Ludwigshafen Von Nazis und Nafris

Benaissa Lamroubal war 2007 das erste Ensemblemitglied der bekannten Stand-up-Komikertruppe Rebell Comedy. Dabei ist der Sohn marokkanischer Einwanderer gar kein rebellischer Comedian, sondern ganz brav. Mit seinem Solo-Programm „Benaissance“ hat er nun im nahezu ausverkauften Mannheimer Capitol gastiert .

Geboren wurde er noch in Nador im Nordosten Marokkos, kam aber bereits mit einem Jahr nach Deutschland, wo er in Neuss aufwuchs. Er studierte auf Grundschullehramt und absolvierte seine ersten Gehversuche auf der Bühne als Hip Hopper. Als Babak Ghassim und Usama Elyas (alias Ususmango) Rebell Comedy ins Leben riefen, stieg er ein. Das Komiker-Trio startete künstlerisch unerfahren, aber mit dem aus dem Hip Hop geborgten Selbstbewusstsein eines Underdogs, der nach oben will. Das Kollektiv, zu dem bald weitere migrantische Comedians stießen, gewann eine zuvor schwer erreichbare Zielgruppe junger Menschen mit Migrationshintergrund, an dem sich Kulturveranstalter über Jahre die Zähne ausgebissen hatten. Von etablierten Künstlern wie Django Asül, Kaya Yanar oder dem Mannheimer Bülent Ceylan fühlte sie sich nicht vertreten, von Benaissa schon. „Es ist schwierig, mit meinem Namen Tickets zu verkaufen“, erklärte er in Mannheim und führte diesen Umstand darauf zurück, dass „Benaissa“ sowohl die Buchstabenfolge „IS“ als auch „SS“ enthalte. Rassistische Vorbehalte und religiöse Vorurteile sind sein Thema. „Kameltreiber“, „Rucksackbomber“ oder „Dattellutscher“ seien nur drei von zahllosen Schimpfwörtern, die er sich schon habe anhören müssen. Andererseits erführen auch Deutsche Fremdenfeindlichkeit, wenn sie von Migranten und Ausländern „Alman“ oder „Kartoffel“ genannt würden. Am schlimmsten sei auf beiden Seiten das „N-Wort“ : „Nazi“ und „Nafri“ für Nordafrikaner oder auch „Nordafrikanische Intensivtäter“. „Viele Nordafrikaner haben sich seit 40 Jahren tadellos verhalten, sind gut angekommen und froh, hier leben zu dürfen. Aber es ist schwer, sich als Deutscher zu fühlen, wenn man wegen seines Aussehens in so eine Kategorie eingeordnet wird.“ Frieden zu stiften, das gelingende Zusammenleben in der Gemeinschaft, Ausgewogenheit und der Abbau von Differenzen sind Benaissa ein Anliegen. Auch jegliche Angst vor der „Islamisierung des Abendlands“ sei unbegründet, vermittelt er. „Ich lebe schon mein ganzes Leben in Deutschland und habe noch nicht einen islamisiert.“ Im Gegenteil, er und viele seiner Landsleute seien schon so deutsch, dass sie sich kaum mehr vorstellen könnten, in Marokko zu leben. Die TV-Moderatorin Nazan Eckes, der Schauspieler Elyas M`Barek oder der Sänger Adel Tawil, alles Nachfahren von Einwanderern aus muslimischen Ländern, seien doch in Deutschland bestens integriert. „Die gehören uns nicht mehr“, sagt Benaissa als Muslim.„Ich bin selbst nicht der beste Moslem“, erklärt der ehemalige Rapper. „Ich kenne mehr Tupac-Texte als Koran-Suren.“ Dabei sei der Rap heute längst nicht mehr, was er zu Zeiten des 1996 ermordeten Musikers Tupac Shakur gewesen sei. Mittlerweile sei Rap mehr und mehr „Musik für Kinder“, eingesungen von Posern oder „Kanaken“, die ihr Ghetto rühmten und sich wenig Mühe geben würden, es zu verlassen.

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