Ludwigshafen Der Mississippi ist zu breit

Mit Tommie Harris war ein Musiker bei der Elville Blues Band zu Gast, der den Blues der Gegenwart als Sänger und Schlagzeuger mitgeprägt hat. Der Amerikaner wirkte bei vielen weiteren Spielarten der Black Music mit, von Soul bis Funk. Auch bei der Session im Kulturzentrum Das Haus in Ludwigshafen unterstrich er seinen Vielseitigkeit.

„My last Boss“ nennt Harris den legendären Luther Allison. Für ihn spielte er als Schlagzeuger in dessen letzter Band. Und mit einem Song von Luther Allison eröffnete Harris auch seinen Auftritt: „Soul fixing Man“ ist ein Beispiel für den urbanen Blues, wie er in Chicago von Allison gespielt wurde. Harris verfügt als Sänger über eine markante Bluesphrasierung. Und die Band war beim Stop Chorus mit kräftigem Wumms dabei, während Harris über die Pause nach dem Akkord weiter die Geschichte sang von dem Mann, dessen einziger Glanz im Leben vom Schuhputzer kommt. Auch die anderen Protagonisten der Songs haben den Blues nicht ohne Grund. In „Evil“ ist der Sänger vom Schicksal gebeutelt und hat auch in der Liebe keinen Grund zur Freude: „Bad Love“ ist ein Moll-Blues, in dem die Frau den Sänger schändlich hintergeht. Und wenn er mal eine Lady in Aussicht hat, ist es „The Woman across the River“, die Frau auf der anderen Seite des Flusses – was beim Mississippi schon was heißen will. Harris wurde 1939 in Birmingham in Alabama geboren, einem US-Staat, der für Rassentrennung und Hass auf die schwarze Bevölkerung berüchtigt war. Harris sang in der Kirche, war dann als Gospelsänger unterwegs. Er kam nach Chicago, als sich dort die Bluesmusiker aus dem Süden trafen, in der Hoffnung auf bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Dort lernte er Muddy Waters, Jimmy Reed und eben auch Luther Allison kennen und spielte für viele Bluesgrößen Schlagzeug. Harris ging zur Armee und wurde Anfang der 1970er Jahre in Europa stationiert. Nach seinem Dienst blieb er in Deutschland. Die Verbindung zur Metropolregion entstand über den Heidelberger Gitarristen Martin Czemmel, den Harris in der Luther Allison Band getroffen hatte. Bei Harris Besuch im Haus war die Elville Blues Band wieder einmal bestens aufgelegt. Da diesmal kein Gitarrist zu Gast war, hatte Stammgitarrist Tom Schaffert mehr Raum und den nutzte er bestens für mitreißende Soli. Auch Tom Karb an den Tasten ließ sich nicht lumpen. Sängerin Marion La Marché sang sich bei „I’d rather go blind“ die Seele aus dem Leib. Die Rhythmusabteilung mit Bonnie Batzler (Bass) und Sam Sommer (Schlagzeug) groovte bestens. Auch bei ungewöhnlichen Rhythmuswechseln, etwa von geradem Funk zu triolischem Shuffle, blieb man locker in der Spur. Harris hatte mit der Elville Blues Band viel Spaß. Besonders spannend war seine Soloimprovisation, bei der die Band auf sein Zeichen einen Akkord hinhauen musste. Man hätte glauben können, dass Harris schon ewig mit der Band zusammenspielt.

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