Ludwigshafen Eine gelbe Übermacht

Gegen die alten Kameraden: David Schmidt (Mitte) gegen Mads Mensah (links) und Gedeon Guardiola.
Gegen die alten Kameraden: David Schmidt (Mitte) gegen Mads Mensah (links) und Gedeon Guardiola.

«Kronau/Ludwigshafen.»Es ist schlicht eine andere Welt, die sich einem Spieler auftut, wenn er das Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen betritt. Zumindest dann, wenn er die Anlage mit den Bedingungen vergleicht, unter denen beispielsweise die Eulen Ludwigshafen trainieren. David Schmidt weiß das, schließlich hat er die Vorzüge der Möglichkeiten bei den Badenern selbst genossen und kann die Unterschiede zu denen der Ludwigshafener Eulen deshalb aufzählen. „Die Löwen haben eine eigene Halle, in die sie jederzeit können. Dazu einen eigenen Kraftraum und eine feste Kabine“, sagt der 24-Jährige und kommt beim Rückblick ins Schwärmen. Bis 2015 hat er die Vorzüge des Spitzenklubs selbst genossen, kam aber nur zu wenigen Einsätzen in der Bundesliga-Mannschaft. Der Wechsel nach Ludwigshafen wurde deshalb zu seinem persönlichen Glück, auch wenn er jetzt unter anderen Bedingungen trainieren und spielen muss. „Wir haben auch eine gute Qualität im Training“, sagt der Linkshänder, weiß aber, dass sie nicht der beim zweifachen deutschen Meister gleicht. „Da sind natürlich absolute Weltklassespieler im Kader, dort habe ich im Training viel von ihnen gelernt“, blickt Schmidt zurück, der bei den Eulen längst einer der Leistungsträger ist und in der kommenden Saison zum TVB Stuttgart wechseln wird. Die Fortentwicklung des wurfgewaltigen Mannes aus dem rechten Rückraum war durch die gute Ausbildung möglich, die er in den Trainingseinheiten mit der Startruppe der Löwen erhalten hat. Es tun sich auf allen Gebieten große Unterschiede zwischen den Klubs auf, die sich letztlich wenig überraschend auch in der Tabelle widerspiegeln. Auf der Geschäftsstelle der Löwen sind elf Angestellte damit beschäftigt, einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Von ähnlichen Bedingungen sind die Eulen und ihr Geschäftsführer Marcus Endlich weit, weit entfernt. Der Hauptgrund dafür ist das zur Verfügung stehende Budget. Mit etwa einer Million Euro müssen die Eulen den Bundesliga-Betrieb auf die Beine stellen, die Löwen kratzen inzwischen an der Neun-Millionen-Marke. Die beiden bestbezahlten Akteure der Löwen dürften in etwa das Budget verschlingen, dass bei den Ludwigshafenern für die komplette Mannschaft zur Verfügung steht. Es ist also kein Wunder, dass die Löwen seit 2005 ununterbrochen in der Bundesliga spielen, zuletzt zwei Mal den Gewinn der Meisterschaft feierten und vor wenigen Wochen erstmals auch den DHB-Pokal in den Händen hielten. Für die Eulen hat es in zwei Bundesliga-Spielzeiten noch nicht zum Klassenerhalt gereicht und im Moment kämpft die Mannschaft von Ben Matschke gegen den dritten Abstieg im dritten Jahr in der ersten Liga an. Dabei werden die Eulen durchschnittlich von mehr als 2000 Zuschauern unterstützt, die in der Ebert-Halle für eine tolle Atmosphäre sorgen. Der Underdog hat einen Vorteil in der eigenen Halle, doch wenn man bedenkt, dass die Löwen alleine 4000 Dauerkarten verkauft haben, wird die Diskrepanz der Möglichkeiten deutlich. Bei den Topspielen ist die SAP Arena mit mehr als 13.000 Fans ausverkauft, der durchschnittliche Besuch liegt bei mehr als 8000. In der Bundesliga hatten die Löwen bis zur 23:24-Pleite am Donnerstag 20 Monaten lang alle Spiele gewonnen und deshalb wäre es ein mittelgroßes Wunder, wenn die Eulen morgen triumphieren würden. „Die Löwen müssten ihr schlechtestes Spiel machen und wir unser bestes“, sagt Schmidt. Aber selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass es für den Aufsteiger reicht. Die bisherigen beiden direkten Duelle in der Mannheimer Arena gingen für die Eulen mit zwölf (26:38) und 16 Toren (21:37) verloren – eine hohe Niederlage wäre erneut ein erwartbares Resultat. Damit will sich Schmidt aber noch nicht abfinden. „Wir haben auswärts auch schon gezeigt, dass wir mithalten können, zum Beispiel in Magdeburg eine starke Leistung gezeigt“, sagt der Rückraumspieler. Körperlich werden seine Kollegen und er voll dagegenhalten, reichen wird es in dem Duell „David gegen Goliath“ aber wohl trotzdem nicht.

Moderne Multifunktionshalle: die SAP Arena.
Moderne Multifunktionshalle: die SAP Arena.
In die Jahre gekommen: die Ebert-Halle.
In die Jahre gekommen: die Ebert-Halle.
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