Ludwigshafen 250 Helfer schickt der Himmel für 72 Stunden nach Ludwigshafen

Los geht’s: Seit Donnerstag ist klar, welche Gruppe sich um welches Projekt kümmern soll.
Los geht’s: Seit Donnerstag ist klar, welche Gruppe sich um welches Projekt kümmern soll.

Die Samstagsreportage: Seit Donnerstag, 17.07 Uhr, wird die Welt in Ludwigshafen ein kleines bisschen besser. Rund 250 Helfer, auf neun Gruppen verteilt, stürzen sich bei der Sozialaktion „72 Stunden – uns schickt der Himmel“ auf neun Aufgaben. Bis morgen um 17.07 Uhr wird geschuftet – die Helfer streichen, bauen oder räumen auf.

„Wo ist das?“, „Was müssen wir da machen?“ – um Punkt 17.07 Uhr erhielten die Ludwigshafener Gruppen am Donnerstag auf dem Platz der Deutschen Einheit bei der Rhein-Galerie ihre Aufgaben. Die Helfer durften dann die Umschläge in den verteilten Boxen mit einigen hilfreichen Utensilien öffnen. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden“, verriet Philipp Kapp. Er ist Vorstand beim BDKJ, dem Bund der katholischen Jugend. Der BDKJ koordiniert die Aktion mit über 81.000 Freiwilligen in 3300 Gruppen bundesweit.

Gute Stimmung zum Auftakt

„Man kann sich auf die Aufgabe schlecht vorbereiten, weil man ja nie weiß, was für ein Projekt man erhält“, erklärte Benjamin Henn von den Pfadfindern aus Bobenheim-Roxheim. „Wichtig ist, dass man offen für alles ist und genügend motivierte Leute an den Start bringt.“ Mit 30 Personen waren die Bobenheim-Roxheimer in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Noch ein bisschen stärker waren die „Albertiner“ – eine Kooperation aus Pfadfindern und Kolpingjugend der Pfarrei St. Albert aus der Pfingstweide. Die Gruppe kommt auf 45 fleißige Helfer. „Wir haben vorab mit Waffelverkauf und einigen Aktionen ein wenig unsere Kasse aufgefüllt, damit wir auch mögliche Auslagen für die Aktion aus eigener Tasche zahlen können“, verrieten Markus Heitz und Ludger Schulte. Gut so, denn was sich auf dem Papier relativ harmlos las – „Den Garten entwildern und die Zeltplane auf der Terrasse reinigen“ – entpuppte sich auf dem Gelände der Interessengemeinschaft Behinderter und ihrer Freunde (IBF) als Mammutaufgabe. „Wir hatten einen Mitarbeiter, der sich regelmäßig um den Garten gekümmert hat, aber der kann das nicht mehr leisten“, erklärte IBF-Vorstand Arno Taglieber beim Blick über das riesige und vor allem extrem verwilderte Gartengelände. Vielleicht gab ja der Segen von Dekan Alban Meißner Kraft, der alle Jugendlichen am Donnerstag vom Platz der Deutschen Einheit aus auf die Reise schickte: „Wir machen diese Arbeiten für Gott, der sich um die Menschen kümmert. Wir sind seine Werkzeuge.“

Ahornbäume werden gefällt

Genau genommen hochmotivierte Werkzeuge, die sich mit Feuereifer auf dem IBF-Gelände zunächst auf den hohen Rasen stürzten, am liebsten gleich mehrere Rasenmäher hätten laufen lassen. „Jetzt schneiden wir erst einmal alles zurück und dann sehen wir, ob wir noch dazu kommen, etwas anzupflanzen“, berichtete Aaron. Ganze Ahornbäume, zugegeben, erst etwa zwei Meter hohe, wurden dafür gefällt, hatten es sich ungestört in den Blumenbeeten bequem gemacht. Aber auch schöne Rosen fielen der Heckenschere zum Opfer. „Die waren knapp drei Meter hoch. Die mussten dringend zurückgeschnitten werden“, erklärte Markus Heitz. Er sah auch einen Schwachpunkt des Einsatzes von Pfadfindern und Kolping: „Wir wirken ja nur hier im Garten. Das sieht man von der Straße aus leider nicht.“ Immerhin: Einige Helfer kämpften auch hier gegen die Verwilderung. Große gärtnerische Kenntnisse waren keine Voraussetzung: „Man hat uns gesagt, dass wir einfach alles auf Zaunhöhe zurückschneiden sollen“, erklärte die 14-jährige Leann. Auch für sie ist die Aktion ein schönes (Gemeinschafts-)Erlebnis. Es ist schön zu sehen, dass man helfen kann.“

Hilferufe via Facebook

Hilfe hatten die „Albertiner“ dann am Freitag auch selbst nötig: „Brauchen dringend 160 Quadratmeter Acryl/Wellpappe transparent“, meldete sich die Gruppe auf Facebook zu Wort. „Wir haben uns erst überlegt, ob wir das Dach irgendwie säubern können, aber am einfachsten wird es wohl sein, die total verschmutzten Platten auszutauschen“, erklärte Leiter Ludger Schulte. Und wenn es mit den erhofften Deckenplatten – trotz der gefüllten Kasse – nicht klappt? „Dann ist das auch nicht schlimm. Arbeit genug haben wir auf dem Gelände auch so noch.“ Sogar so viel, dass gestern, trotz Arbeit bis spät in die Nacht, nicht klar war, ob die Gruppe das Gelände bis morgen um 17.07 Uhr tatsächlich vollständig „entwildert“ hat. Der bereitgestellte Grünschnitt-Container war auf alle Fälle schon gut gefüllt, und über dem IBF-Gelände wehte ein Hauch von frischgeschnittenem Gras. „Ich gehe zwar auch gerne in die Schule, aber es ist schön, weil man hier Menschen helfen kann“, erklärte die elfjährige Emily. Und das noch heute den ganzen Tag und morgen. „Und zum Abschluss feiern wir ein gemeinsames Fest“, versprach Arno Taglieber.

In der Pfingstweide war alles verwildert. Hier gibt’s genug zu tun.
In der Pfingstweide war alles verwildert. Hier gibt’s genug zu tun.
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