Ludwigshafen „Bei uns ist niemand austauschbar“

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Herr Schmidt, als ich eben im Büro der Prinzen angerufen habe, sind Sie direkt ans Telefon gegangen. Ohne Pressesprecher, Management oder Veranstalter dazwischen. Das ist sehr ungewöhnlich.

Wir haben uns im Jahr 2000 von unserem letzten Management getrennt und machen seitdem alles selbst. Alles? Auch Gagen verhandeln, Hotelzimmer buchen oder Autogrammkarten versenden? Ja, alles. Eigentlich ist das seit 18 Jahren eine Übergangslösung. Aber irgendwie passt es auch zu unserer Band. Und wer entscheidet darüber, wer ein Interview gibt, wenn eine Anfrage kommt? Wir haben mit Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel zwei wunderbare Leadsänger – Frontschweine, wie ich immer sage –, hinter denen wir anderen uns auf der Bühne ganz gut verstecken können. Da möchte ich gar keine großen Reden halten. Aber Interviews gebe ich ganz gerne. Es gehört zum Facettenreichtum der Prinzen, dass wir alle sieben auch ein bisschen unterschiedlich sind. Das ist auch für viele Fans interessant. Sieben? Sind es nicht fünf Prinzen? Streng genommen sind wir sieben, weil unser Bassist und unser Schlagzeuger auch schon von Anfang an dabei sind. Wir sind seit 28 Jahren in Originalbesetzung. Und da ist auch niemand austauschbar – das ist schon eine Besonderheit. Eine Plattenfirma hat vor vielen Jahren entschieden, dass wir auf den Autogrammkarten nur zu fünft zu sehen sind, um die Fans nicht zu verwirren. 28 Jahre – Wahnsinn. So alt sind Sie ja noch gar nicht. Vier von uns waren ja schon im Thomanerchor zusammen. Wir kennen uns seit über 40 Jahren. In der Zeit, in der wir die großen Hits hatten wie „Küssen verboten“ oder „Alles nur geklaut“ und ein Starschnitt von uns in der „Bravo“ erschienen ist, wurde ich immer gefragt: Was machst du, wenn es mal mit den Prinzen vorbei ist? Meine Antwort war immer: Wenn ich anfange, mir darüber Gedanken zu machen, ist das ja schon der Anfang vom Ende. Jetzt planen wir schon unser 30. Bandjubiläum 2021. Zugegeben, das hätten wir 1991 selbst nicht gedacht. Was machen Sie, wenn es mal mit den Prinzen vorbei ist? (Lacht.) Mindestens zwei Jahre geht es ja noch weiter bis zum Bandjubiläum. Und dann ... Ab wann kann man in den Vorruhestand gehen? Wie kamen Sie zu den Prinzen? Das ist eine lange Geschichte, die in den Irren und Wirren der Wendezeit spielt. Ich kam 1989 für ein anderes Mitglied, das republikflüchtig geworden ist, zur Urformation Herzbuben. Ein weiteres Mitglied wurde zur Nationalen Volksarmee eingezogen und wurde dann ebenfalls republikflüchtig. Ich sollte eigentlich nur für ein halbes Jahr einspringen. Welche Rolle haben Sie in der Band? Wir sind sehr demokratisch, und da geht es bei Diskussionen auch mal heiß her, es wird lauter, oder im Proberaum fliegt eine Tür zu. Worüber wird da gestritten? In welche Fernsehsendung gehen wir, welche Setliste haben wir bei der Kirchentour. Solche Dinge. Ich bin relativ uneitel und ein ruhender Pol, denke ich. Man hat mich schon eine Friedensrübe genannt. Das kommt vielleicht noch vom Thomanerchor – mit 90 Jungs jeden Tag zusammenzusein, das prägt. Dass Sie jetzt in Kirchen spielen, ist eine Rückkehr zu Ihren Wurzeln? Seit ich als Zehnjähriger in den Thomanerchor gekommen bin, stehe ich jede Woche in einer Kirche auf der Bühne. Das ist für uns schön und für die Gemeinden. Dass eine lange Schlange vor der Kirche steht, kennen die Pfarrer sonst nicht. Ich gehe selbst deutlich öfter als an Weihnachten in die Kirche, und da sind die meisten 60 plus. Pflegen Sie eigentlich Ihre Stimme? Zu meiner Schande muss ich gestehen: Nein. Man spricht über Gelenke und Rücken, aber die Stimme ist auch ein Organ, um das ich mich eigentlich kümmern sollte. Ich rauche sogar. Aber wenn wir proben und ich wieder jeden Tag viel singe, dann funktioniert die Stimme auch wieder. Wollen wir noch über Fußball sprechen? Gerne, das ist mein Lieblingsthema. Für Ihren Lieblingsverein Schalke 04 läuft es in dieser Saison nicht ganz optimal. Das ist eine starke Untertreibung. Mit 27 Punkten ist meines Wissens noch niemand in der Bundesliga geblieben, und aus den Spielen gegen Hoffenheim und Dortmund sollte man nicht unbedingt sechs Punkte einplanen. Ich hoffe, dass sie nicht Relegation spielen müssen. Auf der Tour werde ich mir sicher noch einiges anhören müssen. In Leipzig haben Sie ja jetzt auch einen Bundesligaverein ... Auf den möchte ich nicht angesprochen werden. Termin Zum vierten Mal nach 2013, 2015 und 2017 spielen Die Prinzen in der Ludwigshafener Friedenskirche: am Donnerstag, 30. Mai (Christi Himmelfahrt), 19.30 Uhr. Karten gibt es unter www.kulturkirche-ludwigshafen.de. Auf der Seite sind auch alle Vorverkaufsstellen aufgelistet.

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