Ludwigshafen Frisches Blut für die Festspiele

Blutspender: Der Intendant lässt sich (fürs Foto) „anzapfen“.
Blutspender: Der Intendant lässt sich (fürs Foto) »anzapfen«.

In knapp zwei Wochen beginnen die Festspiele Ludwigshafen. Vom 21. Oktober bis zum 9. Dezember werden im Theater im Pfalzbau hochkarätige Schauspiel- und Tanzgastspiele wichtiger deutscher und europäischer Bühnen zu sehen sein. Das Wiener Burgtheater ist allein mit vier Inszenierungen zu Gast. Dazu kommen Lesungen, Konzerte, Diskussionen – ein absoluter Höhepunkt im kulturellen Veranstaltungskalender der Region. Einerseits. Andererseits auch eine Menge Arbeit für den Intendanten Tilman Gersch und sein gesamtes Team.

Über 30 Mal wollen sie den Theatersaal vollbekommen, den mit rund 1150 Plätzen größten in Rheinland-Pfalz, der an guten Tagen einfach wundervoll und an schlechten Tagen schlicht überdimensioniert wirkt. „Wir haben einen guten Zulauf“, sagt Gersch auf die Frage nach dem Kartenvorverkauf für die Festspiele. Was bedeutet: Es könnte durchaus noch besser laufen. Also hat sich der 52-jährige Intendant ein paar Dinge einfallen lassen, um (mehr) Aufmerksamkeit zu erregen. Viele Ludwigshafener werden sich noch erinnern, dass sein Vorgänger Hansgünther Heyme einst in der Straßenbahn mit dem Megafon und im Blaumann um Aufmerksamkeit warb. Das Budget für Werbung dürfte seitdem nicht größer geworden sein, von „beschränkten Mitteln“ spricht Tilman Gersch. Das Verteilen von Flugblättern auf Wochenmärkten brachte im September noch nicht den ultimativen Erfolg – nicht zuletzt deswegen, weil der Intendant in Konkurrenz zu Politikern im Wahlkampf um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlte. Auch die Händler seien nicht immer so begeistert von seinen Auftritten gewesen. Als er über weitere PR-Aktionen nachdachte, fiel ihm ein, dass er schon immer rudern lernen wollte. Seit einigen Wochen lernt er „im großartigen Ludwigshafener Ruderverein die richtige Schlagzahl, um fit in die diesjährigen Festspiele zu starten“, wie der Teilnehmer an der Spaßregatta beim Hafenfest im August es voller Enthusiasmus nennt. „Ich bin da ein ganz normales Mitglied und Teil eines Teams, das lernt, sich einzufügen“, sagt er. „Man duzt sich, alle sind freundlich. Und gemeinsam muss man den Takt finden. Das ist ein schöner Ausgleich.“ Euphorisch gestimmt, beschloss Gersch, gleich noch etwas zu tun, was sich aus seiner Sicht inhaltlich hervorragend mit dem Theater verknüpfen lässt: Er wollte, Stichwort „frisches Blut“, Blut spenden. Eigens fuhr Gersch dafür am Montagabend nach Neuhofen, posierte für den RHEINPFALZ-Fotografen – und bekam eine herbe Abfuhr: Weil er an diesem Tag nicht 3,5 Liter Flüssigkeit getrunken habe, drohe er umzukippen, beschied ihm der Arzt. Frustriert trat Gersch von dieser Bühne ab, jetzt muss ein neuer Termin zum Blutspenden gefunden werden. Für die Festspiele ist das vielleicht aber schon Werbung genug gewesen. Geht es doch am Theater, in der Komödie wie der Tragödie, letztlich nie um etwas anderes als genau darum: das Scheitern. Noch Fragen? Kartenbestellungen per E-Mail an pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de oder telefonisch unter 0621/504-2558.

Beim Rudern will Gersch (Mitte) sich körperlich ertüchtigen, um fit in die Festspiele zu starten.
Beim Rudern will Gersch (Mitte) sich körperlich ertüchtigen, um fit in die Festspiele zu starten.
Gersch ist Mitglied im LRV.
Gersch ist Mitglied im LRV.
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