Ludwigshafen Frankenthal: Mutmaßlicher Mörder lobt beide Opfer

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Er beschreibt sich als Engel, die Teufel seien seine Komplizen: der 49-Jährige im Frankenthaler Doppelmord-Prozess.

Im Mordprozess um den Tod Ismail Toruns stand bislang ein 49-jähriger Frankenthaler als derjenige da, der die verbrecherischen Pläne ausgeheckt und den Ludwigshafener Unternehmer sowie einen weiteren Geschäftsmann getötet hat. Am Freitag hat er sich gegen diesen Vorwurf gewehrt – und sich an die Familien der Toten gewandt.

Empörtes Raunen im Gerichtssaal: Ein mutmaßlicher Mörder spricht über Allah. Der, sagt der 49-Jährige, sieht alles. Weshalb seine beiden Mitangeklagten endlich die Wahrheit sagen sollen. So wie er es selbst nun angeblich tut. Doch ehe der Türke aus Frankenthal über seine Rolle bei der Entführung und dem Tod zweier reicher Geschäftsmänner spricht, lobt er die beiden Opfer.

Der Angeklagte wünscht den Angehörigen der Toten Kraft

„Mutig“ sei der Automatenaufsteller aus dem badischen Brühl gewesen, dessen Leiche vor etwa einem Jahr am Ludwigshafener Willersinn-Weiher entdeckt wurde. Und der Ludwigshafener Bauunternehmer Ismail Torun habe „gekämpft wie ein Mann“, nachdem auch er in die Falle gelockt worden war. Dass er da mitgemacht habe, räumt der Frankenthaler nun ein. Dass ihm das leidtue, sagt er auch. Außerdem wünscht er den beiden Toten, dass sie in Frieden ruhen. Und ihren Angehörigen, dass sie Kraft finden.

Eine mysteriöse „Bande“ sei für viele Untaten verantwortlich

Doch zugleich beschreibt der 49-Jährige sich selbst als Opfer. Weit holt er aus, behauptet Versäumnisse einer rassistischen Polizei, unterstellt Mauscheleien zwischen Anwälten und der Staatsanwaltschaft, beschuldigt ein weiteres Mal seine Pflichtverteidigerin Miriam Weis. Und spricht über eine mysteriöse, für vielfältige Untaten verantwortliche „Bande“. Zu der gehöre auch sein neben ihm auf der Anklagebank sitzender Landsmann aus Bad Dürkheim – der ihn gezwungen habe, bei den Entführungen mitzumachen.

Seinen Komplizen nennt er ein „Monster“

Dieser 38-Jährige allerdings hat sich umgekehrt schon als naiven Handlanger des Frankenthalers dargestellt. Nun sagt der 49-Jährige über ihn: „Hinter diesem Gesicht steckt ein Monster.“ Er selbst hingegen habe versucht, die Verbrechen noch zu verhindern. Und so einen weiteren türkischen Geschäftsmann aus Ludwigshafen gerettet. Diesen Unternehmer sollte die dritte Angeklagte, eine aus einer türkischen Familie stammende 43-Jährige aus Stuttgart, ebenfalls in eine Falle locken.

Er will eine weitere Entführung verhindert haben

Doch dann warnte sie den Mann vor dem schon geplanten Treffen. Der Frankenthaler behauptet jetzt: Das tat sie, weil er selbst sie zuvor so lange scheinbar grundlos beleidigt hatte, bis sie vor Wut den Coup platzen ließ. Also beklagt er: Die beiden Mitangeklagten täten so, „als ob sie Engel sind und ich der Teufel bin“. Während in Wirklichkeit gelte: „Nein, es ist umgekehrt!“ Belegen will der 49-Jährige diese Rollenverteilung mit offenbar heimlich gedrehten Videos. Doch wo die versteckt sein sollen, behält er für sich.

Seine Aussage endet wie ein Gebet

Stattdessen kündigt er an, von nun an im Prozess wieder zu schweigen. Und schließt mit dem Wort, das Muslime ans Ende ihrer Gebete stellen: „Amin.“ Empörtes Raunen im Gerichtssaal.

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