Ludwigshafen Früherer SPD-Spitzenpolitiker Rainer Rund wird 80

Der ehemalige Regierungspräsident Rainer Rund wird 80 Jahre alt – Im Rückblick wäre er nicht noch einmal Berufspolitiker geworde
Der ehemalige Regierungspräsident Rainer Rund wird 80 Jahre alt – Im Rückblick wäre er nicht noch einmal Berufspolitiker geworden

Ludwigshafener Kulturdezernent und Bürgermeister, SPD-Chef und Regierungspräsident: Rainer Rund hat viele politische Ämter und dazu noch einige Ehrenämter bekleidet. Am Sonntag wird der Politiker 80 Jahre alt.

Eigentlich wollte er nie Berufspolitiker werden, sagt Rainer Rund. Mindestens so gerne wäre er Wissenschaftler geworden oder hätte sich noch mehr mit Kunst und Kultur beschäftigt, als er es von Amts wegen getan hat. „Wenn es zwei Leben gäbe, würde ich einen anderen Weg wählen“, sagte er im Rückblick in einem RHEINPFALZ-Gespräch.

Doch sein Lebensweg verlief anders. 1941 in Ludwigshafen geboren, verbrachte Rainer Rund seine ersten Lebensjahre kriegsbedingt in Südbaden. Als er elf Jahre alt war, kehrte er mit seiner Mutter zurück in seine Geburtsstadt und wuchs im Stadtteil Süd auf. Rund hat im Kurpfalz-Gymnasium in Mannheim sein Abitur gemacht. Danach studierte er Geschichte, Politische Wissenschaften, Romanistik, Pädagogik und Philosophie in Heidelberg und im schweizerischen Lausanne. Nach dem Staatsexamen für das höhere Lehramt war er als Pädagoge in Landau und Ludwigshafen tätig, wo er am Geschwister-Scholl-Gymnasium unterrichtete.

Schullaufbahn beendet

Dann wurde das Hobby Politik zum Beruf. Die verlorene Landtagswahl 1967 in Rheinland-Pfalz war für Rainer Rund der Anlass, ein Genosse zu werden. Nach seinem Parteieintritt engagierte sich Rund zunächst bei den Jusos, der Jugendorganisation der Partei. Nur vier Jahre später wurde er Mitglied das Mainzer Landtags, dem er bis 1981 angehörte. Das war das Ende seiner Schullaufbahn. Rund wurde Berufspolitiker. Ab 1975 führte er als stellvertretender Vorsitzender die SPD-Landtagsfraktion.

Seine politische Karriere lief gut. 1981 wurde er vom Ludwigshafener Stadtrat zum Schul- und Kulturdezernent seiner Heimatstadt gewählt. Von 1985 bis 1991 war er auch Bürgermeister und Stellvertreter des Oberbürgermeisters Werner Ludwig (SPD). Rund wurde damals als Kronprinz gehandelt. Doch aus Sorge, aus gesundheitlichen Gründen im Amt auszufallen – und weil die Fußstapfen sehr groß waren –, sei er selbst nie interessiert gewesen, Nachfolger von Ludwig zu werden, sagte er einmal.

Viel Macht in der Partei

In der Partei wurde Rund zu einer der tonangebenden Gestalten: 1982 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Ludwigshafen-Frankenthal und 1989 trat er an Spitze des SPD-Stadtverbands Ludwigshafen. Auch war er einige Jahre stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Pfalz und im Landesvorstand der rheinland-pfälzischen SPD tätig.

Als er an seinem 50. Geburtstag 1991 von Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) zum Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Rheinhessen-Pfalz ernannt wurde, ahnte er noch nicht, dass er in seinen letzten Amtsjahren die Behörde abwickeln würde. An die Stelle der Bezirksregierung trat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd – was Rund bis heute für einen Fehler hält. „Hätte ich das gewusst“, sagte er später, „hätte ich das nie gemacht.“

Ruhestand mit 58

In Ruhestand ging Rund mit 58 Jahren – früher, als er sich gewünscht hätte, aber zu spät, um noch einmal neu zu starten. Immerhin hatte er nun Zeit für Ehrenämter, für Kunst, Kultur und Reisen. Rund war Vorsitzender des Pfälzerwald-Vereins, der Stiftung des Historischen Museums der Pfalz und des DRK-Kreisverbands Ludwigshafen, um nur ein paar Beispiele aufzuzählen. Rainer Rund lebt bis heute mit seiner Frau in der Gartenstadt. Er hat eine beachtliche Karriere gemacht – für einen, der die Politik nie zum Beruf hatte machen wollen.

Seine Partei weiß, was sie ihm zu verdanken hat. „Rainer Rund ist in Ludwigshafen und der Pfalz einer der bedeutendsten und erfahrensten Politiker“, sagt der heutige Ludwigshafener SPD-Chef David Guthier.

x