Ludwigshafen Ein Wunschfilm und fünf Inselpremieren

Großes Kino und auch durchs Fernsehen beliebte Gesichter: Zum zehnten Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel kommen die Stargäste Edgar Reitz, gerade mit dem Deutschen Filmpreis geehrt, sowie Anna Loos und Jan Josef Liefers: Das Schauspieler-Paar erhält beim Jubiläumsfestival von 18. Juni bis 6. Juli den Schauspielpreis. Im Wettbewerb um den Filmkunstpreis stehen 18 Filme, teilte das Festival gestern mit.

„Der deutsche Film kann eigensinnig, unberechenbar, ungeschliffen, waghalsig, ungezähmt, erschütternd sein. Er kann frei sein. Darum darf er nicht instrumentalisiert, zu Tode poliert und durch Sicherheitsformeln stranguliert werden.“ So aufmüpfig begann 2005 das erste Festival des deutschen Films: mit einem Manifest. „Bereiten wir den Weg für einen Aufruhr der Phantasie“, hieß es weiter. Ganz so kämpferisch geht es seither auf der Parkinsel zwar nicht mehr zu, doch das Festival ist zur Erfolgsgeschichte geworden. Auch wenn nicht nur nagelneue Filme laufen und auch Fernsehproduktionen um den Filmkunstpreis wetteifern dürfen. Dieses Jahr etwa ist ein neuer „Tatort“ mit Ulrich Tukur und viel Blut im Wettbewerb. Und das Festivalteam um Direktor Michael Kötz wagt sogar, mit einer Komödie zu eröffnen, die bereits auf DVD vorliegt: „Global Player“ von Hannes Stöhr. Doch zeigte schließlich das besonders besucherreiche Festival 2012, als die zum Auftakt gezeigte TV-Komödie „Blaubeerblau“ zum Hit wurde: Das Publikum ist aufgeschlossen. Wenn ein Film gefällt, strömen die Massen. Denn so schön wie auf dem Festival ist es weder am heimischen Fernseher noch im Programmkino. 64.000 Besucher kamen 2013. Zum Jubiläum zeigt das Festival denn auch in der Reihe „Wiedersehensfilme“ noch einmal Favoriten wie „Blaubeerblau“, „Ein Tick anders“ des Pirmasenser Regisseurs Andi Rogenhagen oder „Renn, wenn du kannst“. Aus sieben Filmen darf sich das Publikum zum „Festivalgeburtstag“ am 19. Juni per „Klatschomat“ einen Favoriten aussuchen. Dieser Film läuft dann sogleich an dem Festtag, der mit vielen Spielen im Stil eines Kindergeburtstags zum Zehnjährigen gefeiert werden soll. Im Wettbewerb selbst stehen 18 Filme, fünf davon sind Weltpremieren. Dazu gehört etwa „Der Andi ist wieder da“ von Friederike Jehn, die 2009 mit „Weitertanzen“ bereits den Hauptpreis gewann. Eine noch nie zuvor gezeigte „Inselpremiere“ ist auch „Ohne Dich“ mit Katja Riemann, die erneut auf die Parkinsel kommen möchte. Im Wettbewerb zu sehen sind daneben auch einige Filme, die bereits erfolgreich auf der Berlinale liefen wie Dietrich Brüggemanns „Kreuzweg“, Edward Bergers „Jack“ oder Volker Schlöndorffs „Diplomatie“. Ebenso im Rennen sind einige im Kino bereits gestartete Filme, die aber nicht den verdienten Erfolg hatten, darunter die Romanverfilmung „Westen“ mit Jördis Triebel, die dafür gerade den Deutschen Filmpreis als beste Schauspielerin gewonnen hatte. Gleich drei Deutsche Filmpreise gab es Freitagabend für den großen Rheinland-Pfälzer Edgar Reitz, dem das Festival einen Ehrentag bereitet: Am 29. Juni läuft sein als bester deutscher Film 2013/14 ausgezeichnetes Epos „Die andere Heimat“. Edgar Reitz führt selbst in den Film ein, ein Filmgespräch folgt. Neben dem Wettbewerb gibt es zum Jubiläum gleich zwei Reihen unter dem Titel „Lichtblicke“: Die erste umfasst fünf neue Beiträge, darunter Moritz von Uslars Film zum Buch „Deutschboden“ , eine lakonische Exkursion in ostdeutsche Provinz, oder „Familienfieber“ von Nico Sommer, dessen Vorgängerstreifen „Silvi“ im vergangenen Jahr in Ludwigshafen für das Schauspiel von Lina Wendel ausgezeichnet worden war. Die Reihe „Lichtblicke im Kino“ wiederum widmet sich zwölf Filmen, die schon einen kleinen Kinostart erlebten. Hier laufen die irrwitzige Komödie „Über-Ich und Du“, Mario Adorfs „Der letzte Mentsch“, der Eröffnungsfilm „Global Player“, oder die rabenschwarze Satire „Finsterworld“. In beiden letztgenannten Filmen spielt Christoph Bach mit, der auch noch ein drittes Mal dabei ist: im Wettbewerbsfilm „Dyslexie“.

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