Ludwigshafen Verschnaufpause vor WM-Vorbereitung
«Ludwigshafen.» Die schönste Überraschung machte ihr der Trainer, da waren die deutschen Meisterschaften in Dudenhofen noch gar nicht vorbei. „Herr Ziegler hat mir am Samstag Abend freigegeben. Ich darf eine Woche nach Hause fahren. Am Sonntag komme ich dann nach Kaiserslautern ins Internat zurück, am Montag fahren wir zur WM-Vorbereitung nach Frankfurt an der Oder“, erzählte Alessa-Catriona Pröpster. Wenigstens ein paar Tage Sommerferien ... Ihr Zuhause steht in Jungingen nahe der Burg Hohenzollern, wohin die 17 Jahre alte Bahnradsportlerin am Sonntag mit ihren Eltern und mit vier Silbermedaillen im Gepäck fuhr. Die Silberausbeute war für die Fahrerin des RSC Ludwigshafen Gold wert. Denn: Zum einen zählt sie zum jüngeren Jahrgang in der Juniorenklasse, zum anderen hat sie gerade eine überlegene Fahrerin vor der Nase – Lea-Sophie Friedrich (18) aus Dassow. Eine Konkurrentin, aber auch eine Freundin. Sie reden viel miteinander, so kurz vor einem Finale schließen sich die beiden gegenseitig den Reißverschluss am Rennanzug, sie verlassen auch mal gemeinsam den Innenraum der Radrennbahn in Richtung Toilette. Und: Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Aigle in der Schweiz (15. bis 19. August) fahren sie auf jeden Fall gemeinsam den Teamsprint. Da könnte sogar eine Medaille für den RSC Ludwigshafen herausspringen. Dorthin war Pröpster im März gewechselt, unterstützt von einer Firma aus Dirmstein. Übrigens: Alessa-Catrionas zweiter Vorname ist an die ehemalige kanadische Eisschnellläuferin Catriona LeMay angelehnt, die ihrem Vater Klaus bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano so gut gefallen hatte. Das große blonde Mädchen blickt zufrieden auf die fünf Tage von Dudenhofen zurück. Sie war schneller geworden, und die Abstände zu Friedrich konnte sie verkürzen. „Erstaunt haben mich meine 500 Meter. Ich bin die erste Runde in 20,0 Sekunden angefahren, das habe ich noch nie geschafft, meine Bestzeit war 20,4. Und in der Sprintqualifikation hatte ich eine Bestzeit von 12,0, hatte mir 11,8 vorgenommen und fuhr 11,7 über die 200 Meter“, gab Alessa-Catriona Einblick ins Zahlenspiel. Jetzt geht sie daran, sich im Keirin und im Sprint taktisch zu verbessern, dazu braucht sie internationale Erfahrung. Aber sie kann schon eine ganze Weile auf die Unterstützung von Miriam Welte bauen. „Sie ist unser Zugpferd im Bahn-Team Rheinland-Pfalz. Es macht sie stolz, dass wir so erfolgreich waren. Und wir haben eine super Sportlerin und ein tolles Vorbild vor uns“, sagt die pfiffige Alessa-Catriona, die die heißen und langen Tage von Dudenhofen recht gut überstand. „In den ersten Tagen konnte ich ausschlafen, da war ich erst abends dran, und mit der Hitze ging’s auch. Sie macht mir sonst Probleme, aber hier waren wir bestens mit Kühlwesten und Getränken versorgt“, sagte sie. Am Samstag gab’s sogar ein Eisbad. „6,5 Grad, das war schon ordentlich kalt, tat aber gut“, erzählte sie. Wenn’s denn nächsten Montag nach Frankfurt/Oder geht, bleibt die deutsche Junioren-Mannschaft dort rund zweieinhalb Wochen, die letzte Woche der Vorbereitung läuft dann in Aigle. „Meine Eltern werden auch dort sein und einige alte Freunde aus Württemberg. Sie haben sich Plätze auf einen Campingplatz gemietet. Wir haben ja einen Pickup mit Wohnmobilaufbau. Ich denke, ich werde dann in Aigle recht gut unterstützt werden“, freut sich Pröpster. Es werden ihre ersten internationalen Meisterschaften sein. Das allein zeigt, dass der Weg, den sie einschlug, der richtige war und ist: Weg von Zuhause, um an einer Eliteschule des Sports an der Karriere zu arbeiten. In Trainer Frank Ziegler hat sie einen erfahrenen Coach gefunden, mit ihr nach Kaiserslautern war ihre Freundin Lea Waldhoff gekommen, und im RSC Ludwigshafen fühlt sie sich richtig gut betreut. „Es passt alles“, sagt Alessa-Catriona Pröpster und strahlt.
