Ludwigshafen Tuner-Treffen in Ludwigshafen: „Die Reaktion war völlig überzogen“

„Drehmoment 8“: Am Abend des 13. Oktober war das Dach der Walzmühle vollgeparkt mit getunten Autos.
»Drehmoment 8«: Am Abend des 13. Oktober war das Dach der Walzmühle vollgeparkt mit getunten Autos.

Ordnungswidrigkeiten, Parkverstöße, Staus: Die achte Ausgabe von „Drehmoment“ am 13. Oktober in der Walzmühle hat für viel Ärger gesorgt. Anwohner und die Grünen hatten sich über das Auto-Event beschwert, dann hat Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) die Veranstaltung verboten. Wir haben den Gründer des Tuner-Treffens, Stephan Wiemann, damit konfrontiert.

Herr Wiemann, war es laut am Abend des 13. Oktober?

Jein. 1100 Autos mit An- und Abreise, vier Stunden Event, zirka 2500 bis 3000 Menschen im Parkhaus und einige davor. Fahrzeuge standen im Stau. Das erzeugt Lautstärke, da habe ich vollstes Verständnis für die Anwohner. Wir reden allerdings von einem Zeitraum von rund zwei Stunden an diesem Samstagabend. Im Parkhaus selbst hatten wir eine sehr geringe Lautstärke. Keine laute Musik, keine Verstöße gegen Regeln, keine Burn-Outs und so weiter. Das Event fand zum achten Mal statt und konnte nur so oft stattfinden, weil es relativ leise ist. Gab es denn Probleme bei den ersten sieben Ausgaben? Beim zweiten Event waren wir rund 600 Fahrzeuge, ab dann war es fast immer ausverkauft mit 1100 Autos. Staus gab es immer. Die Zufahrtswege sind sehr kurz. Alle wollen gleichzeitig hinein. Zehn Fahrer in der Schlange, die nicht reinkommen, weil sie kein Ticket haben: Schon gibt’s Stau. Wir haben das aber stetig verbessert. Zusätzlich gibt es unter den 1100 Autos auch solche, die sich bei der An- oder Abreise nicht an die Regeln halten, Motoren aufheulen lassen zum Beispiel. Aber es waren keine neuen Probleme. Die Anzeigen der Anwohner wurden nur deswegen aufgegeben. Noch mal: Da habe ich Verständnis für. Die Probleme waren also bekannt. Wer hätte reagieren müssen? Sie als Veranstalter, die Stadt oder die Marketinggesellschaft Lukom? Als Veranstalter darf ich nur im Parkhaus in den Verkehr eingreifen, nur das habe ich gemietet. Alles andere obliegt Polizei und Ordnungsamt. Wir stehen vor jedem Event in sehr gutem Kontakt mit den Behörden. Allerdings sahen diese sich wegen der Personalsituation nicht im Stande, uns beim Regeln des Verkehrs zu helfen. Präsent waren die Behörden maximal 20 Minuten, mal kurz ins Parkhaus reinschauen, dieses Mal noch kürzer. Wir hatten quasi keine Beobachtung durch die Polizei. Wir als Veranstalter finden das schade. Schon eine geringe Präsenz der Polizei würde dazu führen, dass der ganz kleine Bodensatz eines Events, den man auch auf Konzerten oder Weinfesten hat, sieht: Der Staat hat ein offenes Auge und ist bei Regelverstößen zur Stelle. Hat Sie die Kritik überrascht? Witzigerweise empfand ich die Kritik selbst nicht als heftig. Es geht um einen kleinen Artikel in der RHEINPFALZ, in dem sich der Stadtratsfraktionsvorsitzende der Grünen, Hans-Uwe Daumann, zu Wort gemeldet hat. Dabei hat er stark polemisiert, alles über einen Kamm geschoren und – ebenso wie OB Steinruck – nicht das Gespräch gesucht. Mit uns hat niemand gesprochen. Niemand hat versucht, konstruktiv mit uns die Probleme anzugehen. Wir haben bei acht Veranstaltungen rund 30.000 Menschen in die Stadt gebracht. Konstruktiv miteinander zu sprechen, wäre angebracht gewesen, wir haben das auch immer wieder gefordert. Die Reaktion auf die Kritik an ,Drehmoment 8’ fand ich völlig überzogen. Sofort kam das Verbot, ohne Nachfragen, Recherche oder ein Gespräch. Polizei und Lukom waren davon meiner Kenntnis nach auch erschrocken. Ludwigshafen brauche keine Poserszene, sagte Daumann. Führt eine Veranstaltung wie ,Drehmoment’ zu Zuständen wie in Mannheim? Im Gegenteil. Ein logischer Gedanke: In Mannheim und anderen Städten gibt’s das Problem seit Jahren. ,Drehmoment’ gibt’s seit einem Jahr. Wir haben versucht, Autoliebhabern, die ihr Auto zeigen wollen – und das bedeutet das Wort „Posen“ - eine legale Möglichkeit zu bieten. Beleuchtet, trocken, in der Innenstadt. Wir befriedigen ein Bedürfnis. Jetzt müssen sich die Leute wieder illegal auf großen Parkplätzen treffen. Die Autos sind ihre Leidenschaft, Sportler wollen sich doch auch zeigen. Raus aus der Illegalität, rein in ein geordnetes Event – das haben wir geboten. War die Walzmühle in der Innenstadt dafür der richtige Ort? Wir kamen zur Walzmühle wie die Jungfrau zum Kind. Meine Frau und ich fahren Oldtimer, klassische Fahrzeuge, nicht getunt. Es kam zu spontanen Treffen, dann haben wir gesagt: Wir suchen einen Ort, wo wir uns legal und trocken treffen können. Uns wurde die Walzmühle angeboten, als ich in Kontakt mit der Stadt getreten bin. Dann habe ich die Walzmühle gemietet, für eine sehr hohe Gebühr und unter persönlichem Risiko. Danach habe ich ,Drehmoment’ gegründet und begonnen, etwas aufzubauen. Die Stadt hat die Walzmühle angeboten und zieht nach dem ersten öffentlichen Gegenwind zurück? Ja. Ich habe Ende 2017 bei der Stadt nach Stellmöglichkeiten gefragt und bin vom Ordnungsamt an die Lukom verwiesen worden. Die hätten da was, hieß es. Vorher kannte ich die Walzmühle auch gar nicht. Wie geht’s nun mit dem „Drehmoment“ weiter? „Drehmoment“ ist mehr als Walzmühle. Aber ich bin noch optimistisch, dass die Politik in der Lage ist, vorschnelles Handeln zurückzunehmen. Ich hoffe darauf, dass sich Frau Steinruck besinnt, da das Event tatsächlich ein Gewinn, ein Aushängeschild für Ludwigshafen sein kann. Sie könnte ein Zeichen setzen, dass Politik zuhören kann. Sollte es verboten bleiben, finden wir einen neuen Ort – wie bisher in engem Kontakt mit den Verwaltungen und Ordnungsbehörden. 

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