Ludwigshafen Café Asyl feiert zehnten Geburtstag

Gute Stimmung: Besucher des Sommerfestes im Kirchhof.
Gute Stimmung: Besucher des Sommerfestes im Kirchhof.

Es war das erste seiner Art in Ludwigshafen: Das Café Asyl in Mundenheim feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen mit einem Sommerfest im Kirchhof.

Nach wie vor ist der Treffpunkt jeden Dienstag geöffnet und für Geflüchtete aus vielen Ländern eine wichtige Anlaufstelle auf der Suche nach Hilfe zur Überwindung von bürokratischen Hürden. Beim Sommerfest am Samstag gab es bei schönstem Wetter allerdings keine Alltagsnöte, sondern nur lachende Gesichter. Neben der Kirche luden Tische und Bänke zum Verweilen ein, mit Live-Musik, einem langen Buffet mit internationalen Speisen und Spielen für die Kinder stellte sich bei den Besuchern die gute Laune von selbst ein.

„Im Moment gibt es wenig neue Ankömmlinge. Die meisten Besucher des Treffpunkts sind alte Bekannte“, erzählt Vera Klaunzer. Die Einrichtungsleiterin des Gemeindepädagogischen Dienstes schätzt, dass es derzeit rund 150 Geflüchtete sind, die mehr oder weniger häufig vorbeikommen. Darunter finden sich kaum Ukrainer. Diese hätten einen eigenen Treffpunkt im Stadtteil Süd. Das Gros der Flüchtlinge im Café Asyl stammt laut Klaunzer aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Eritrea und Somalia.

Mitbegründer feiern mit

Fast alle Treffpunkte in der Stadt hatten wegen der Pandemie schließen müssen. Nur das Café Asyl habe fast durchgehend vor Ort eine Beratung anbieten können. Die 39-jährige gebürtige Tirolerin hat die Leitung des Treffs vor einem Jahr von Uwe Lieser übernommen, der das Café Asyl 2012 mit aufgebaut hat und 2021 in den Ruhestand gewechselt ist.

Bei der Gründung dabei war neben Lieser das damalige Mundenheimer Pfarrer-Paar Arne und Mirjam Dembek. Die Initiative sei von Angelika Geist von der diakonischen Flüchtlingsberatung ausgegangen. „Sie hatte die Idee, einen Treff einzurichten. Die ehemaligen Jugendräume standen leer und konnten genutzt werden. Sehr schnell wurde es recht voll“, erinnert sich Arne Dembek. Dank des Einsatzes vieler Ehrenamtlicher und Kirchenmitarbeiter habe es aber gut geklappt. Als 2015 die Flüchtlingswelle einsetzte, sei der Treff in seiner Struktur gut aufgestellt gewesen.

Flüchtlinge helfen Flüchtlingen

Wie Dembek ist auch Lieser anlässlich des Sommerfests an die alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. „Vorher waren es vielleicht 40 Besucher im Treffpunkt, 2015 kamen dann plötzlich 100 und mehr. Die Leute hatten praktisch nichts und brauchten alles“, erinnert sich Lieser. Zunächst hätten Ehrenamtliche versucht, mit Flohmärkten das Nötige aufzutreiben. „Die Ehrenamtlichen sind der Schatz der Einrichtung. Aber irgendwann konnten wir es nicht mehr schultern und haben uns auf die Punkte Beratung, Bildung und Begegnung zurückbesonnen“, schildert er diese Zeit. Eine wichtige Rolle hätten dabei schon länger hier lebende Flüchtlinge gespielt, die sich als Sprachvermittler engagierten.

Einer dieser „Brückenbauer“ ist Mohammad Bapiri, der neben Kurdisch und Persisch auch gut Deutsch spricht. Wie er erzählt, ist er iranischer Kurde und 2017 geflüchtet, weil er sich dem protestantischen Glauben anschließen wollte. Ein Religionswechsel sei für einen Muslim im Iran jedoch streng verboten. In Mundenheim ist er inzwischen auch im Presbyterium der evangelischen Gemeinde aktiv. „Ich finde das Café Asyl toll, habe hier sehr gute Erfahrungen gehabt“, lobt er die Einrichtung.

Wie Klaunzer berichtet, sind die Probleme vieler neu ankommender Flüchtlinge auch heute noch dieselben wie damals. Das größte davon sei die Bürokratie. Es gebe zwar eine Webseite für die Terminvereinbarung mit der Ausländerbehörde. Aber auf eine Anmeldung folge die Antwort „Wir melden uns“. „Das ist aber noch bei niemand passiert in den letzten Wochen“, zeigt sich Klaunzer etwas ratlos.

Der Treff

Café Asyl jeden Dienstag, 16 bis 18 Uhr, im Garten der protestantischen Christus-Kirchengemeinde Mundenheim, Kirchplatz 3

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