Ludwigshafen Wie im Pausenhof

Dass AfD und Grüne im Stadtrat beinahe gleich stark sein werden, sorgt bei vielen für Entsetzen.
Dass AfD und Grüne im Stadtrat beinahe gleich stark sein werden, sorgt bei vielen für Entsetzen.
Pfalzbaufoyer punktet im Vergleich mit Rathaus-Center

Erstmals ist gestern Abend die Wahlparty im Pfalzbau über die Bühne gegangen. Es war eine sehr gute Idee, das Spektakel mit einigen Hundert Politikern, Journalisten und interessierten Bürgern vom düsteren Rathaus-Center ins elegante Foyer des großen Konzertsaals zu verlegen. Nicht nur wegen der schönen Aussicht auf den Theaterplatz. Sondern auch wegen des perfekten Caterings. Viele erschöpfte Wahlkämpfer ließen sich als Erstes ein gut gekühltes Gläschen Sekt oder auch ein ebensolches Helles schmecken und mümmelten dazu eine frische Brezel. Als im Laufe des Abends immer deutlicher wurde, dass SPD und CDU keine stabile Mehrheit mehr im Ludwigshafener Stadtrat zustande bringen und dass die AfD möglicherweise drittstärkste Kraft wird, griffen einige erneut zum Glas. Vielerorts war hinter vorgehaltener Hand zu hören: „Entsetzlich. Da kann man sich ja nur noch betrinken.“ Schwarz, rot, bunt: Drei Frauen, drei Kleider Eine viertel Stunde vor dem offiziellen Start der Wahlparty verschwand Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) noch schnell zum Umziehen in der Damentoilette. Wenige Minuten später betrat sie in einem schlichten schwarzen, kurzärmeligen Etuikleid strahlend die Wahlpartybühne. Auf die Frage, was sie sich für Europa erhofft, reagierte die Verwaltungschefin schmallippig. Denn es hatte sich schon zu der einstigen Europaabgeordneten herumgesprochen, dass die Sozialdemokraten keinen Grund zum Feiern hatten. Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) hatte im Gegensatz zur OB ein schlichtes rotes Kleid gewählt, das sie mit weißen Turnschuhen kombinierte. Klar sei das ein Statement, meinte sie und ergänzte: „Ich war aber auch heute schon bei der Feuerwehr.“ Ein schwarzes Sommerkleid mit kleinen weißen Punkten und einigen roten Herzen stand Stadträtin Barbara Defossé (CDU) gut. Auf die Frage, ob die Herzen als Angebot an den bisherigen Koalitionspartner SPD zu verstehen seien, lachte sie herzlich. Ob Lorena Schmitt, SPD-Herausfordererin von Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) in Süd, bei ihrem langen bunten Sommerkleid Politik im Sinn hatte? Die verschiedenen Farben würden für viele Optionen sprechen. Schmitt lag schon am frühen Abend ganz richtig mit dem Tipp, dass es in Süd zu einer Stichwahl kommen könnte. Das Duell mit Heller in drei Wochen wird spannend. Dunkle Anzüge und ein bunter Vogel Bei der Wahl der richtigen Klamotten haben es Männer ja grundsätzlich leichter als Frauen. Viele hatten sich ganz klassisch für einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte entschieden. Klaus Schneider, CDU-Ortsvorsteher der Gartenstadt, zum Beispiel. Etwas lässiger kam sein Partei- und Amtskollege Wilhelm Wißmann aus Rheingönheim daher, der über einer dunklen Hose mit weißem Hemd nur eine coole West trug. Im Freizeitlook kreuzte der ehemalige Stadtkämmerer und jetzige TWL-Vorstand Dieter Feid (SDP) auf. Sein buntkariertes Hemd trug er sogar über der Hose. Dass die ersten Trends ihm Sorgen bereiteten, war nicht zu übersehen. „Immerhin sind wir noch stärkste Kraft“, wiegelte er ab. Und es sei ja zunächst nur ein Zwischenstand. Die AfD sichert sich Sitzplätze ganz links außen Mindestens so laut wie auf einem Schulhof am Montagmorgen war es bis zur Bekanntgabe der ersten Trends für den Ludwigshafener Stadtrat um kurz vor 19 Uhr und die Ortsvorsteherwahlen 50 Minuten später. Die verschiedenen politischen Lager hatten sich – fast – wie im Stadtrat im Foyer verteilt. Ganz links außen hatten sich die wenigen bekannten Gesichter der AfD Sitzplätze gesichert. An Stehtischen dahinter freuten sich die Liberalen um Hans-Peter Eibes, dass sie ihr Ergebnis in Ludwigshafen offenbar verbessern konnten und dass die große Koalition von SPD und CDU Geschichte ist. „Allerdings betrübt uns das Ergebnis der AfD“, so Eibes, die sich mit den Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz als drittstärkste Kraft lieferte. Die Grünen präsentierten sich einmal mehr gespalten. Während das Lager um Hans-Uwe Daumann und Monika Kleinschnitger unweit der FDP feierte, hatten sich Raik Dreher, Jens Brückner und Nesrin Akpinar am anderen Ende des langgestreckten Saals einen Tisch gesichert. Rainer Metz (FWG) war mal hier, mal dort. Mit den ersten Trends für die Freien Wähler war der Friesenheimer sehr zufrieden. Auch dass es keine große Koalition mehr geben wird, stimmte ihn froh. „Aber das Ergebnis der AfD ist erschreckend“, sagte der Tierarzt.

Große Freude bei den Grünen. Aber nicht alle stehen zusammen.
Große Freude bei den Grünen. Aber nicht alle stehen zusammen.
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