Ludwigshafen Zur Person: Der Unternehmer Ismail Torun

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Ismail Torun wurde 1967 geboren und stammt aus der türkischen Stadt Tekkeköy, die in der Provinz Samsun am Schwarzen Meer liegt. 1979 wurde die Familie vom Vater nach Deutschland geholt. Hier absolvierte er den Hauptschulabschluss, bevor er sich 1989 selbstständig machte. Er war Gründer und Geschäftsführer der Torun Group GmbH, einem in Ludwigshafen ansässigen Unternehmen, das unter anderem in den Bereichen Isoliertechnik, Baustoffe und Gerüstbau tätig ist und etwa 200 Mitarbeiter hat. Die Geschäfte sollen nach Ismail Toruns Tod sein Sohn Eyüp Torun, dessen Brüder und sein Onkel Cengiz ohne Unterbrechung fortführen, wie Eyüp Torun im RHEINPFALZ-Gespräch von der Türkei aus sagte. Auf die Frage, was er an seinem Vater besonders schätzt, antwortet Eyüp: „Er hat den Erfolg gelebt.“ Unternehmerisch war Ismail Torun auch in anderen Branchen tätig: beispielsweise ab 1990 gemeinsam mit seinem Bruder Cengiz im Bereich Immobilien. Zu seinen Projekten in den vergangenen Jahren gehörte unter anderem die Entwicklung von Gewerbeflächen in den Stadtteilen Friesenheim und Oggersheim. In Oggersheim hatte Ismail Torun 2005 ein 24.800 Quadratmeter großes Gelände gekauft, das er zum Gewerbepark machte. Dort, an der Mannheimer Straße, gibt es seit 2010 unter anderem eine McDonald’s-Filiale und eine Tankstelle. Außerdem gehörte Ismail Torun zu den Investoren eines Immobilienprojekts in Frankenthal: dem Umbau des früheren Hotels Kurfürst. Seine türkische Herkunft war ihm stets bewusst. So gehörte er zu den Unterstützern des Fußballclubs Samsunspor, der aktuell in der zweiten türkischen Liga spielt, lange Jahre aber in der ersten Liga mitmischte. Zugleich bezeichnete sich Ismail Torun in einem Gespräch mit der RHEINPFALZ Mitte 2016 als „Pfälzer mit Migrationshintergrund.“ So engagierte er sich auch in der Pfalz, seiner neuen Heimat, sozial. Für einige Jahre war er Vorsitzender des Fußballverbandsligisten TDSV Mutterstadt. Als Vorsitzender eines türkisch-islamischen Kulturvereins in seinem Wohnort Mutterstadt engagierte sich Torun beim Kauf des Emmrich-Hauses in der Gemeinde und setzte sich für den Dialog der Kulturen ein. Ismail Torun gehörte 2010 zu den Gründern des Türkisch-Deutschen Unternehmerverbands (TDU) Rheinland-Pfalz, hatte in dieser Funktion auch Kontakt zu hochrangigen Politikern wie der Frankenthaler CDU-Staatsministerin Maria Böhmer. Mittlerweile hat der TDU rund 150 Mitglieder, berät Existenzgründer, betreibt Netzwerkarbeit und berät mittlere und kleinere Betriebe in der Region. Sertac Bilgin, Vorstandsmitglied des TDU, beschreibt Torun als „Realist“ sowie als „Motivator und Motor“ – insbesondere für junge Menschen in Ludwigshafen und der Region, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollten. Bilgin selbst hatte Torun um Rat gefragt, bevor er den ambulanten Pflegedienst MSK-Medical aufbaute, deren Geschäftsführer Bilgin ist. „Wenn man eine Geschäftsidee hatte, war er der erste, den man angesprochen hat“, sagt der 35-Jährige. Bilgin bezeichnet Torun, zu dem er engen Kontakt hatte, als loyal und bescheiden sowie als guten Netzwerker. Wegen des Gewaltverbrechens an Ismail Torun wird der TDU seinen für Ende Januar geplanten Neujahrsempfang absagen. „Ismail war ein wunderbarer Mann, ein wunderbarer Chef und Bruder“, sagte sein Freund Ender Önder, Vorsitzender des TDU, der türkischen Nachrichtenagentur Dogan (DHA). Ismail Torun, der 1987 im Alter von 20 Jahren heiratete, hinterlässt eine Frau und vier Kinder: eine Tochter und drei Söhne.|ik/rxs

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