Ludwigshafen Zu viele Laster, zu wenig Kontrollen

Reger Andrang: Bei der Redaktion vor Ort haben viele Ruchheimer ihrem Ärger Luft gemacht.
Reger Andrang: Bei der Redaktion vor Ort haben viele Ruchheimer ihrem Ärger Luft gemacht.

Als das RHEINPFALZ-Team um kurz vor 10 Uhr zum Stand auf dem Parkplatz vor der VR-Bank kommt, ist dort schon ein Brief hinterlegt, sauber handschriftlich geschrieben. „Schön, dass Sie da sind.“ Leider könne sie nicht persönlich zur Redaktion vor Ort kommen, weil sie arbeiten muss, schreibt Beate Biebinger. Doch sie hat bereits das Hauptthema das Tages vorgegeben: „Die meisten Gedanken in Bezug auf Ruchheim mache ich mir über den Verkehr“, heißt es. Ja, es kommen an diesem Vormittag noch viele Ruchheimer, die sich am Verkehr stören – in unterschiedlicher Hinsicht. Für Jutta Kreiselmaier-Schricker ist das ein Dauerthema. Die 66-Jährige sitzt für die Grünen im Ortsbeirat und moniert: „Die Maßnahmen der Stadtverwaltung reichen nicht aus.“ Genau wie ihre Ratskollegin Eveline Teister-Loch von der CDU spricht sie über den Durchgangsverkehr, vor allem über Lkw und über Kontrollen, die dem Ortsbeirat einst versprochen worden seien. Dort war auch ein anderes Problem bereits Thema, an dem sich seither nichts geändert habe. „Gegenüber dem Treff-3000-Markt halten regelmäßig Busse, deren Fahrer privat im Supermarkt einkaufen“, sagt Kreiselmaier-Schricker. Dadurch stauten sich Autos, es entstünden unübersichtliche Situationen. „Das ist ein Sicherheitsproblem!“, betont sie. „Es ist unverständlich, wieso die Fahrer nicht von ihrem Arbeitgeber instruiert werden.“ Ein anderes, aber artverwandtes Sicherheitsproblem hat Hannelore Dillinger in der Gronauer Straße ausgemacht. Die sei eher schmal, sagt sie, und leider würden viele Anwohner am Straßenrand und auf den Gehsteigen parken, anstatt in ihre Garagen zu fahren. „Manchmal ist da kaum noch ein Durchkommen“, findet die 70-Jährige. Vor allem an der Einmündung in den Pater-Baroffio-Weg sei es schwierig. „Im Notfall würde dort in den Abendstunden keine Feuerwehr durchkommen“, pflichtet Markus Kirsch (57) bei. Er plädiert dafür, die Gronauer Straße zur Einbahnstraße zu machen, um an der Stelle für mehr Sicherheit zu sorgen. Ärger mit Parkplätzen hat auch Karlheinz Fürst, der An der Bachfeg wohnt. Dort gibt es sieben öffentliche Parkplätze für Anwohner und einen großen privaten für Bewohner von GAG-Wohnungen. Der Weg von Letzterem zur Haustür sei manchen Bewohnern aber offenbar zu weit, sodass sie statt der eigenen lieber die öffentlichen Parkplätze nutzen würden. Dadurch verschärfe sich die Parksituation vor Ort. Gabriele Pagel wohnt in der Schloßstraße und kennt dieses Problem. „Dort gibt es einen riesen Parkplatz. Aber es wird auf der Straße geparkt“, sagt sie. Vor allem gegenüber der Bushaltestelle in Richtung Oggersheim sei das ein Problem. Wenn der Bus dort gegenüber den Parkern steht, komme kein Fahrzeug mehr durch. Seit sie Anfang der 90er in die Pfalz gezogen ist, lese sie die RHEINPFALZ, berichtet die 68-Jährige dann noch. Schon oft habe sie bei „Gibt’s das noch“ im „Marktplatz LU“ mitgemacht, erzählt sie motiviert. Zuletzt sei ein Bild ihrer alten Küchenwaage erschienen. „Baustellen, Umleitungen, Sperrungen sind ein ganz großes Problem“ – und das meint Edgar Stöfler auf ganz Ludwigshafen bezogen. Er führt einen Taxi-Betrieb und sagt: „Wir können kaum noch Zeiten abschätzen.“ Wenn er einem Kunden sage, es könne eine Stunde bis Mannheim dauern, bekäme er zu hören: „Dann kann ich auch laufen“, berichtet der 77-Jährige. Ebenfalls unzufrieden ist Stöfler momentan auch mit dem Grundstücksamt der Stadt Ludwigshafen. Als Vorsitzender des Gewerbevereins Ruchheim befasst er sich unter anderem mit dem Schicksal des „Autoforums“, eines Gebrauchtwagenhändlers, der seit vielen Jahren in Ruchheim ansässig ist. „Dem wurde eins seiner zwei Grundstücke gekündigt und er braucht dringend ein neues“, erzählt Stöfler. Im Grundstücksamt fühle sich aber offenbar niemand dafür zuständig, dem Betrieb bei seiner Suche zu helfen. „In vier Wochen muss er von dem großen Stellplatz runter und weiß bis jetzt noch nicht wohin!“, sagt Stöfler. Günter Kick stört sich unterdessen ebenfalls am Verkehr. „Das ist eine Rennstrecke“, sagt er über den Weg von Ruchheim nach Fußgönheim. Der 72-Jährige beklagt, dass dringend ein Radweg entlang der Straße angelegt werden müsste. Ein Problem mit Rasern hat Joachim Steinberg auch an einem anderen Ortsausgang von Ruchheim: dem nach Mutterstadt nämlich. „Nur wenn der Ordnungsdienst da ist, dann erkennen die das offenbar sofort und fahren alle langsamer“, stellt der 74-Jährige fest. Ihm geht auch gegen den Strich, dass immer wieder Lkw an seinem Haus in der Mutterstadter Straße vorbeidonnern. „Ein Verbot ist ein Verbot“, sagt er. „Da hilft es auch nicht, wenn es weniger werden.“ Dass es statt weniger eher mehr Verkehr gibt, fürchtet Walter Eichenlaub – und zwar weil es zusätzlich zur Sperrung der A 650 demnächst auch eine Sperrung der Straßenbahnlinie 4 geben soll. „Da wird sich hier in Ruchheim wieder alles stauen“, sagt der 65-Jährige, der die Sache mit dem Busersatzverkehr ziemlich unausgereift findet. „Da steht man dann halt im Bus im Stau, statt im Auto. Wem ist damit denn geholfen?“ Statt des Verkehrs stört Lutz Kreiselmaier wucherndes Grün – vor allem, weil es von einem städtischen Grünstreifen in sein Grundstück in der Pfarrer-Friedrich-Straße hineinwächst: „Die Stadt pflegt den Grünstreifen nicht.“ Das ärgert den 87-Jährigen vor allem, weil die Stadt mit ihrem „Masterplan Grünflächen“ eine Stellenaufstockung und bessere Pflege versprochen hat. Lobende Worte findet Gerda Riegel-Dittmann. Sie wohnt in der Ellerstadter Straße, in der sie vom Verkehrschaos nicht viel mitbekommt, freut sich darüber, dass die Luft besser ist als in der Innenstadt und dass das Vereinsleben kaum zu wünschen übrig lässt. Sie singt im Chor und engagiert sich bei den Landfrauen – und hat daran viel Freude.

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