Ludwigshafen Tunertreffen in Ludwigshafen: „Das sind zwei, drei Idioten“

Auch diverse Felgenmodelle wurden am 13. Oktober im Parkhaus angeboten.
Auch diverse Felgenmodelle wurden am 13. Oktober im Parkhaus angeboten.

Interview: Auto-Tuner Moritz Störmer zum „Drehmoment“- Verbot und dem Gespräch mit OB Steinruck

Nach Anwohner-Protesten und einem Verkehrschaos im Umfeld hat Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (56, SPD) die Autoshow „Drehmoment“ fürs Walzmühle-Parkhaus verboten. 3000 Besucher bestaunten am 13. Oktober 1100 Wagen beim achten Tuningtreffen dieser Art. Auf dem Internet-Portal „Hol die OB“ erzwang die Tunergemeinde mit 712 Stimmen eine Aussprache mit der OB. Mit dabei am Freitag war – wie berichtet – neben „Drehmoment“-Chef Stephan Wiemann (33) auch Moritz Störmer (30), Initiator des Votums. Herr Störmer, mit welchem Gefühl haben Sie das Gespräch verlassen? Wir haben uns nicht verstanden und nicht für voll genommen gefühlt, weil die OB immer wieder ihre eine Kassette heruntergespult hat. Frau Steinruck hat sich keinen Meter bewegt, so kam es mir vor. Sie hat ihre eingefahrene Meinung. Punkt. Warum haben Sie die Abstimmung auf dem Online-Portal initiiert? Weil sich Steinruck ja als Dialog-Bürgermeisterin versteht, aber auf Anfrage keine Regung gezeigt hatte, Zeit für uns und das Thema zu haben. In Absprache mit Herrn Wiemann habe ich dann auf diesem Weg versucht, ihr Ohr zu bekommen. Ich kann und will nach dem achten Treffen nicht akzeptieren, dass es das war, nur weil die OB der Meinung ist, dass 70 Leute reichen, um „Drehmoment“ zu beerdigen. Sie meinen die über 70 Beschwerden, die bei der OB eingegangen sind. Verstehen Sie den Ärger der Menschen? Natürlich. Ich komme aus Edigheim und bin neben der BASF aufgewachsen. Ich kenne Geräusch- und Lärmbelästigungen. Aber „Drehmoment“ ist ja keine Veranstaltung, die jede Woche zehn Stunden lang stattfindet, sondern alle zwei Monate maximal fünf Stunden. Und auch dann ist der Lärmpegel nicht durchgehend hoch. Das sind zwei, drei Idioten, die sich daneben benehmen … … und wild parken, Reifen quietschen lassen oder Wettrennen in Seitenstraßen abhalten. Sind diese Störenfriede in den Griff zu bekommen? Definitiv. Die muss man abschrecken, die wissen ja, dass sie etwas Verbotenes, Illegales machen. Sie zeigen ihre Autos in einem Zustand, der nicht der Straßenverkehrsordnung entspricht. Von denen weiß jeder – wenn jetzt die Polizei da ist, habe ich ein Problem. Aber wenn sie kaum präsent ist, wie am 13. Oktober, kann ich machen, was ich will. Sie meinten, die Polizei habe versagt. Im Grunde hat sie nicht versagt, denn sie war ja gar nicht da. Warum die Polizei nicht so präsent war wie bei vorherigen Veranstaltungen, weiß ich nicht. Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass Beamte zu Beginn mal zehn Minuten da waren und sich dann nicht mehr haben blicken lassen. Früher ist die Polizei öfter durchs Parkhaus gefahren. Erst die fehlende Präsenz gibt Rowdys den Spielraum für ihre Vergehen. Wessen Versäumnis war das? Keine Ahnung. Der Veranstalter hat sich so wie immer verhalten. Er hat mit der Polizei gesprochen und mit der Marketinggesellschaft Lukom als Parkhaus-Betreiberin. Im Parkhaus selbst waren knapp 40 Ordner unterwegs, da gab es auch keine Probleme. Außerhalb hat Herr Wiemann leider keine Handhabe. Er möchte das Event zum Leuchtturm-Projekt in Ludwigshafen machen. Warum ist das Walzmühle-Parkhaus dafür die ideale Location? In der Umgebung gibt’s nichts Vergleichbares. Das Parkhaus ist beleuchtet, gut schall- und wärmegedämmt sowie überdacht, was im Winter wichtig ist. In Ludwigshafen und der Region gab es schon lange nichts Attraktiveres mehr. Und jetzt soll diese legale Plattform für Tuner verboten werden. Dagegen wehren wir uns. Das Treffen ist eine super Sache. Es kommen Leute zusammen, die gleiche Interessen haben, weder gewaltbereit sind noch Alkohol trinken oder pöbelnd wie nach Fußballspielen durch die Stadt laufen. Sie wissen, es gibt Regeln. Der Großteil hält sich auch daran. Leider gibt es einen gewissen Bodensatz, der sich nicht daran hält. Der hat uns die Veranstaltung hier verdorben. Autotuner – was sind das für Leute? Die gibt es in jeder Gesellschaftsschicht – vom Fließbandarbeiter, der seinem Polo neue Felgen aufzieht, bis hin zum Bänker, der sich seinen Porsche mit einer Auspuffanlage aus Titan veredeln lässt. Das Spektrum ist riesig. Bei Autoshows ist das wie bei einer Modenschau: Da werden die neuesten Trends und die schönsten Kleider gezeigt. „Sie hören von uns“, sagte die OB am Freitag zum Abschied. Glauben Sie, dass „Drehmoment 9“ wie geplant am 1. Dezember stattfinden kann? Nein. Das wird bei einem Event mit über 1000 Teilnehmern zu knapp für die Organisation. Ihr Appell an die OB? Wir sollten versuchen, miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten. Es waren ja auch viele Ludwigshafener vor Ort. Was hat die Stadt denn sonst? Außerdem verdient sie über die Lukom an dem Treffen mit. Mit einem endgültigen Verbot wäre eine große Chance vertan. Ich verstehe nicht, warum eine friedliche Veranstaltung kein Gewinn sein kann. Zur Person Moritz Störmer (30) ist in Edigheim aufgewachsen, lebt in Heidelberg-Edingen und ist von Beruf Industriemechaniker. Er fährt übrigens einen Lexus mit 4,3 Litern Hubraum und einem V8-Motor.

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