Ludwigshafen Baustelle Orffstraße: Zwischen Fortschritt und Frust

Seit wenigen Tagen gesperrt: die Orffstraße.
Seit wenigen Tagen gesperrt: die Orffstraße.

In Ludwigshafen wimmelt es geradezu von Großbaustellen. Aber auch in so mancher Seitenstraße tut sich einiges. Etwa in der nur wenige Hundert Meter langen Orffstraße in Süd, wo gerade zwei Projekte gleichzeitig laufen. Einerseits ist der sichtbare Fortschritt ein gutes Signal für den Stadtteil, andererseits sorgen Absperrungen für Frust. Nicht nur bei Anwohnern.

„Extrem angespannt“ nennt Süd-Ortsvorsteher Christoph Heller die Situation, die er im Prinzip von seinem Küchenfenster aus beobachten kann. Der CDU-Politiker wohnt gleich um die Ecke in der Roonstraße, wo auch sein Malerbetrieb angesiedelt ist. Ein Großteil der Orffstraße, in der es ohnehin beengt zugeht, ist durch rot-weiße Kunststoffgitter gesperrt. Aus Sicherheitsgründen umgibt zudem ein Metallzaun bis zum Gehsteig das Areal. Mittlerweile ist ein Baukran aufgestellt, der bis zu 29 Meter hoch ausgefahren werden kann. Eigentlich kann die kleine Straße mit zwei großen Mietshäusern und einem Sportstudio (American Fitness) dieses Aufkommen nicht vertragen.

„Unberechtigte Strafzettel“

Dass es bei der Errichtung für die dringend benötigte Kita Süd vorangeht – der Rohbau steht schon, der Innenausbau folgt – ist für Heller zwar ein ebenso gutes Zeichen wie der Beginn des Wohnprojekts „LU-Cityliving“, denn auch Wohnraum wird in dem über 30.000 Einwohner zählenden Stadtteil dringend benötigt. Aber dass nun beides parallel über die Bühne geht, sorgt auch für Frust, den Heller direkt vor Ort zu hören bekommt. Und der natürlich auch der RHEINPFALZ nicht verborgen geblieben ist.

Anwohner beklagen die aus ihrer Sicht unberechtigten Strafzettel hinter den Scheibenwischern ihrer Autos und fühlen sich von der plötzlichen Sperrung der Straße und Parkplätze etwas überrumpelt. „Ich habe nachts dort geparkt, da standen noch keine Verbotsschilder. Frühmorgens wurde dann gesperrt, und ich bekam ein Knöllchen. Dagegen werde ich vorgehen“, schildert beispielsweise der Inhaber eines Handyladens im Umfeld seinen Ärger. Und auch der Betreiber des Fitnessstudios ist alles andere als glücklich. Ihm gehen sieben Stellplätze für seine Kunden flöten, was ihn angesichts der Einbußen wegen Kündigungen infolge der Pandemie zusätzlich schmerzt. „Es geht hier um meine Existenz“, sagt er und hofft auf Unterstützung. Zumal die weiträumige Absperrung direkt vor seiner Haustür mindestens bis Ende Mai angekündigt ist. Dann soll der Rohbau stehen. Für Heller ist das eine sehr optimistische Einschätzung.

„Arbeite an Lösung“

Der Ortsvorsteher zeigt Verständnis für die Anlieger und ist mit dem Studiobetreiber in Kontakt. „Für ihn ist das eine Katastrophe“, sagt der 57-Jährige. Auch für die Anwohner und die vielen Mieter der Häuser in der Orffstraße sei die Situation sehr unbefriedigend. Nicht nur wegen der Parkplatznot. Die Baustellen verursachten ja darüber hinaus Lärm, Schmutz und eine Staubentwicklung. „Ich arbeite an einer Lösung“, versichert Heller. Die könnte so aussehen, dass im nur wenige Hundert Meter entfernten Parkhaus der Walzmühle ein Bereich für Anwohner und Kunden des Fitnessstudios reserviert wird – zu welchen Konditionen auch immer. Mit dem Walzmühle-Betreiber Pro Concept sei er deswegen bereits im Austausch, ebenso wie mit dem Bauunternehmen vor Ort, berichtet Heller. Noch sei aber nichts spruchreif. Mit einem Ergebnis rechnet er in den nächsten Tagen.

Bezugstermin Anfang 2023

Das Projekt „LU-Cityliving“ verspricht „urbanes und modernes Wohnen“, das seinen Preis hat. Entstehen sollen neun Eigentumswohnungen, die zwischen 345.000 und 639.000 Euro kosten. Bezugstermin soll laut dem Vermarkter „Engel & Völkers“ Anfang 2023 sein. Dadurch soll das Viertel aufgewertet werden. Es ist noch nicht lange her, da standen neben der Kita-Baustelle mehrere Garagen, die nicht gerade eine Zierde für die kleine Straße waren. Sie sind längst abgerissen. „Alles, was diesen Schandfleck ersetzt, ist grundsätzlich zu begrüßen“, sagt Heller zur vormaligen Konstellation.

Der Baustart für das fünfstöckig geplante „Stadthaus“ mit insgesamt 1350 Quadratmetern Wohnraum verzögerte sich durch die Pandemie erheblich. 70 bis 124 Quadratmeter groß sollen die „hellen, modernen und trendigen“ Zweieinhalb- bis Viereinhalb-Zimmer-Appartments werden, informierte die Heidelberger Hoti-Gruppe als Bauherrin und Investor, die das Projekt inzwischen veräußert haben soll. Der neue Investor ist bisher nicht in Erscheinung getreten.

„Von praktischen kleineren Wohnungen bis hin zur großzügigen Penthousewohnung“ war bei der Vorstellung des Projekts die Rede. Angesprochen fühlen sollte sich einer Hoti-Sprecherin zufolge „eine bunte Mischung der Gesellschaft“, sprich: „Familien und Pärchen, aber auch Alleinstehende, Senioren und Menschen mit Behinderung, da Wohnungen auch rollstuhlgerecht gebaut werden.“ Sie sprach von Eigentumswohnungen „mit hochwertiger Ausstattung“. Bezugsfertig sollten sie ursprünglich im Herbst 2021 sein. Die Hoti-Sprecherin rechnete mit insgesamt 25 Bewohnern. Ihren Angaben zufolge soll das Gebäude über eine Tiefgarage, einen Aufzug und einen Spielplatz verfügen.

Baggerarbeiten vor der Baugrube.
Baggerarbeiten vor der Baugrube.
Kann bis zu 29 Meter hoch ausgefahren werden: der Baukran.
Kann bis zu 29 Meter hoch ausgefahren werden: der Baukran.
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