Limburgerhof Antonio Jonjic: „Sogar in Liverpool kennt man den 1. FC Kaiserslautern“

Toni Jonjic (links), hier im Spiel gegen Fortuna Köln, ist einer der schnellsten Spieler beim Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiser
Toni Jonjic (links), hier im Spiel gegen Fortuna Köln, ist einer der schnellsten Spieler beim Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern. Doch seine Schnelligkeit darf er derzeit nicht ausspielen bei den Profis. Trainer Boris Schommers hat den 20 Jahre alten Rechtsaußen vor längerer Zeit zur U21 geschickt.

Antonio Jonjic muss plötzlich eine niederschmetternde Entscheidung akzeptieren und dann verarbeiten. Der 20 Jahre alte Fußballer des 1. FC Kaiserslautern arbeitet sich aus dem Tief und ackert nun hart an seiner Karriere. Dafür legt er Sonderschichten ein – bei einem Mann, der zehn Jahre lang in der deutschen Nationalmannschaft boxte.

Vergangenes Jahr waren Sie verletzt und haben den Sommer über freiwillig trainiert. Warum habe Sie bei Jamil Shanab trainiert?
Immer wenn ich zu ihm komme, macht er etwas Anderes. Sein Training ist sehr abwechslungsreich. Das macht den Reiz aus, und es macht viel Spaß. Jamil hat schon den Trainingsplan im Kopf, wenn ich komme, ist immer sehr gut vorbereitet.

Ist zusätzliches Athletiktraining heutzutage Standard für einen Profisportler?
Ich für mich brauche die Extra-Einheiten. Ich will erfolgreich sein, will mich verbessern. Ich will nach oben kommen. Der Profisport ist viel athletischer als früher. Ein Großteil des Fußballspiels heute nimmt die Athletik ein, neben dem Spielverständnis. Es gibt natürlich auch Ausnahmespieler wie Neymar. Der lebt von seiner individuellen Klasse. Aber ein Drittliga-Spieler sollte schon sehr fit sein, sofern er sich einmal die Fußball-Bundesliga zum Ziel gesetzt hat.

Wie oft machen Sie zusätzliche Trainingseinheiten?
Jeden Tag. Ich mache dieses zusätzliche Training momentan im Tageswechsel, also einen Tag den Plan von Jamil, einen Tag Krafttraining und dehnen. Sollte Jamil einmal nicht können, dann gehe ich joggen oder mache Intervall-Läufe.

Haben Sie in der Corona-Krise vom 1. FC Kaiserslautern Trainingspläne bekommen?
Ja, das haben wir. Ich befolge diese auch, aber ich für mich persönlich brauche noch zusätzliche Einheiten. Ich mache das auch, weil es mir Spaß macht.

Das alles klingt nach einem ehrgeizigen Ziel. Ist das nicht alles etwas zu viel? Wie oft müssen Sie ihren inneren Schweinehund überwinden?
Ich bin bereit für dieses harte Training und auch bereit, mich zu quälen. Es gab selten Momente, wo ich ans Aufhören dachte. Und wenn ich einmal schwächeln sollte, dann motivieren mich Jamil und mein Vater. Er hat mich schon durch viele Täler gelotst. Ohne meinen Vater hätte ich schon aufgehört, Fußball zu spielen.

Dieses spezielle Fubotime-Training von Jamil ist schon sehr hart und intensiv. Wie lange hat Ihr Körper gebraucht, um sich an die Belastung zu gewöhnen?
Das hat schon einige Zeit gedauert. Am Anfang war ich immer sehr erschöpft. Da habe ich schließlich gemerkt, dass ich doch einige Defizite habe. Aber mit jeder Einheit wird man fitter und spürt, wie der Körper sich verändert.

Unter Sascha Hildmann wurden Sie Profi im Drittliga-Team. Dann kam ein neuer Trainer, der sie in die Oberliga-Mannschaft schickte. Wie lange haben Sie gebraucht, um diesen Rückschritt zu verarbeiten?
Das hat schon etwas gedauert. Am Anfang war ich natürlich sauer über die Entscheidung, dann traurig und enttäuscht. Aber nach einem Monat habe ich dieses mentale Tief überwunden. Ich bin niemandem böse. Es war die Entscheidung von Trainer Boris Schommers. Ich habe diese zu akzeptieren und gebe nun Gas, damit ich wieder im Profi-Team spielen darf. Entweder ich schaffe es oder nicht, dann ist das eben so.

Wer half Ihnen aus diesem Loch herauszukommen?
Mein Vater und auch Jamil. Ihnen habe viel zu verdanken.

In den Medien war zu lesen, dass Herr Schommers mit Ihnen ein intensives Gespräch geführt haben soll. Was hat er ihnen gesagt?
Ja, das stimmt. Es war ein gutes Gespräch. Er sagte mir, ich soll Gas geben und meine Chancen in der Oberligamannschaft nutzen.

Herr Schommers sagte auch, die Tür sei offen für Sie. Ist sie nur ein kleinen Türspalt offen oder weit?
Das weiß ich nicht. Das müssen sie den Trainer fragen. Ich glaube an mich und werde Gas geben. Ich werde versuchen, mich für die Profimannschaft wieder zu empfehlen. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe im letzten Oberliga-Spiel in dieser Saison beim FC Arminia Ludwigshafen zwei Tore erzielt. Es hängt vom Trainer ab, ob er mich wieder nach oben zieht und mir eine Chance gibt.

FCK-Sportdirektor Boris Notzon hat gesagt, dass zwei Optionen möglich sind: Entweder Sie bleiben beim FCK oder Sie werden ausgeliehen? Was wäre Ihnen lieber?
Mir wäre natürlich am liebsten, dass ich mein Leben lang beim FCK spielen dürfte. Mit diesem Club in die Bundesliga aufzusteigen, wäre ein Traum, denn der FCK hat immer noch Strahlkraft. Sogar in Liverpool kennt man den 1. FC Kaiserslautern. Alles ist nah zu meinem Wohnort in Limburgerhof. Ich identifiziere mich sehr mit dem FCK.

Momentan steht der Fußball still. Glauben Sie ernsthaft daran, dass es dieses Jahr noch Spiele in vollen Stadien geben wird?
Das glaube ich nicht. Ich wünsche mir jedenfalls, dass wir bald wieder mit der Mannschaft trainieren und vor Zuschauern spielen können.

Interview: Marek Nepomucký

Zur Person

Antonio Jonjic

Der 1999 in Ludwigshafen geborene Jonjic wohnt in Limburgerhof. Der Deutsch-Kroate spielte in der Jugend beim SV Waldhof Mannheim, wurde dann aber von der TSG 1899 Hoffenheim verpflichtet. 2013 wechselte der auf der rechten Bahn flexibel einsetzbare Jonjic zum 1. FC Kaiserslautern. Unter Trainer Sascha Hildmann rückte Jonjic in das Drittliga-Team auf. 17 Spiele absolvierte er in dieser Liga. Doch der neue Coach Boris Schommers degradierte Jonjic ins Oberliga-Team. Dort gehört der Limburgerhofer zu den besten Spielern. Sein Vertrag beim FCK geht bis 30. Juni 2021. Sportdirektor Boris Notzon brachte eine Ausleihe Jonjic’ ins Spiel.mne

Jamil Shanab (links) und Toni Jonjic beim Handlungsschnelligkeitstraining.
Jamil Shanab (links) und Toni Jonjic beim Handlungsschnelligkeitstraining.
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