Ludwigshafen Waldhof Mannheim klagt: Anwalt im Interview über Erfolgsaussichten

Die Krawalle der Waldhof-Fans im Aufstiegsspiel gegen den KFC Uerdingen wurden hart geahndet vom DFB.
Die Krawalle der Waldhof-Fans im Aufstiegsspiel gegen den KFC Uerdingen wurden hart geahndet vom DFB.

Am Wochenende endet die Hinrunde in der Fußball-Regionalliga Südwest. Der SV Waldhof ist aktuell Tabellenführer, aber immer noch ist unklar, ob die Mannheimer drei Punkte abgezogen bekommen. Das Bundesgericht des Deutschen-Fußball-Bundes hatte Ende September entschieden, den SV Waldhof mit einem Abzug von drei Punkten und einer Geldstrafe von 25.000 Euro zu belegen, weil das Aufstiegsspiel der Vorsaison gegen den KFC Uerdingen abgebrochen werden musste. Der Verein wehrte sich jetzt dagegen und reichte Klage bei der 6. Zivilkammer des Frankfurter Landgerichts ein. Vor Gericht werden die Blau-Schwarzen vom erfahrenen Anwalt Johannes Zindel vertreten.

Herr Zindel, bei Nicht-Juristen heißt es, man sei auf hoher See und vor Gericht in Gottes Hand. Sollten die Waldhof-Fans in die Kirche gehen und Kerzen anzünden?

Wir haben die Sachlage sehr sorgfältig geprüft, ehe wir die Klage eingereicht haben. Ich sehe deshalb keinen Anlass, dass Kerzen aufgestellt werden müssten. Wir sind vielmehr der Meinung, dass die Erfolgsaussichten für den SV Waldhof gut sind. Die Klageschrift, so ist zu hören, bezieht sich auf Formfehler des Verbandes … Im schriftlichen Urteil des DFB-Bundesgerichtes heißt es, wenn ich das mal lapidar formulieren darf, dass der Verband alles richtig gemacht hat. Wir sehen hingegen allein zwei Verfahrensfehler. Erstens fehlt auf dem Strafantrag des Kontrollausschusses eine Unterschrift. Das ist unstrittig. Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist ganz klar geregelt, dass eine persönliche Unterschrift in einem schriftlichen Verfahren nötig ist. Und zweitens? Handelt es sich beim Kontrollausschuss um einen Ausschuss, der einen Mehrheitsbeschluss nötig macht. In diesem Fall hat Dr. Wolfgang Zieher als Mitglied des Ausschusses den Strafantrag einzelverantwortlich und ohne Abstimmung gestellt, auch das ist unstrittig. Diese Punkte soll die 6. Zivilkammer des Landegerichtes in Frankfurt veranlassen, das Urteil gegen den SV Waldhof aufzuheben? Die Verfahrensfehler sind aus unserer Sicht so eindeutig, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass ein Zivilgericht das anders sieht. Gibt es darüber hinaus Punkte, die der SVW in der Klageschrift anführt? Ja, die gibt es, wobei vielleicht an dieser Stelle gesagt werden muss, dass wir gegen den Punktabzug und die Geldstrafe klagen, nicht aber gegen die Auflagen. Die halten wir für sinnvoll, damit es nicht mehr zu ähnlichen Vorfällen wie im Aufstiegsspiel gegen Uerdingen kommt. Aber das Strafmaß hat überhaupt keine Täterorientierung und es liegt aus unserer Sicht keine Risikohaftung vor. Der Verein soll für etwas haften, was er nicht verschuldet hat. Der Verein hat die Klage Anfang der Woche eingereicht, in welchem Zeitraum ist mit einer Entscheidung zu rechnen? Wir hoffen, dass wir innerhalb von sechs Monaten ein Urteil haben, deshalb haben wir auch keine Einstweilige Verfügung beantragt. Sollte sich abzeichnen, dass es länger dauert, müssten wir über die Beantragung einer Einstweiligen Verfügung neu nachdenken. Für alle Nicht-Juristen: Welche Schritte werden jetzt folgen? Wir haben die Klage eingereicht und das Gericht wird die jetzt an den DFB übermitteln und ihn zu einer Stellungnahme auffordern. Dazu hat die Gegenseite in der Regel bis zu vier Wochen Zeit. Danach wird dann wahrscheinlich eine mündliche Verhandlung angesetzt, nach der ein Urteil gesprochen wird. Ist dieses dann – unabhängig vom Urteilsspruch – bindend? Nein, beide Seiten haben die Möglichkeit, zunächst eine Revision beim Oberlandesgericht zu beantragen und anschließend möglicherweise vor den Bundesgerichtshof zu ziehen. Würde der Verein den Weg über das Saisonende hinaus weitergehen? Das ist abhängig von der sportlichen Situation. Wenn der Waldhof, was ja im Moment der Fall ist, trotz eines möglichen Punktabzuges aufsteigt, wäre eine Fortführung des Verfahrens überflüssig. Das wäre für den Verein und die Fans ohnehin wünschenswert. Wenn es anders kommt, könnte es ein jahrelanges Verfahren geben. Grundsätzlich ist es so, dass der SVW von seinen Spielern verlangt, in jedem einzelnen Spiel alles zu geben und alles zu versuchen, um zu gewinnen. Und das tut der Verein in seinen Möglichkeiten eben auch.

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