Ludwigshafen Ausstellung: Was Kinder süchtiger Eltern erleben

In der Rhein-Galerie gibt es bei der Ausstellung Infos zum Thema.
In der Rhein-Galerie gibt es bei der Ausstellung Infos zum Thema.

Jedes fünfte Kind kommt in Deutschland aus einer Suchtfamilie. Eine Ausstellung in der Rhein-Galerie will auf das Tabu-Thema aufmerksam machen.

Die Kampagne „Wir sind da!“ zur Hilfe für Kinder psychisch erkrankter und suchtbelasteter Eltern macht nun in Ludwigshafen Station. Auf einer Präsentationsfläche im Erdgeschoss der Rhein-Galerie ziehen seit Donnerstag Plakate des Kaiserslauterer Fotokünstlers Thomas Brenner die Blicke auf sich. Sie zeigen in durchaus drastischer Weise verschiedene Szenen und Aussagen von Kindern anhand von Alltagssituationen, machen so auf Probleme aufmerksam und weisen auch auf Hilfeangebote hin.

„Papa bringt mir immer richtig viel Blechspielzeug mit“, lautet der Satz des Jungen, der mit seinen Figuren in einer „Burg“ aus gestapelten Bierdosen spielt. „Falls Mama wieder mal spricht, lobt sie mich bestimmt dafür“, lautet die Bildunterschrift, während das Foto ein vielleicht neunjähriges Mädchen allein beim Wäscheaufhängen zeigt. Es sind Plakate, die nachdenklich machen. Sie zeigen Situationen, wie sie Kinder psychisch erkrankter und suchtbelasteter Eltern wohl häufiger erleben.

Wie ein Ausstellungstext informiert, geben die Zahlen Grund zur Sorge. „Jedes fünfte Kind kommt in Deutschland aus einer Suchtfamilie. Jedes vierte Kind aus einer Familie, wo ein Elternteil von einer psychischen Erkrankung betroffen ist“, heißt es hier. Das Ziel von Ausstellung und Kampagne: Kinder zu schützen und auch betroffene Eltern zu unterstützen. Das Hilfsprojekt „Wir sind da!“ wurde 2021 vom „Netzwerk Kinder psychisch und/oder suchtbelasteter Eltern der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern gemeinsam mit dem Fotokünstler Thomas Brenner entwickelt. Nun ist die Ausstellung vier Wochen in der Rhein-Galerie zu Gast.

50 Plakate in der Stadt

Schon seit 13. Juni sind rund 50 der Plakatmotive im ganzen Stadtgebiet zu sehen. Dass es in Ludwigshafen bereits ein recht umfangreiches Angebot an Hilfseinrichtungen gibt, wird bei der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag deutlich. Neben Vertretern von Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie für Kinder und Erwachsene im St. Anna-Krankenhaus und dem „Guten Hirten“ sind an diesem Morgen Vertreterinnen städtischer Beratungsstellen sowie kirchlicher Einrichtungen vor Ort. Die Institutionen kennen sich und arbeiten eng in einem Netzwerk zusammen. Entstanden sei dieses Netzwerk aus einem Modellprojekt schon 2006, erläutert Andrea Hilbert, städtische Koordinatorin für Gemeindepsychiatrie. „Wir wollen ein Tabu brechen. Suchterkrankung ist eine psychische Erkrankung und keine Schande“, betont sie. Wie klar wird, besteht ein Problem der Einrichtungen darin, an die Hilfsbedürftigen überhaupt heranzukommen. „Gerade an die stillen Kinder, die nicht groß auffallen“, heißt es.

Im Netz

Informationen zu Hilfsangeboten unter www.lu4u.de

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