Ludwigshafen 180 Fans des 1. FC Kaiserslautern verfolgen Heimspiel gegen Duisburg im Autokino

 Christian Kühlwetter scheitert am Duisburger Torwart Weinkauf
Christian Kühlwetter scheitert am Duisburger Torwart Weinkauf

Verkehrte Welt: Machten sich vor der Corona-Krise Fans des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern aus der Vorderpfalz an Heimspieltagen in Scharen auf der A 6 auf den Weg in Richtung Westen, pilgern jetzt viele in umgekehrter Richtung nach Frankenthal. Denn gemeinsam live Fußball schauen, getrennt nur durchs „heilige Blech“, das geht derzeit exklusiv im Autokino auf dem Festplatz.

Aus bekannten Gründen bleiben die Ränge auf dem altehrwürdigen Betzenberg derzeit leer. Die Betreiber des Frankenthaler Autokinos haben sich die Rechte zur Übertragung der restlichen Saisonspiele der Roten Teufel gesichert (wir berichteten). Am Mittwochabend gastierte Drittliga-Spitzenreiter MSV Duisburg im Fritz-Walter-Stadion – und damit auch in Frankenthal. „PS“, „DÜW“, „SÜW“, „RP“, „SP“, „WO“, „AZ“, „HU“ und „KL“ – die Autokennzeichen zeigen, dass die treuen Fans weite Wege nicht scheuen. Selbst aus dem Epizentrum des Pfälzer Fußballs kommen sie, um mit einem Rest von Gemeinschaftsgefühl die Spiele „ihrer Buwe“ anzuschauen. Die Frankenthaler scheinen unter den Zuschauern in der Minderheit zu sein.

Die neue Live-Arena ist am Mittwochabend nicht ausverkauft. Rund 180 Anhänger haben sich laut Sebastian Kaltenegger vom Lux-Kinocenter, der zusammen mit Jürgen Maring von der Agentur Eventfritze Veranstalter ist, versammelt. Bei der Fußballpremiere am Sonntag zuvor hatten rund 150 FCK-Fans die Partie gegen Carl Zeiss Jena verfolgt. Aufgrund der Konkurrenz im Fernsehen – zeitgleich läuft das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt – sind Kaltenegger und Maring zufrieden mit der Resonanz. Marings Wunsch nach einem Sieg der Roten Teufel („Wenn Lautern heute gewinnt, wird es hier am Samstag beim Spiel gegen den Chemnitzer FC richtig voll“) erfüllt sich jedoch nicht. 1:3 (1:2) verliert Kaiserslautern – und lässt damit bei den eingefleischten Fans den Traum zerplatzen, dass die Mannschaft doch noch an die Aufstiegsplätze heranrücken könnte.

Klopfen aufs Lenkrad

Die Stimmung auf dem Festplatz ist nicht vergleichbar mit der im richtigen Stadion. Während der Partie ist es eher still. Die meisten sitzen oder liegen in ihren Autos, der Spielkommentar kommt aus dem Autoradio und wabert über den Platz. Ab und zu dringt ein Aufschrei aus einem Wageninnern oder ein Klopfen aufs Lenkrad. Einige setzen sich lieber gleich in den Biergarten. Fangesänge schallen keine über das Areal.

Als würde man die Luft aus den Autoreifen lassen, ist in der neunten Spielminute ein kollektives Zischen zu vernehmen. Es ist die Enttäuschung über den frühen Rückstand durch den Duisburger Leroy-Jacques Mickels. Ganz anders die Reaktion in der 31. Minute: Als Timmy Thiele für den FCK per Foulelfmeter den Ausgleich erzielt, werden die Arme aus den Seitenfenstern gereckt. Die Warnblinker leuchten auf, ein Hupkonzert beginnt. Doch die Freude hält nicht lange: Vincent Vermeij schießt die „Zebras“ wieder in Front (39.) .

Liebesbeweis aus Hanau

In der Halbzeit haben viele Anhänger der Heimmannschaft noch Hoffnung auf eine Wende. Wie Ussame Jawad aus Paderborn, der Gerd Roggensack kennt, der einst den 1. FCK trainiert hat. Zusammen mit seiner Freundin sei er aus Hanau nach Frankenthal gefahren. Von der Live-Übertragung habe er im Internet erfahren, berichtet Jawad. Als Fan sei er öfter bei Auswärtspartien des FCK dabei als bei den Heimspielen. Für seine Freundin ist die Fahrt in die Pfalz ein Liebesbeweis, schließlich spielt Frankfurt zeitgleich. Deshalb wirft sie regelmäßig einen Blick auf ihr Smartphone. Am Ende treten beide als Verlierer die Heimfahrt an, die Eintracht unterliegt den Bayern 1:2.

Calvin Stuppy aus Ramstein hat sich extra das Auto der Oma ausgeliehen, um nach Frankenthal zu fahren. Er ist nicht der einzige mit Kaiserslauterer Kennzeichen auf dem Festplatz. FCK-Fan sei er erst seit dieser Saison – auch das gibt es. Auf dem „Betze“ war er auch schon, und jetzt gehe es eben ins Autokino. Schlecht gespielt hätten die Roten Teufel nicht, finden er und sein Beifahrer Sebastian Raab. Nur bei Standardsituationen des Gegners hätten die Lauterer besser verteidigen können.

FCK-Gen wird vererbt

Aus Insheim bei Landau sind Roland, Denis und Markus Hädrich angereist. „Das könnte man im Landauer Autokino doch auch zeigen“, meint Roland Hädrich. „Wir sind doch fast besser“, ärgert sich der 16-jährige Denis zur Halbzeit über den Rückstand. Sogar Mannheimer sind gekommen: Walter Schneider und sein Sohn Rolf. Der Papa hat pfälzische Wurzeln, das FCK-Gen wird auch jenseits des Rheins vererbt. Das Angebot, die Spiele live im Autokino zu verfolgen, sei eine schöne Idee, findet Rolf Schneider. Er hofft weiter auf den Aufstieg. Schon einen Stammplatz haben Timon Weber und Tina Hecky aus Speyer. „Gleiche Reihe, gleicher Platz wie am Sonntag gegen Jena“, sagt Weber. „Super gemütlich“ findet es Marcus Klos aus Kaiserslautern im Biergarten. „Schön, dass das hier auf die Beine gestellt wird“, betont der Frankenthaler Tobias Stepper. Nur das Ergebnis gefällt ihm nicht.

Schon in der 82. Spielminute verlassen die ersten die „Arena“, die Hoffnung auf die Wende ist verpufft. Doch alle bleiben friedlich und ruhig. Musste es da wirklich sein, dass einige Fans in Shirts mit dem Aufdruck „Waldhof verrecke“ gekommen sind?

Seite an Seite im Auto: Nach dem frühen 0:1 waren die FCK-Fans noch guter Dinge.
Seite an Seite im Auto: Nach dem frühen 0:1 waren die FCK-Fans noch guter Dinge.
Einige Anhänger zogen den Platz im Biergarten vor.
Einige Anhänger zogen den Platz im Biergarten vor.
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