Ludwigshafen Trainer und Psychologe

Christian Wendt, Norbert Grimm und Mirjam Lehmann (von links) mit ihrem Trainer Uwe Wenzel nach dem Mannheim-Marathon.
Christian Wendt, Norbert Grimm und Mirjam Lehmann (von links) mit ihrem Trainer Uwe Wenzel nach dem Mannheim-Marathon.

«Ludwigshafen.» Der Ludwigshafener Uwe Wenzel hat dieses Jahr erneut einige Laufanfänger auf den Mannheim-Marathon vorbereitet. Drei liefen am vergangenen Wochenende den Halbmarathon, zwölf starteten in der Teamstaffel.

Der kritischste Moment für die Hobbysportler, der Augenblick, in dem sie dem Aufgeben am nächsten sind, ist oftmals nicht der Lauf selbst. Der kritischste Moment ist oft Monate vorher. Es ist der Zeitpunkt, wenn Uwe Wenzel die Trainingspläne verteilt. Denn dann, so erzählt es der 55-Jährige, fangen viele der Laufanfänger an zu zweifeln, weil sie in dem auf fünf Monate angelegten Plan auf die hinteren Seiten gucken. „Viele sagen dann, wie soll ich denn 15 Kilometer schaffen, wenn ich derzeit noch nicht einmal fünf Kilometer schaffe?“, erzählt Wenzel. Er ist in solchen Situationen dann nicht nur als Trainer gefragt, sondern auch als Gesprächspartner und als Psychologe. Er muss dann erklären, dass möglich ist, was derzeit noch unmöglich erscheint. Uwe Wenzel arbeitet bei der BASF als Ingenieur, ist eher durch Zufall zum Laufen gekommen, weil er eine Alternative zum Fußball suchte. Und das Laufen macht ihm so viel Spaß, dass er nicht mehr nur selbst joggt, sondern schon zwei Bücher über das Laufen geschrieben hat und seit 2010 Anfängergruppen trainiert. Den Anfang machten Leute aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die er „von der Couch auf die Laufstrecke holte“. Der Anfang war eher Zufall. Wenzel hatte auch nicht damit gerechnet, dass 17 Leute kommen, nachdem er im Freundeskreis gesagt hatte, er könne da ein wenig Lauftraining anbieten. Viele der Anfänger waren damals von einem Halbmarathon so weit entfernt wie Borussia Mönchengladbach derzeit von einer weiteren Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga. Sie konnten zu Beginn vielleicht zwei, drei Minuten am Stück laufen. Zwölf der 17 Teilnehmer dieser ersten Laufgruppe nehmen noch immer an Lauferveranstaltungen aller Art teil. Beim Mannheim-Marathon am vergangenen Samstag waren sie in zwei Team-Staffeln dabei – sechs Sportler teilen sich die 42,195 Kilometer. Den Halbmarathon liefen aus der aktuellen Laufgruppe Norbert Grimm, Christian Wendt und Rouven Kuzon, letzter mit Unterstützung seiner Schwester Mirjam Lehmann, die zur Laufgruppe von 2017 gehört. Mirjam Lehmann ist ein gutes Beispiel dafür, dass es Wenzel nicht darum geht, dass jemand schnell mal einen Haken hinter eines seiner Lebensziele setzen kann. Sondern darum, dass die Anfänger langfristig Spaß am Sport und an der Bewegung finden. Lehmann hat, wie auch Astrid Wagner und Peter Gierl aus der 2017er-Gruppe, noch immer Spaß am Laufen, nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil. Wenzel geht es dabei nicht darum, dass seine Läufer Wettkämpfe absolvieren müssen. Aber Wettkämpfe motivieren nun mal, treiben einen an, regelmäßig zu trainieren. „Mit einem Halbmarathon als Ziel trainiert es sich besser“, sagt Wenzel, der für seine Unterstützung kein Geld verlangt. Für ihn ist der Sport, das Laufen, sehr wichtig geworden. „Wir stressen uns alle im Leben viel zu sehr, vor allem im Beruf“, sagt der Niederfelder: „Daher ist es wichtig, dass wir etwas Gutes für uns tun.“ Und Sport ist etwas Gutes, „eine Investition in das hohe Alter“. Wenzel sagt, der Laufsport habe ihm in den vergangenen Jahren viel gegeben, er wolle nun auch etwas zurückgeben. Deshalb hilft der 55-Jährige Laufanfängern, unterstützt sie auf ihrem Weg. „Ich bin kein Sozialarbeiter oder so etwas“, sagt Wenzel und lacht. Dann fügt er an: „Aber es macht mir Spaß, anderen zu helfen und zu sehen, dass diese Hilfe dazu führt, dass Erfolge erzielt und Ziele erreicht werden.“

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