Ludwigshafen Förderverein löst sich auf: Vorerst keine unbeschwerten Ferientage mehr

„Greenpaece“-Aktion im April 2016 auf den Mauern des ehemaligen Reaktors in Tschernobyl.
»Greenpaece«-Aktion im April 2016 auf den Mauern des ehemaligen Reaktors in Tschernobyl.

Der Krieg in der Ukraine, die politische Situation und nicht zuletzt auch die Corona-Pandemie – sie hinterlassen bleibende Spuren. Rund drei Jahrzehnte organisierte der „Förderverein Rhein-Neckar für Kinder aus Weißrussland“ Aufenthalte für die von der Tschernobyl-Katastrophe betroffenen Kinder aus Mogilew. Nun habe sich der Verein aufgelöst, wie Sieglinde Fiedler, eines der engagierten Mitglieder, der RHEINPFALZ mitteilte.

Fiedler hat sich an die Redaktion gewandt, vor allem um einer Frau Danke zu sagen: Angelika Ritthaler. Sie habe mit viel Einsatz und Herzblut den Verein geführt und zusammengehalten, sagt Fiedler, die in Ruchheim über die Jahre hinweg einen Arbeitskreis mit Ehrenamtlichen aufgebaut hat, die etwa eine Kleiderausgabe für die bedürftigen Kinder aus der Region rund um Tschernobyl initiierten.

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl zum schwersten Unfall in der zivilen Nutzung der Atomenergie. Durch eine Explosion und anschließenden Brand im Reaktor 4 des Kernkraftwerks wurden große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt. Die gesundheitlichen Folgen der Katastrophe waren verheerend. Ihre Folgen sind bis heute spürbar und werden es noch für viele Jahrzehnte bleiben.

Durch einen Beitrag in der RHEINPFALZ, erzählt Fiedler, sei sie damals auf die Aktivitäten des Vereins aufmerksam geworden. „Ich wollte mich einbringen, engagieren“, erklärt die Ruchheimerin. Sie organisierte Ausflüge und eben jene Kleiderausgabe. „Die Kinder kamen häufig mit wenigen Kleidern hier an“, sagt sie. Ziel des Vereins war es vorrangig, Kindern erholsame und unbeschwerte Ferientage in der Metropolregion Rhein-Neckar zu bieten. Eine Auszeit – fernab von Problemen und Nöten.

„Viele, viele glückliche Kinder“

Die Zehn- bis 17-Jährigen, durch die Tschernobyl-Katastrophe häufig zu Voll- oder Sozialwaisen geworden, wohnten in Gastfamilien, hatten dort die Möglichkeit, die hiesige Kultur und Lebensart kennenzulernen. Ausflüge, beispielsweise auf die Burg Berwartstein, in den Kurpfalz-Park oder zum Kanufahren bei der Paddlergilde Ludwigshafen – den Kindern eine sorgenfreie, unvergessliche Zeit zu bieten, das hatte sich der Verein auf die Fahnen geschrieben. „Es war wirklich eine gute Zeit. Ich habe viele, viele glückliche Kinder gesehen“, sagt Fiedler. Ursprünglich war es ein loser Zusammenschluss von engagierten Menschen aus der Region, die bereit waren, die häufig auch gesundheitlich angeschlagenen Kinder für drei Wochen aufzunehmen. Später entstand dann daraus der gemeinnützige Verein „Förderverein Rhein-Neckar für Kinder aus Weißrussland“, der dank zahlreicher Unterstützung von Privatpersonen, Einrichtungen, Vereinen und Institutionen den Kindern eine unvergessliche Aufenthalt in Deutschland bereitete.

Auf weißrussischer Seite begleitete die Partnerorganisation „Saluta“ die Besuche. Germanistikprofessorin Tamara Akulovich betreute die Kinder, fungierte als Ansprechpartnerin und Dolmetscherin, war ein wichtiges Bindeglied. Fiedler steht noch heute mit Akulovich in Kontakt. Ob es noch einmal zum Besuch einer Kindergruppe aus Mogilew kommen wird? Fiedler sagt: „Man muss schauen, was die Zukunft bringen wird.“

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