Ludwigshafen Folgt Kohl-Ehrung die von Engelhorn?

Büste von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn.
Büste von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn.

Der Stadtrat wird am Montag wohl einen CDU-Antrag absegnen, demzufolge die neue Stadtstraße Helmut-Kohl-Allee getauft werden soll. Dafür zeichnet sich eine Mehrheit ab. Unklar ist, ob die SPD ihr Ja mit einer Bedingung verknüpft. Die nächste Würdigung kündigt sich fürs Spätjahr an: die von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn.

Der eine ist in der optisch-namentlichen Wahrnehmung aus dem Stadtbild verschwunden – der andere dort noch nicht angekommen: Seit dem Abriss des BASF-Hochhauses 2013/14 weist nichts mehr in der Stadt optisch auf den BASF-Gründer Friedrich Engelhorn (1821-1902) hin, dessen Name das einst mit 101,63 Metern höchste Gebäude der Bundesrepublik trug. Und um eine Würdigung des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl im Straßenbild der Stadt gibt es in der Kommunalpolitik seiner Geburtsstadt nach wie vor ein peinliches Gezerre. Engelhorn wurde am 17. Juli vor genau 200 Jahren in Mannheim geboren, wo er auch begraben ist.

Die Umbenennung der Rheinallee in Helmut-Kohl-Allee scheiterte im Herbst 2017.
Ludwigshafen

RHEINPFALZ Plus Artikel
Wird neue Stadtstraße zur Helmut-Kohl-Allee?

Initiative im Spätsommer

Das Verschwinden von Engelhorn aus der öffentlichen Wahrnehmung will nun die CDU-Fraktion im Stadtrat zur Sprache bringen und damit beenden: „Wenn die Diskussion um eine öffentliche Würdigung des Kanzlers der Einheit vom Tisch ist, werden wir voraussichtlich im Spätsommer im Stadtrat die Initiative ergreifen und auch den Namen des BASF-Gründers als Paten für einen Platz, eine Straße oder sonst eine ansprechende Institution zur Diskussion stellen“, kündigte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wilhelma Metzler an. Erste CDU-interne Gespräche haben bereits stattgefunden. Metzler: „Wir wollen zunächst das Thema Helmut Kohl abschließen – dann geht es an das Projekt Engelhorn.“

Am Montag beantragt die CDU: „Zur Würdigung der Verdienste des Ehrenbürgers der Stadt, Helmut Kohl, wird die neue Stadtstraße als Ersatzbau für die Hochstraße Nord in ,Helmut-Kohl-Allee’ benannt.“ Dafür zeichnet sich eine klare Mehrheit ab. Unklar ist, ob die SPD ihre Zustimmung mit der Bedingung verknüpft, einen Teil der Stadtstraße nach Altkanzler Willy Brandt zu benennen. Entsprechende Gerüchte wollte SPD-Chef David Guthier weder bestätigen noch dementieren.

Treibende Kraft bei der BASF

Zurück zu Engelhorn: Der gelernte Goldschmied aus Mannheim war 1865 die treibende Kraft und führende Persönlichkeit bei der BASF-Gründung. Von 1865 bis 1883 war er folgerichtig auch Leitender Direktor des jungen Unternehmens, nachdem er zuvor auch schon an der Bildung der Chemischen Fabrik Dyckerhoff, Clemm und Co. in Mannheim beteiligt war und diese auch leitete. Nach seinem Rücktritt bei der BASF war Engelhorn noch umtriebig im Wirtschaftsleben Mannheims tätig, wo sein Name im Stadtbild und in der Kultur noch heute gegenwärtig ist. Linksrheinisch gibt es nur noch in Maxdorf eine Friedrich-Engelhorn-Straße.

Der BASF-Gründer ist indes nicht der einzige „Aniliner“, den die Ludwigshafener „ehrenhalber vergessen“ haben. BASF-Mitbegründer August Clemm (1835-1910) ist ebenfalls nicht im Straßenverzeichnis zu finden, obwohl er von 1885 bis 1897 Aufsichtsratsmitglied und von 1897 bis 1903 sogar als dessen Vorsitzender maßgeblich an der Unternehmensentwicklung beteiligt war. Das sahen auch die Kommunalpolitiker jener Zeit so und ernannten ihn am 28. Juni 1892 zum Ehrenbürger der aufstrebenden Stadt. Da war Clemm schon Reichsrat der Krone Bayerns.

Straße nach Carl Clemm benannt

Seinem älteren Bruder Carl Clemm ging es in dieser Hinsicht besser: Der am 16. August 1836 geborene Hesse aus Gießen, der 1883 zu den Gründern der Zellstofffabrik Waldhof gehörte, ist Namensgeber einer Straße in Friesenheim und wurde bereits am 29. Mai 1883 zum Ehrenbürger bestimmt. Bei der BASF war er bis 1883 Leiter der anorganischen Betriebe und der Werkstätten. Chef der wissenschaftlichen Forschung der BASF war damals von 1868 bis 1889 Heinrich Caro (1834-1910), der 1856 Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure (CDI) war und nach dem eine Straße in Ludwigshafen benannt wurde.

Von Brunck bis Bosch

Auch andere führende BASFler erwarben sich im Werk und außerhalb Verdienste, die ihnen die Patenschaft für Straßen und Plätze einbrachten. Heinrich von Brunck (1847-1911) gilt als „Vater der betrieblichen Sozialfürsorge“, der Elsässer René Bohn (1862-1922) gab den Namen für Straße und Hotel in der Stadt, Alwin Mittasch (1869-1953) war eine Größe im Ammoniaklabor und ist Namensgeber eines Friesenheimer Platzes. Und Carl Bosch (1874-1940) wurde als Schöpfer des Hochdruckverfahrens 1931 sogar Nobelpreisträger. Auch nach diesem genialen und liberal denkenden Förderer der Forschung wurde eine Straße benannt.

Wollten die heutigen Kommunalpolitiker alle einst erfolgreichen und maßgeblichen BASF-Mitarbeiter posthum ehren, wäre das eine Kärrnerarbeit. Zu ihnen würde ohne Zweifel auch Carl Glaser (1841-1935) zählen, der immerhin von 1884 bis 1919 ununterbrochen im Vorstand oder Aufsichtsrat des Unternehmens saß – er ist heute wohl vergessen … Das gilt auch für ein Dutzend anderer ehemaliger „Werksgrößen“, wie Max Bazlen, August Bernthsen oder Eugen Sapper, die in der Naturwissenschaft ihre Spuren hinterlassen haben.

Zwei wichtige „Aniliner“ wurden dagegen noch zu Lebzeiten für ihr berufliches und soziales Engagement geehrt: Die Vorstandschefs Carl Wurster (1900-1974) und Bernhard Timm (1909-1992) wurden zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt.

So soll nach dem Wunsch der CDU-Fraktion die neue Stadtstraße heißen.
So soll nach dem Wunsch der CDU-Fraktion die neue Stadtstraße heißen.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x