Ludwigshafen Bücher, Politiker und Fußballspieler

„Ziemlich rund“ nennt das Programm Katharina Tremmel, Organisatorin und Koordinatorin des Festivals seitens der Alten Feuerwache. Es gebe wieder mehr Autorenabende als im vergangenen Jahr. Es gebe aber keinen eindeutigen Festival-Schwerpunkt, ergänzt der Leiter des Kulturzentrums Alte Feuerwache, Sören Gerhold. „Das würde uns zu sehr einschränken“, sagt er. Den Anfang macht gleich eine sehr Prominente. Nachdem die Schauspielerin Senta Berger im vergangenen Jahr ihren Festival-Auftritt kurzfristig absagen musste, kommt sie nun am 20. Februar und widmet dem Wiener Feuilletonisten Alfred Polgar einen Abend. Noch eine Schauspielerin, die als Alleinunterhalterin auftritt, ist Marie Bäumer („Der Schuh des Manitu“, „Der alte Affe Angst“). Sie wird „Die Bücher meines Lebens“ vorstellen, was bei einer Mittvierzigerin ja wohl nur im Sinne einer vorläufigen Bilanz gemeint sein kann. Sehr prominent ist auch Wolf Wondratschek, das einstige Enfant terrible des deutschen Literaturbetriebs. Inzwischen hat er die 70 überschritten und trifft auf den prominenten Michael Lentz, Jahrgang 1964. Die beiden werden sich über moderne Lyrik unterhalten, und die Festival-Veranstalter reden schon von einem „Gipfeltreffen der modernen deutschen Lyrik“ in der Alten Feuerwache. Durch das Fernsehen sehr prominent ist auch die Moderatorin und Journalistin Katrin Bauerfeind. Sie wird sich mit Roger Willemsen in die Welt der Kontaktanzeigen und deren „Verpartnerungsprosa“ stürzen. Einer der prominentesten Politiker, nicht zuletzt durch seine unermüdlichen Auftritte in Talk-Shows, ist Gregor Gysi. Er trifft auf die Schriftstellerin Karen Duve und diskutiert mit ihr die Thesen ihres Buches, dessen Titel für sich selbst spricht: „Warum die Sache schief geht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen“. Die Selbstauslöschung der Menschheit wird an einem anderen Ort als der Alten Feuerwache verhandelt, im Technoseum, das damit erstmals bei „lesen.hören“ zum Festivalort wird. Claudia Roth, die Grünen-Politikerin und frühere Managerin der Punkrockband Ton Steine Scherben („Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Keine Macht für niemand“) steht Gregor Gysi an Prominenz kaum nach. Sie wird mit dem ehemaligen Fußballnationalspieler Christoph Metzelder und der früheren HSV-Managerin Katja Kraus zusammentreffen. Katja Kraus war schon vor zwei Jahren bei lesen.hören dabei. Damals hat sie ihr Buch „Macht – Geschichten von Erfolg und Scheitern“ vorgestellt. Jetzt bildet ihr Buch „Freundschaft – Geschichten von Nähe und Distanz“, das im Herbst erscheinen soll, die Basis des Gesprächs. Ein Halbprominenter ist Christian Brückner. Seine Stimme kennen Abermillionen, von Angesicht zu Angesicht würden ihn nur die wenigsten erkennen. Er ist nämlich der deutsche Synchron-Sprecher des Hollywood-Stars Robert De Niro. In Mannheim wird seine auch von Hörbüchern und Dokumentarfilmen bekannte Stimme Abendlieder und Nachtgedichte vortragen. Passender Veranstaltungsort ist das völlig zu verdunkelnde Planetarium, der zweite Festivalort außerhalb der Alten Feuerwache. Wenigen bekannt ist der Name Ronja von Wurmb-Seibel. Die erst 27-jährige Trägerin des Namens ist vor zwei Jahren nach Kabul gezogen und berichtet seitdem für „Die Zeit“ und das Fernsehen über das Leben in dem schon seit Jahrzehnten von Krieg heimgesuchten Land. Ihre Berichte aus Afghanistan aus erster Hand werden in Mannheim von dem afghanischen Perkussionisten Hakim Ludin begleitet. Im vergangenen Jahr hat ein thematischer Abend dem Tagebucheintrag gegolten. In diesem Jahr beschäftigt sich ein Abend mit einer Form der Literatur, die schon durch die Verbreitung des Telefons auf der roten Liste der gefährdeten Arten stand und seit dem Siegeszug der SMS und des Internets auf den endgültigen Todesstoß wartet. „Die Welt in Briefen“ präsentieren die Schauspielerin und Moderatorin Marion Mainka und Richy Müller, Fernsehzuschauern bekannt als Stuttgarter „Tatort“-Kommissar. Durch den Abend mit den ungewöhnlichsten Briefen der Weltgeschichte führt der Moderator Jörg Thadeusz. Der gebürtige Wiener Robert Seethaler hat im vergangenen Jahr den bewegenden und von der Kritik hochgelobten Roman „Ein ganzes Leben“ veröffentlicht. Nun stellt er persönlich die Lebensgeschichte eines einfachen Mannes vor, über den die Zeit hinweggeht. Weitere Festival-Abende bestreiten Karen Köhler, Christian Ankowitsch, Klaus Nüchtern und Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz, Teresa Präauer und Martin Lechner, Charlotte Wiedemann und Rainer Merkel, die beide über die von Ebola geplagten Länder Liberia und Mali berichten. Den Abschluss bildet am 8. März wieder die Kritikerrunde „Vier Leser im Gespräch“. Neben dem Festival für Erwachsene gibt es auch wieder ein Literaturfestival für Kinder und Jugendliche. Vom 25. Februar bis 8. März bietet es 13 Veranstaltungen in der Feuerwache, in der Kinderbibliothek im Dalberghaus und in Zweigstellen der Stadtbibliothek. Auf dem Programm stehen auch Konzerte und Workshops. Der Vorverkauf für das Festival läuft bereits. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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