Rheinpfalz „Viel Arbeit und wenig Geld“

„Rückenwind“ für die heute in Berlin fortgesetzten Tarifverhandlungen: Kundgebung gestern vor dem Mannheimer Hauptbahnhof.
»Rückenwind« für die heute in Berlin fortgesetzten Tarifverhandlungen: Kundgebung gestern vor dem Mannheimer Hauptbahnhof.

«MANNHEIM.» Mit Trillerpfeifen und leuchtenden Westen sind gestern Beschäftigte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) durch Mannheim gezogen. Es ist die erste Warnstreikphase nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden gewesen, zu der die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Die Forderung: Mehr Lohn für die DRK-Mitarbeiter. Eine weitere Verhandlungsrunde beginnt heute in Berlin.

Die lautstarke Demonstration vom Mannheimer Gewerkschaftshaus bis zum Hauptbahnhof war eindrucksvoll. Laut Verdi-Schätzung nahmen in Mannheim über 900 Beschäftigte teil, darunter Mitarbeiter aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Selbst aus dem Saarland und vom Bodensee waren DRKler angereist. In der Tarifrunde fordert die Gewerkschaft 7,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro, und eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 150 Euro im Monat. Ihre Wut über die ersten Arbeitgeberangebote, beispielsweise eine einmalige Zahlung über 200 Euro, konnten und wollten die Streikenden nicht verbergen. Sie machten darauf aufmerksam, dass schlechte Bezahlung zu Personalmangel führt. „Unsere Arbeit ist mehr wert“ prangte auf den Bannern. Oder: „Sparen am Personal – eine todsichere Sache.“ „Man gibt vor, mehr Leute einstellen zu wollen. Aber mehr Geld wollen sie nicht bezahlen“, sagte der Rettungsassistent Hans-Jürgen Hillwert aus dem Westerwald nach der Kundgebung am Hauptbahnhof. „Wir bekommen wegen des Personalmangels teilweise die Dienstpläne nicht mehr geregelt“, erzählte er. Rettungsfahrzeuge würden abgemeldet, weil sie nicht mehr besetzt werden könnten. „Wir sitzen auf einem Pulverfass“, meint der Rettungsassistent entschlossen. „Wenn die Verhandlungsergebnisse wieder schlecht sind, gehen wir wieder auf die Straße.“ Doch der DRKler gibt sich auch hoffnungsvoll: „Es wird was passieren. Denn so kann es nicht weitergehen.“ Eine Unverschämtheit nennen die Angebote der Arbeitgeber drei junge Rettungssanitäter aus Rheinland-Pfalz. Auch sie berichten von Personalmangel: Viel Arbeit und wenig Geld. „Das ist so nicht mehr hinnehmbar“, meinen die drei. Auch sie würden wieder auf die Straße gehen, sollte es keine besseren Angebote der Arbeitgeber geben. Viel zu schlecht bezahlten Nachtdienst, deutliche Lohnunterschiede zu Kollegen anderer Rettungsdienste und Nachwuchsprobleme beklagt Notfallsanitäter Manfred Buhl aus Mosbach. „Die Angebote der ersten beiden Verhandlungsrunden sind eine schallende Ohrfeige“, sagt er wütend. Die schlechte Bezahlung beim DRK würde dafür sorgen, dass Interessenten sich für andere Arbeitgeber entscheiden würden. „Es herrscht eine hohe Fluktuation“, weiß Buhl. Unter den Rednern befand sich gestern auch Wolfgang Prinz vom DRK Reutlingen. Er lobte die große Teilnehmerzahl als „Rückenwind“ für die Verhandlungen. „Wir werden mit Druck antreten. Wir werden weitermachen“, rief er und erntete dafür Beifall und ein Trillerpfeifenkonzert. Beeindruckt zeigte sich auch Verdi-Verhandlungsführer Frank Hutmacher. „Ich gehe von einem besseren Angebot aus“, sagte er mit Blick auf die neue Verhandlungsrunde. „Ansonsten treffen wir uns hier wieder.“

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