Ludwigshafen Barocke Klanggewalt in zwei Kirchen
Zum dritten Mal fand am Pfingstmontag das Wandelkonzert in den beiden Kirchen im Ludwigshafener Stadtteil Ruchheim statt. Wieland Meinhold, der Thüringische Universitätsorganist in Weimar, bediente meisterlich im ersten Teil die Geib-Orgel in St. Cyriakus und nach der Pause die Walcker-Orgel in der protestantischen Kirche.
Über der Veranstaltung in den beiden Ruchheimer Kirchen wehte also ein ökumenischer Geist, und das Programm befand sich bei Wieland Meinhold in den besten Händen. Die Vortragsfolge hatte eine klare dramaturgische Linie: Es ging um die beiden Großmeister der Barockzeit, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, in ihren jeweiligen Umgebungen. Unter der Überschrift „Händel und Festliches aus England“ standen in der katholischen Kirche Musiken von Händel, der aufgrund seines Beitrags zum Musikleben auf der Insel zu einer Art britischen Nationalkomponisten avanciert war, englische Renaissance- und Barockwerke gegenüber. Den Schlusspunkt setzte ein Satz aus einer Suite von Henry Purcell (1659-1695), dem ersten authentischen schöpferischen Genie der englischen Musik. „Johann Sebastian Bach und seine musikalische Familie“ lautete dann der Titel des zweiten Teils, welcher der Musikerdynastie Bach gewidmet war. Zu hören gab es neben Kompositionen Johann Sebastian Bachs, darunter einem Standardwerk, der Toccata und Fuge in d-Moll, Stücke von Vorfahren, einem Vetter von ihm und von zwei seiner berühmt gewordenen Söhne: Wilhelm Friedemann (1710-1784) und Johann Christoph Friedrich (1732- 1795). Wie eingangs angedeutet, erfuhr das reizvolle Programm durchweg vorbildliche Aufführungen. Wieland Meinhold profilierte sich als Organist von überaus bemerkenswertem Format und immer wieder, wo es darauf ankam, als brillanter Virtuose. Seine Wiedergaben überzeugten restlos durch klare Übersicht über den kompositorischen Aufbau der Werke, durch äußerst klare polyphone Stimmführung und ausgeprägten Klangsinn. Besonders beeindruckten die durchgehende monumentale Linie, die Klanggewalt und Farbenpracht der Toccata und Fuge und andererseits entrückte, sehr fein ausgehörte subtile, lichte Pianissimo-Passagen in Wilhelm Friedemann Bachs Fantasie und Fuge in e-Moll. Nicht zu vergessen die Leichtigkeit und Eleganz der Klangrede im G-Dur-Concerto, einer Cembalo-Bearbeitung eines Violinkonzerts von Vivaldi durch Johann Sebastian Bach. Zum Schluss folgte noch eine stimmungsvolle Zugabe: „Abendsegen“ aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Wieland Meinhold hatte Einführungen zu den Werken gegeben und auch die beiden Orgeln kurz vorgestellt: All diese Ausführungen waren informativ, zugleich unterhaltsam und zeugten von Esprit.