Irgendwo in Lu Flucht aus Kiew: „Könnte mir vorstellen, länger hier zu bleiben“

Maria Biloshapka ist vor drei Monaten von Kiew nach Ludwigshafen gekommen.
Maria Biloshapka ist vor drei Monaten von Kiew nach Ludwigshafen gekommen.

Irgendwo in Lu sind wir jede Woche auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Am Montag haben wir am Lutherturm Maria Biloshapka getroffen. Die 40-Jährige stammt aus Kiew und lebt mit ihrer zwölf Jahre alten Tochter seit drei Monaten in Ludwigshafen.

Sie sprechen hervorragend Deutsch. Wie kommt das?
Ich habe die Sprache an der Universität gelernt. Das ist eine Weile her, und ich habe viel vergessen, aber hier erinnere ich mich wieder ein bisschen. Außerdem besuche ich einen Deutschkurs, um mich weiter zu verbessern. Meine Tochter hatte es da schwerer. Sie ist jetzt auf der Karolina-Burger-Realschule, obwohl sie am Anfang nur ein bisschen Englisch gesprochen hat. Aber mittlerweile hat sie Freundinnen gefunden, und es geht schon ganz gut.

Es gefällt Ihnen in Ludwigshafen?
Ja, ich finde es sehr schön hier und ich bin sehr dankbar, dass wir in Deutschland so gut aufgenommen worden sind. Ich könnte mir vorstellen, dass ich länger hierbleibe. Im Moment suche ich gerade nach einer Wohnung für meine Tochter und für mich. Das ist schwer. Ich habe aber etwas in Aussicht. Ich brauche dafür nur noch eine Bestätigung.

Wo leben Sie denn im Moment?
Im Moment lebe ich mit einer Freundin und ihren beiden Kindern in einer Notunterkunft. Dort gibt es zwar genügend Platz, aber jetzt ist es an der Zeit, sich nach etwas Eigenem umzusehen.

Wie sind Sie in Ludwigshafen gelandet?
Wir sind vor dem Krieg geflohen. Meine Eltern konnten in der Schweiz bei Bekannten unterkommen. Hier in Ludwigshafen lebt seit zwei Jahren schon die Schwester meines Ex-Ehemanns. Die haben uns zu sich geholt und uns am Anfang geholfen, aber irgendwann muss man sich dann selbst kümmern. Ich will jetzt noch besser Deutsch lernen und mir dann eine Arbeit suchen.

Was haben Sie denn in der Ukraine gearbeitet?
Ursprünglich habe ich Pädagogik studiert und war Lehrerin, aber nur etwa ein Jahr. Meine Eltern und auch meine Großeltern haben als Lehrer gearbeitet. Das wurden mir irgendwann zu viel Lehrer in der Familie. Deshalb war ich im Sekretariat einer Computerfirma. Ich bin da flexibel. Es ist eine gute Sache in Deutschland, dass es hier so viele Möglichkeiten gibt, sein Leben aus eigener Kraft zu verbessern.

Sie stammen aus Kiew. Ist es Ihnen da in Ludwigshafen nicht ein bisschen zu klein?
Nein, auf gar keinen Fall! Ich finde es hier sehr schön und genau richtig! Ich bin wirklich sehr gerne hier und dankbar, dass ich hier sein kann. Meine Tochter vermisst allerdings die Großstadt. Ich selbst würde gerne viel mehr Deutsch sprechen, aber ich habe das Gefühl, dass es hier in der Innenstadt besser wäre, wenn ich Türkisch sprechen könnte.

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