Ludwigshafen Der Späteinsteiger

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Maxdorf. In seinem ersten Training war Simon Völker ziemlich überfordert. Der Trainer rief die ganze Zeit englische Fachbegriffe durch die Halle, die die Jungs, mit denen Völker gerade das erste Mal trainierte, verstanden und umsetzten. Der heute 19-Jährige hingegen verstand wenig bis nichts, konnte daher auch wenig bis nichts umsetzen. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, erinnert er sich. Er ist dann an einen Korb am Rand der Halle gegangen und hat den Rest des Trainings Korbleger geübt. Diese Anfänge sind gerade einmal vier Jahre her. Erst da begann Völker mit dem Basketballspielen, weil er beim Fußballspielen nicht mehr so den Spaß hatte. Wenn man allerdings erst im Alter von 15 Jahren mit einer Sportart beginnt, sind Träumereien in der Regel illusorisch. „In die NBA werde ich es nicht mehr schaffen“, sagt Völker. Für die ganz große Karriere hat er zu spät begonnen. Völker will nun einen Schritt nach dem anderen gehen, es zumindest in die Erste Regionalliga schaffen. Ein Blick zurück macht ihm Mut: „Als ich vor vier Jahren begonnen habe, habe ich von der NBBL gehört. Ich dachte damals, die ist unerreichbar“, sagt Völker: „Dann habe ich sie doch erreicht.“ Seine Entwicklung in den vergangenen vier Jahren ging schnell – was wohl neben der vorhandenen Begabung auch daran liegt, dass Völker sehr hart an sich arbeitet. Nach einem Jahr bei der TG Worms, wohin in ein Freund mitgenommen hatte, mit dem er immer in den Pausen auf dem Schulhof auf den Korb geworfen hatte, wechselte Völker im Sommer 2013 zur TSG Maxdorf in die U17. „Ich war damals nicht der Überflieger, der alles konnte“, sagt der Schüler des Rudi-Stephan-Gymnasiums Worms. Aber er entwickelte sich. Schritt für Schritt. Er spielte bald nicht nur für die Maxdorfer U17, sondern auch für den TSV Towers Speyer-Schifferstadt in der Landesliga. Vor allem die Partien als 16-Jähriger gegen Männermannschaften haben ihn enorm weitergebracht. „Wenn man zum Korb zieht, stehen einem Schränke im Weg“, sagt Völker. Er musste Wege finden, die Schränke zu umgehen, um zu punkten. Und er fand diese Wege. In der folgenden Saison, der Spielzeit 2014/15, war er dann für die SG TSG Maxdorf/LSV Frankenthal in der Bezirksliga und für die BIS Baskets Speyer in der NBBL aktiv. Es war für den Bechtheimer ein Lehrjahr. Er kam wenig zum Einsatz. Für Maxdorf oft nur zehn Minuten, für Speyer manchmal auch nur 30 Sekunden in der Schlussphase – wenn er überhaupt im Kader stand. „Ich war frustriert, weil man immer spielen will“, sagt Völker. Er hat versucht, das Beste aus seiner Situation zu machen: Sich in der kurzen Zeit auf dem Parkett bestmöglich zu präsentieren und versucht, sich bei den guten Akteuren etwas abzuschauen: „Auch vom Zuschauen kann man einiges lernen“, glaubt Völker. Gelernt scheint er auf jeden Fall etwas zu haben. Denn in dieser Saison läuft es deutlich besser für den 19-Jährigen. Bei den BIS Baskets ist er Back-up-Pointguard mit recht viel Einsatzzeit. Und auch für die SG Maxdorf/Frankenthal steht er rund die Hälfte der Spielzeit auf dem Parkett. Völker investiert viel Zeit für den Basketball. Er hat bis zu sechsmal Training die Woche, dazu kommen ein bis zwei Spiele. Teilweise ist er mit dem Zug eineinhalb Stunden zu den Übungseinheiten unterwegs – einfach. „Ich mache das gerne, weil ich Basketball liebe. Ohne Sport könnte ich nicht“, sagt Völker. Er lernt dann auf der Zugfahrt schon mal für eine Klassenarbeit. Aber der Sport gibt ihm eben auch unglaublich viel. Vergangene Saison spielte er mit den BIS Baskets Speyer im Münchener Audi Dome gegen den Nachwuchs von Bayern München. Im Audi Dome trägt auch die Bundesligamannschaft ihre Heimspiele aus. „Das war schon beeindruckend“, sagt Völker. Trotz einer deutlichen Niederlage. Und beeindruckend ist es irgendwie auch, dass einer von solchen Ereignissen berichten kann, der erst vor vier Jahren mit dem Basketball begonnen hat.

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