Ludwigshafen Unorthodoxe Klänge

Eine Entdeckung! Die Rede ist vom hierzulande bislang noch relativ unbekannten Trio Imàge, das im fünften Konzert der Gesellschaft für Neue Musik für Avantgarde-Kammermusik von höchsten Graden einstand. Mit Werken von Mauricio Kagel, Toru Takemitsu und Toshio Hosokawa sorgte es in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen für Furore.

Die Geigerin Gergana Gergova und der Pianist Pavlin Nechev, beide aus Bulgarien stammend, und ihr österreichischer Cellopartner Thomas Kaufmann, sind höchst brillante Virtuosen des zeitgenössischen Klangs. Selbst auf Spitzenniveau ist ihre großartige Souveränität im Umgang mit den vertracktesten Avantgarde-Spielpraktiken alles andere als selbstverständlich. Gergova, Kaufmann und Nechev scheint alles mit selbstverständlicher Leichtigkeit von der Hand zu gehen, wobei der Klang mitunter durch makellose Schönheit besticht, während an anderen Stellen Kagels, Takemitsus und Hosokawas Verfremdungen und Schärfen überaus prägnant dargeboten werden. Und das Entscheidende: Miteinander optimal harmonierend, bildet das Trio ein homogenes Ensemble, das mit leidenschaftlicher, geradezu besessener Hingabe agiert. Da wird schnell nachvollziehbar, warum die drei auf vier Kontinenten als Kammermusiker, Konzertmeister, Soloinstrumentalisten und Dozenten gefragt sind. Ihr Programm, Kagels zweites Klaviertrio zu Beginn des Abends und sein erstes am Schluss, dazwischen die Beiträge zur Gattung der beiden Japaner Takemitsu und Hosokawa, bietet ihnen optimale Gelegenheiten zur umfassenden Demonstration ihrer Bravour. Das Trio stellt somit einem Klassiker der Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg (Kagel) zwei Komponisten gegenüber, die zu den führenden Köpfen der musikalischen Avantgarde des ausgehenden 20. Jahrhunderts (Takemitsu) beziehungsweise der Gegenwart (Hosokawa) zählen. Ihre Stücke umfassen eine große Skala unorthodoxer Möglichkeiten der Klangerzeugung. Dazu gehören Zupftöne im Klavierinneren, präpariertes Klavier und perkussiver Einsatz des Bogens bei Kagel; zudem Tremoli, Glissandi (gleitende Veränderung der Tonhöhe) und Flageolett-Töne (Obertöne). Zu hören gibt es auch dicht am Steg erzeugte schmerzende Schärfen, wüste Tonexplosionen und heftige Instrumentalaufschreie, gefolgt von kontrastierenden Momenten atemloser Stille. Besonders intensive Eindrücke hinterlassen die charakteristischen raffinierten Farbwirkungen und die stellenweise überwältigende Ausdrucksgewalt von Kagels zweitem Trio. Zu denen bilden Takemitsus sensibel ausgehörte delikate Pastellfarben, seine erlesenen sanglichen Lyrismen und poetisch stillen Stimmungsbilder den Gegenpol. Durch Spannung, Kontrastreichtum und dramatische Dichte erhält schließlich Hosokawas Trio seine intensive Prägung.

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