Ludwigshafen Voller und schöner Klang in allen Stimmlagen

Beim festlichen Weihnachtskonzert des Beethovenchors Ludwigshafen im Konzertsaal des Pfalzbaus gab es zwei geistliche Chorwerke der Romantik zu hören – und es war Romantik in exponiertester Form mit Felix Mendelssohns Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit“ und Joseph Rheinbergers Adventskantate „Der Stern von Bethlehem“.

Tristan Meister und der Beethovenchor im Verein mit den Solisten und dem Kurpfälzischen Kammerorchester bereiteten den Werken großartige Aufführungen. Meister hat den Beethovenchor im Jahr 2017 als Nachfolger des überraschend verstorbenen Klaus Arp übernommen und die Qualität nach der überaus verdienstvollen Ära Arp noch einmal gesteigert. Das legte jedenfalls der Ohrenschein nach diesem Konzert nahe. Das Konzept der offenen Proben hat gegriffen, man konnte die Mitgliederzahl um rund 20 steigern und verfügt jetzt über mehr als 100 Sänger. Das Klangbild ist voll und rund, was gerade der Musik der Romantik zugute kommt. Sowohl bei Mendelssohn als auch bei Rheinberger beeindruckten eine große Intonationssicherheit als auch ein ausgeglichener, in allen Stimmlagen voller und schöner Klang – auch bei den Männerstimmen, wo es sonst oft Defizite gibt. Es gelang Meister, dem Chor eine große dynamische Spannweite zu entlocken. Der Beethovenchor zeigte sich nicht nur zu machtvoller Klangentfaltung und Steigerungen fähig (was meistens der leichtere Teil der Anforderungen ist), sondern auch zum feinen pianissimo. Auch in der Wahl der Tempi bewies der Dirigent ein glückliches Händchen, gab dem romantischen Gefühl Zeit zur Entfaltung, ohne auch nur ansatzweise zu schleppen. So erfuhren beide Kompositionen fast als optimal anzusehende Wiedergaben. Felix Mendelssohn schrieb seine Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit“ während seiner Hochzeitsreise im Jahr 1837. In klassischer Kantatenform wechseln Soloarien mit Chorsätzen ab. Es ist protestantische Kirchenmusik par excellence: freudig, voller Zuversicht, mit einem sanften a-capella-Schluss im ersten Satz und einem eindringlichen „Harre auf Gott“-Schlusschor, der typischster Mendelssohn ist. Neben der Leistung des Beethovenchors ist hier besonders die Solistin hervorzuheben: Die junge Sopranistin Hanna Gries sang mit engelsgleicher Reinheit, voll im Ton und nachdrücklich in der Gestaltung. Ohne Tadel auch das für eine kürzeren Satz verwendete Männerquartett mit David Geier und Maximilian Vogt sowie Richard Logiewa und Adolph Seidel (Bass). Joseph Gabriel Rheinberger, der von 1839 bis 1901 lebte, war der einzige relevante Komponist aus dem Fürstentum Liechtenstein, wirkte aber viele Jahre als weithin geschätzter Kompositionslehrer an der Königlichen Münchener Musikschule. Präsent im Musikleben ist er heute noch als Kirchenmusiker, mit seinen 20 Orgelsonaten und einigen Chorwerken, so auch der Adventskantate aus dem Jahr 1890, „Der Stern von Bethlehem“. Den Text über die Ankunft des Erlösers schrieb Rheinbergers Gattin Franziska von Hoffnaaß. Das gut dreiviertelstündige Werk war die Entdeckung des Abends: schöne, melodiöse, dabei kunstvoll gesetzte Musik, suggestiv, farbig, harmonisch weitgetrieben und in ihren romantischen Klangwirkungen, etwa mit harfenumrauschten Streicherklängen, gegenüber Mendelssohn noch gesteigert. Die Begleitung lieferte das Kurpfälzische Kammerorchester, das hier zur vollen Sinfonieorchestergröße erweitert war und sich in dieser großen Besetzung von seiner allerbesten Seite zeigte.

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