Ludwigshafen Auf Spurensuche in Sachen Hemshof-Friedel

In das Leben eines echten Ludwigshafener Originals konnten am Samstag die Teilnehmer einer Führung durch den Hemshof eintauchen. Zum 100. Geburtsjahr der „Hemshof-Friedel“ hatte Bernhard Wadle-Rohe zu dieser Themenveranstaltung geladen. Rund 50 Interessierte waren gekommen.

Eine kleine metallene Figur mit beweglichen Armen am Brunnen auf dem Ludwigsplatz und eine Grabplatte auf dem Hauptfriedhof sind alles, was heute in Ludwigshafen an Elfriede Kafschinsky – die sogenannte Hemshof-Friedel – erinnert. Zu wenig, findet Gedenkaktivist Bernhard Wadle-Rohe: „Die Stadt hat bisher noch keinen Finger gerührt, um ihrer berühmten Bewohnerin ein angemessenes Andenken zu bescheren.“ Daher hat er eine Initiative ins Leben gerufen, die ein Denkmal für die Friedel in der Prinzregentenstraße fordert. Zumindest im Brunnen der „Pfälzer Lebensfreude“ – dem Ausgangspunkt der Führung am Samstag – ist sie so verewigt, wie man sie kannte: Mit Gitarre in der Hand und Bommelmütze auf dem Kopf. 1914 wurde Elfriede Kafschinsky geboren und in einem Park in Magdeburg ausgesetzt. Katholische Schwestern brachten sie in ein Säuglingsheim. „Sie hat eine klassische Heimkind-Sozialisation erfahren“, sagt Wadle-Rohe. Erst im Alter von 18 Jahren konnte sie diesen Lebensabschnitt hinter sich lassen. Nach Ludwigshafen kam sie erstmals 1937. Auf dem Kölner Karneval hatte sie einen Mann kennengelernt, der sie schwängerte, die Vaterschaft dann jedoch abstritt. Im Annastift fand sie Zuflucht und brachte 1938 eine Tochter zur Welt. 1945 verschlug es sie nach Halle, wo sie kurz davor war, sich eine Familie aufzubauen. Doch ihr Freund starb an Krebs und nach einem missglückten Zucker-Schwarzhandel kam sie für zwei Jahre ins Zuchthaus. Im Knast fand sie den Draht zur Musik. Nachdem der Entlassung, kehrte sie nach Ludwigshafen zurück und lebte in bescheidenen Verhältnissen in einer Einzimmerwohnung im Hemshof. Dort strich sie mit ihrer Gitarre herum und spielte ihre Lieder. Ihr berühmtester Song ist der „Hemshof-Boogie“. Für die Teilnehmer der Führung wurden die Lieder der Friedel vor Ort vom Karlsruher Kabarettisten und Liedermacher Alex Entzminger interpretiert. Der gebürtige Pfälzer interessiert sich schon lange für die Hemshof-Friedel und hat ihr ein Lied gewidmet. „Als ich den Hemshof-Boogie das erste Mal hörte, habe ich mich sofort über Elfriede Kafschinsky informiert“, sagt Entzminger. „Ihre Geschichte hat mich gepackt.“ Die Führung bewegte sich vom Ludwigsplatz über das Rathaus-Center zum Haus der Jugend. Friedels Leben endete am 17. Oktober 1979 in einem Krankenhaus in Ludwigshafen. Zu den Todesumständen gibt es einige Theorien. Als Todesursache gilt heute eine Leberzirrhose. Unbestritten ist, dass die Friedel wenige Wochen vor ihrem Tod nach einem Auftritt auf dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt überfallen und zusammengeschlagen wurde. Es sei nicht auszuschließen, dass sie an den Folgen der Verletzungen starb, meinte Wadle-Rohe. (jei)

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