Ludwigshafen Fast zwölf Millionen Euro für vernetzte Schulen

Das Ende der Kreidezeit: Schülerinnen in einem Klassenraum an Computern.
Das Ende der Kreidezeit: Schülerinnen in einem Klassenraum an Computern.

„Die Digitalisierung von Schulen ist eine Herkulesaufgabe“, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig. Für Ludwigshafen als größtem Schulstandort in Rheinland-Pfalz gilt das im Besonderen. Das Ziel ist ambitioniert. Bis Ende des Jahres sollen alle 47 Einrichtungen vernetzt sein. Für den weiteren Ausbau hat die Stadt am Montag knapp 11,8 Millionen Euro erhalten.

„Dann kommt das Geld nicht in falsche Hände.“ Der lakonische Kommentar von Kämmerer Andreas Schwarz (SPD) sagt viel über die prekäre Finanzlage Ludwigshafens aus: 1,5 Milliarden Euro beträgt der Schuldenstand der Stadt, der Investitionsstau an Schulen ist enorm. Zudem ringen die Stadtratsfraktionen hinter den Kulissen bis zur entscheidenden Sitzung am 15. März um ein Sparpaket, damit der Haushalt für 2023 von der Kommunalaufsicht doch noch genehmigt wird. Den Etatplan mit einem Defizit von 98 Millionen Euro hatte die Behörde bereits im November kassiert.

Schwarz vertrat am Montag die erkrankte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) wie auch – terminbedingt – Schuldezernentin Cornelia Reifenberg (CDU). Im OB-Büro war es daher überraschenderweise der Kämmerer, der den Förderbescheid des Landes von knapp 11,8 Millionen Euro von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) in die Hand gedrückt bekam – Mittel, die der Bund aus dem Digitalpakt Schule über die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) für die insgesamt 47 Schulen in Trägerschaft der Stadt bereitstellt.

Digitale Tafel in der Blies-Grundschule.
Kommentar

Digitalisierung der Schulen: Es wird höchste Zeit

Mit dem Förderbescheid: Ministerin Hubig, Kämmerer Schwarz (links) und ISB-Vorstandssprecher Dexheimer.
Mit dem Förderbescheid: Ministerin Hubig, Kämmerer Schwarz (links) und ISB-Vorstandssprecher Dexheimer.

30.000 junge Menschen in mehr als 1400 Klassen

Mit diesen auf 52 Stellen verteilten Einrichtungen – mehr als 1400 Klassen, die über 30.000 junge Menschen besuchen (inklusive Berufsbildende Schulen) – ist Ludwigshafen der größte Schulstandort in Rheinland-Pfalz. Mit dem Zuschuss sollen insbesondere die technischen Voraussetzungen für digitales Lernen geschaffen.

Wie der städtische Schulbereichsleiter Stefan Weißmann auf Anfrage erklärte, sollen alle Schulen bis Ende 2023 vernetzt sein. Eine komplette Verkabelung und Ausstattung mit WLAN fehle noch in 16 Schulen, in elf von vormals 27 ohne entsprechende Anschlüsse seien die Arbeiten abgeschlossen. Mit Mitteln aus dem Digitalpakt hat die Stadt laut Weißmann bisher 150 iPads und mehr als 1800 digitale Tafeln beschafft. Der Fokus habe bisher allerdings auf der Herstellung der Infrastruktur gelegen. Innerhalb der Zusatzvereinbarungen zum Digitalpakt (Corona-Soforthilfe) seien weitere 5663 Endgeräte für Schüler und 2381 für Lehrer beschafft worden. Diese seien bereits abgerechnet und nicht Teil des Förderbescheids.

4500 Euro für eine digitale Tafel

Dass Finanzspritzen von Bund und Land in einer notorisch klammen Kommune wie Ludwigshafen weiter dringend gebraucht werden, zeigt schon der Umstand, dass beispielsweise die gängigste Variante einer digitalen Tafel – 86 Zoll, Wandmontage, elektrisch höhenverstellbar, mit Seitenflügeln – rund 4500 Euro kostet. Zudem geht es um Endgeräte für Schüler, die Ausstattung der Lehrkräfte mit entsprechendem Equipment, aber auch um die Instandhaltung und Wartung der Lernmittel.

Mehr als Einsen und Nullen

„Heute gehen wir gemeinsam einen wichtigen Schritt auf dem Weg der Digitalisierung der Schulen in Ludwigshafen“, sagte Ministerin Hubig und versprach, nicht nachzulassen in dem Bemühen, den Schülern „beste Bedingungen für das Lernen im Informationszeitalter zu bieten“. Der Digitalpakt sei dabei ein sehr wichtiges Instrument.

