Ludwigshafen Den Chef abgeschafft

Die Arbeitswelt wird sich radikal verändern, sagen Experten wie Hanno Burmester voraus.
Die Arbeitswelt wird sich radikal verändern, sagen Experten wie Hanno Burmester voraus.

Weil die 2017 gestartete Veranstaltungsreihe „LU.Digital“ bei Unternehmen auf große Resonanz gestoßen ist, wird sie in diesem Herbst fortgesetzt. Unter dem Titel „Digitaler Wandel – Unternehmen neu denken“ hat sich die jüngste Ausgabe im Kunstverein vor rund 100 Wirtschaftsvertretern mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur beschäftigt.

„Das Interesse war sehr groß. Zu den bisher fünf Veranstaltungen 2017 kamen über 700 Gäste. Da noch nicht alle Themen behandelt sind, wollten wir das fortsetzen“, informierte Klaus Dillinger (CDU) als Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG). Die Veranstaltungen mit Vortrag, Diskussion und lockerem Austausch richten sich insbesondere an kleine und mittelständische Unternehmen aus der lokalen Wirtschaft und sollen auch zur Vernetzung untereinander dienen. Welchen enormen Einfluss die Digitalisierung auf die Arbeitsorganisation und innere Führung von Unternehmen haben wird, machte Unternehmensberater und Autor Hanno Burmester deutlich. „Wir erleben gerade einen massiven Wandel in der Arbeitswelt und der Arbeitsorganisation“, stellte Burmester fest, der Mitglied einer Berliner „Denkfabrik“ ist. Seine Beratungs-Dienstleistung für Unternehmen gelte daher vor allem der kulturellen Seite der Digitalisierung, machte er an Beispielen klar. So habe im Konzern Bosch in Stuttgart ein Team seinen „Chef“ nicht mehr neu besetzt, sondern abgeschafft. Die Unternehmensleitung habe dem zugestimmt aufgrund der Erkenntnis: In der bestehenden Hierarchiekette dauerten Entscheidungen zu lang. Mehr Flexibilität und Schnelligkeit durch Selbstorganisation seien daher die Schlagworte, die viele Unternehmen umtreiben, so Burmester. Pyramidenförmige Hierarchie-Strukturen müssten dafür verschwinden. Dies führe jedoch besonders in „alten“ Unternehmen zu Konflikten, hat der Berater beobachtet. Für den Frankenthaler Pumpenhersteller KSB biete die Digitalisierung große Chancen in der Kommunikation mit Kunden wie Mitarbeitern, machte Digitalbeauftragter Thomas Paulus in der folgenden Podiumsdiskussion deutlich. Es gehe darum, das Vorhandene zu bewahren und zu transformieren, meinte er. René Chassein, Technischer Vorstand des Energieversorgers Pfalzwerke, betonte, dass sich das Unternehmen mit Sitz in Ludwigshafen für die nötigen Veränderungen wappne. Der Kunde werde in den Mittelpunkt gestellt. Dass es durch die automatisierte Bearbeitung von Anträgen Mitarbeiter gebe, deren Arbeit „überflüssig“ sei, räumte Ulrich Link von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ein. „Die sind trotzdem wichtig. Wir müssen sie mit Weiterbildung fit machen für andere Aufgaben“, betonte er. Allerdings könne niemand dazu gezwungen werden, daher werde es bei den Pfalzwerken einen Weg der drei oder vier Geschwindigkeiten geben, meinte Chassein dazu.

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