Die Kirchenkolumne aus der Stadt Eine besondere Plakatkampagne

Pfarrerin Cornalie Zeißig.
Pfarrerin Cornalie Zeißig.

Vor jeder bevorstehenden Wahl verwandeln sich unsere Stadtteile in Werbeflächen. Auf Tausenden von Plakaten lächeln uns Gesichter entgegen und versuchen, unser Vertrauen zu gewinnen – durch ihre Ausstrahlung und durch einen treffsicheren Spruch. Doch Halt! – was lese ich denn hier? „Wir trinken auf das Leben.“ Diese Parole wird es nicht schwer haben, auf Zustimmung zu stoßen. Fröhlichkeit und Unbeschwertheit können wir jetzt alle brauchen.

Aber welche Partei hat sich denn das auf die Fahnen geschrieben? Einen Hinweis gibt der Untertitel: „Purim beziehungsweise Karneval“. Ein Fest aus der jüdischen und ein Fest aus der christlichen Tradition begegnen sich. Jedenfalls im Kopf, denn Fasching fand dieses Jahr wohl nicht wirklich statt. Ein Wahlplakat ist das nicht, so viel ist schon mal klar. Ich fange an zu grübeln, was die beiden Feste verbindet. Das Verkleiden spielt bei beiden eine Rolle, Ausgelassenheit und Süßigkeiten. Manchmal, so erfahre ich, fallen diese beiden besonderen Festzeiten auf dieselben Tage. Ich stelle mir vor, wie ich an Purim, das Freitag gefeiert wurde, den jüdischen Familien mit ihren verkleideten Kindern begegne und ihnen zurufen würde: „L’chaim – Trinken wir auf das Leben!“

„Weitet meinen Horizont“

Die ökumenische Plakatkampagne „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“ weitet meinen Horizont. 14 Plakate werden die enge Verbundenheit der beiden Religionen veranschaulichen. Wer sich auf diese Entdeckungsreise einlässt, staunt ein ganzes Jahr lang über viel Gemeinsames und sieht auch klarer, was Judentum und Christentum unterscheidet. Eine wunderbare Idee, den reichen Schatz der gemeinsamen Geschichte und religiösen Traditionen in unseren Alltag zu tragen. Alle vier Wochen passend zur jeweiligen Festzeit ein neues Plakat aufzuhängen als Hingucker, als Ausrufe- oder Fragezeichen, als Quiz. Machen Sie sich doch einfach selbst auf den Weg und finden Sie heraus, welche Motiv ab dem 1. März an der Reihe ist.

Die Autorin

Cornelia Zeißig (55) ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde Ludwigshafen-Nord, Friedenskirche.

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