„Genauso wichtig ist aber auch, dass wir als Land das Bundesprogramm mit den notwendigen didaktischen Maßnahmen begleiten. Denn Digitalisierung an den Schulen besteht aus mehr als Einsen und Nullen. Sie ist integraler Bestandteil von guter und gerechter Bildung. Deshalb gehört beides – Technik und Pädagogik – untrennbar zusammen“, bilanzierte Hubig.

Digitale Tafel an der Blies-Grundschule. Laut Verwaltung sind inzwischen weit über 1000 dieser modernen Tafeln im Unterricht im
Digitale Tafel an der Blies-Grundschule. Laut Verwaltung sind inzwischen weit über 1000 dieser modernen Tafeln im Unterricht im Einsatz.

Mit dem jetzt ausgehändigten Zuschuss sei die Umsetzung dringend notwendiger Maßnahmen vorgesehen. Dazu gehöre die Vernetzung einschließlich Server, die WLAN-Ausleuchtung, die Beschaffung von Anzeige- und Interaktionsgeräten, von digitalen Arbeits- sowie mobilen Endgeräten.

Das Land habe den Kommunen in jüngster Vergangenheit Geld für 116.000 Endgeräte zur Verfügung gestellt – 46.000 davon für Lehrkräfte, 70.000 für sozial benachteiligte Schüler, um für diese eine Chancengleichheit zu gewährleisten. Auch bei der Fortbildung sei das Angebot massiv ausgeweitet worden, so Hubig.

Schub für die Motivation

„Eine moderne Ausstattung unserer Schulen und das Thema Digitalisierung sind wichtige Anliegen für uns. Umso besser, dass es hier von Bund und Ländern eine gemeinsame Kraftanstrengung bei der digitalen Transformation unserer Gesellschaft gibt“, ergänzte Schwarz. Dank des Digitalpakts herrsche keine Zweiklassengesellschaft innerhalb einer Schulgemeinschaft. Es gebe gleiche Zugangsvoraussetzungen für alle Schüler. Herkunft, soziale Verhältnisse und digitale Affinität des Elternhauses spielten eine untergeordnete Rolle.

„Gerade in Ludwigshafen, wo Kinder mit Migrationshintergrund einen großen Anteil in Schulkassen ausmachen, ermöglichen die Fördermittel die Schaffung eines Wir-Gefühls“, betonte Schwarz. Für entsprechende Netzwerke und digitale Tafeln sei die Stadt bereits mit zehn Millionen Euro in Vorleistung gegangen. In Ludwigshafen sei dies mit Blick auf die Sozialstruktur besonders gut angelegtes Geld, sagte er. Schulklassen mit einer Ausländerquote von bis zu 95 Prozent seien keine Seltenheit. „Richtig eingesetzt, kann Digitalisierung ein Schub für die Motivation der Schüler sein“, so Schwarz. Die Ludwigshafener Schulen würden von einem IT-Team betreut. Um die hohen Standards zu erfüllen, müssten Kommunen aber auch künftig finanziell in die Lage versetzt werden, ihren Beitrag für einen digitalen Wandel zu leisten, appellierte der Beigeordnete an Bund und Land, weiteres Geld zu investieren.

Will „beste Bedingungen für das Lernen im Informationszeitalter bieten“: Ministerin Stefanie Hubig.
Will »beste Bedingungen für das Lernen im Informationszeitalter bieten«: Ministerin Stefanie Hubig.

240 Millionen Euro gehen nach Rheinland-Pfalz

Für Rheinland-Pfalz stehen im Digitalpakt Schule anteilig insgesamt rund 240 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung, die mit dem zehnprozentigen Eigenanteil der Schulträger aufzustocken sind. Unterm Strich schüttet Berlin von 2019 bis 2024 im ersten Digitalpakt fünf Milliarden Euro überwiegend für das Installieren der Infrastruktur und für die Vernetzung der Schulen aus. Als Förderbank des Landes bearbeitet die ISB die Anträge, die 400 Träger für 1600 Schulen in Rheinland-Pfalz stellen können.

„Medienkompetenz gewinnt weiter an Bedeutung. Es freut uns sehr, dass wir in Ludwigshafen einen Beitrag zur Verbesserung dieses Angebots leisten können“, sagte ISB-Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer am Montag. Und Ministerin Hubig wusste ganz genau, warum sie im OB-Büro mehr als willkommen war. „Mit so viel Geld im Rucksack ist man ein gern gesehener Gast.“

x