakel. Ihre Songs sind Hymnen voller roher Energie. Sie sind eingängig und einprägsam. Wer summt nicht automatisch mit, sobald er ein Intro der Rockgiganten im Radio hört.

Überzeugender Gesang

Die geglückte Neuinszenierung in zwei Akten ist vollgepackt mit Hits aus dem Werk der Band, darunter ewige Favoriten wie „I want to break free“, „Radio Gaga“, „Killer Queen“, „We are the Champions“ und natürlich das Sahnehäubchen „Bohemian Rhapsody“. Philipp Büttner mit lausbubenartig-charmanter Bühnenpräsenz glänzt als rebellische Persönlichkeit Galileo Figaro, genannt „Fifi“. Inga Krischke, die Scaramouche spielt, zeigt nicht allein Gesangsfähigkeit, sondern auch komödiantisches Talent. Linda Holmgreen als Killer Queen hat im zweiten Teil der Show die kaum beneidenswerte Aufgabe, drei Nummern nacheinander zu singen: das humorvolle „Fat bottomed Girls“, gefolgt vom fröhlichen „Don’t stop me now“ bis zum fetzigen „Another one bites the Dust“. Dreimal Bravo! Herauszuheben ist letztlich noch Gavin Turnbull als ewiger Hippie namens Udo (Lindenberg?). Seine Wiedergabe von „These are the Days of our Lives“ erzeugt Gänsehaut – und bestimmt nicht wegen der Kälte im Saal, weil nur so wenige Zuschauer gekommen sind.

Auch Choreografie und computergesteuertes Bühnenbild der nächsten Generation gelingen perfekt. Für Puristen findet der Abend allerdings hinter der Bühne statt. Dort zeigen live der seit vielen Jahren musikalische Leiter Dustin Conrad (Keyboards), Rachel Murphy (Keyboards), Connor Gallagher und Ryan Weber (Gitarren), Aidan Platts (Bass) und Danny Newell (Schlagzeug) Finesse und blendende Virtuosität. Sie sind die eigentlichen Champions dieses „Musicboxicals“.

Termine

„We will rock you“ gastiert noch am heutigen Samstag um 15 und 20 Uhr und am morgigen Sonntag um 14 Uhr in der Mannheimer SAP-Arena.

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