Ludwigshafen Die Schwester als Vorbild
Ludwigshafen. Mit Alexander Falk reift bei den Handballern der TSG Friesenheim ein weiteres großes Talent heran. Der 17-Jährige ist Leistungsträger des A-Jugend-Bundesliga-Teams. Sein Traum ist die Teilnahme an der U19-WM im August in Russland. Vom 23. bis 26. März nimmt der Oggersheimer erneut an einem Nationalmannschafts-Lehrgang teil.
„Ich wollte immer besser sein als meine Schwester“, erzählt Alexander Falk. Ob er das momentan schon ist, ist in diesem „Geschwisterkampf“ schwer zu beurteilen – auch für ihn selbst. Der 17-Jährige schaut, als habe man ihn gerade gefragt, wen er für den besseren Squash-Spieler halte, Mohamed Elshorbagy oder Grégory Gaultier, die Nummer eins und zwei der Weltrangliste. „Wer von uns beiden besser ist?“, fragt Falk, überlegt einen Moment, einen langen Moment und antwortet dann: „Ich glaube, ich bin erst besser, wenn ich höher gespielt habe als sie.“ Seine Schwester Anja, mittlerweile 25, spielt eine wichtige Rolle im Handballerleben von Alexander Falk. Eine sehr wichtige sogar. Nicht nur als Ratgeberin („Sie hat ja auch Ahnung“) und in gewisser Weise auch als Vorbild, sondern vor allem als Katalysator. Ohne sie wäre der Linkshänder vermutlich nie beim Handball gelandet. Als sie, die acht Jahre älter ist, in der Jugend für die TSG Friesenheim auflief, war der kleine Alexander immer dabei und warf in der Pause der Partien Bälle auf das Tor. Irgendwann sagte Anja zu ihrem Bruder: „Probiere es doch mal aus.“ Alexander Falk probierte es dann mal aus, auch wenn die Anfänge im Alter von fünf, sechs Jahren bei der TSG Friesenheim nicht so leicht waren: „Zu Beginn musste man mich ein bisschen zwingen, ins Training zu gehen“, erzählt der Oggersheimer: „Da hatte ich ein bisschen Angst.“ Es hat ihm dann aber recht schnell Spaß gemacht. Und es zeigte sich dann auch im Laufe der Zeit, dass er ähnlich talentiert ist wie seine Schwester, die mal zu einer Sichtung des Deutschen Handballbundes (DHB) eingeladen war und zwei Jahre in der Dritten Liga für Mainz-Bretzenheim spielte. „Ich muss es also mindestens in die Zweite Liga schaffen, wenn ich mal besser sein will“, sagt der 17-Jährige. Er ist momentan auf einem guten Weg dahin. Bei der Südsichtung des DHB für die Jahrgänge 1997 und jünger berief ihn Nachwuchs-Bundestrainer Christian Schwarzer vor zwei Jahren ins Allstar-Team, Ende des vergangenen Jahres debütierte Falk in der Nachwuchs-Nationalmannschaft, Ende März diesen Jahres ist er bei einem Lehrgang der U19 dabei, darf also auf einen Teilnahme an der WM im August hoffen. Falk, 2013 mit der B-Jugend der TSG Vierter der Endrunde um die deutsche Meisterschaft, ordnet dem Sport momentan vieles unter, er lebt aber auch seinen Traum. Seinen Traum, der ihn im Idealfall bis ganz nach oben führen soll: Bis in die Bundesliga, am liebsten mit der TSG Friesenheim, vielleicht auch bis in die A-Nationalmannschaft. Er bringt dafür viele Eigenschaft mit: Selbstbewusstsein, Ehrgeiz, die Bereitschaft zur Selbstkritik. Er weiß aber auch, dass viel von Glück und anderen Faktoren anhängt, die er nur bedingt beeinflussen kann. „Ich schätze das alles realistisch ein“, sagt Falk: „Aber der Sport ist meine größte Leidenschaft. Ich kann mir ein Leben ohne Sport nicht vorstellen. Daher habe ich mich irgendwann bewusst für den Weg in den Leistungssport entschieden.“ Trotz des bislang recht geradlinigen Weges nach oben, trotz einer Karriere als „Spätstarter“, wie er sich bezeichnet, auf der Überholspur, bildet sich der Zehntklässler des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums Edigheim nichts auf seine Erfolge ein. Im Gegenteil: Er macht eher den Eindruck, als sei es ihm unangenehm, wenn man ihn als Leistungsträger der A-Junioren der TSG Friesenheim bezeichnet. Und wie toll die Zeit bei der Nationalmannschaft war und ist („Mit dem ersten Länderspiel ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“), erzählt er erst nach mehrmaliger Nachfrage. Übrigens: Seine Schwester hat vor zwei Jahren ihre Handballkarriere beendet, sie kann sich also nicht mehr verbessern. Es liegt also alleine an Alexander Falk, es so weit nach oben zu schaffen, dass er eines Tages sagen kann, er ist besser.