Rheinpfalz Tödliche Gefahr auf Autobahn

Die Anzahl der von Lastwagen verursachten Unfälle im Zuständigkeitsbereich der Mannheimer Polizei ist zuletzt gestiegen.
Die Anzahl der von Lastwagen verursachten Unfälle im Zuständigkeitsbereich der Mannheimer Polizei ist zuletzt gestiegen.

«Mannheim.» Mit den „Todsünden im Lkw-Führerhaus“ beschäftigt sich eine Initiative der Mannheimer Polizei. Mit zehn Regeln wollen sich Mannheimer Logistikunternehmen und Spediteure gemeinsam mit Institutionen und Organisationen aus der Verkehrsbranche selbst zur Vernunft verpflichten.

„Die tödliche Gefahr am Stau-Ende kann nur gelöst werden, wenn alle mitziehen“, sagt Polizeidirektor Dieter Schäfer, der einer der Initiatoren ist. Die Dauerbaustelle am Autobahnkreuz Walldorf, die Baustelle auf der A 6 bei Sandhofen oder auch die A 5 bei Kronau sind Unfallschwerpunkte. Im Zuständigkeitsbereich des Mannheimer Polizeipräsidiums häufen sich die Lastwagen-Unfälle. „Wir hatten im Vorjahr eine Steigerung um bis zu 78 Prozent und im ersten Halbjahr 2018 waren es auch schon wieder 179 Unfälle“, berichtet Schäfer. Mit der Initiative „Hellwach mit 80 km/h“ werben Polizei, Verbände und Logistikunternehmen bei den Fahrern um mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. „Kein Lkw-Fahrer fährt absichtlich auf ein Stau-Ende auf“, weiß der erfahrene Verkehrspolizist Schäfer. Weil sich die Anzahl der Unfälle aber häuft, geht die Polizei davon aus, dass die Fahrer zum Unfallzeitpunkt abgelenkt waren. „Gemäß aktuellen Überwachungserkenntnissen haben über 80 Prozent der betroffenen Fahrer ihr Smartphone genutzt und sich dabei nahezu verkehrsblind bewegt.“ Auch darauf möchte die Initiative hinweisen – genau wie auf die Folgen einer solchen Unaufmerksamkeit, die oft mit überhöhter Geschwindigkeit einhergehe: „Eine Sekunde Ablenkung bei Tempo 80 sind 22 Meter Blindflug. Eine um neun Stundenkilometer erhöhte Geschwindigkeit verlängert den Anhalteweg um zwei Lkw-Längen.“ Und schon ein Lastwagen mit 5,5 Tonnen zerstört laut Schäfer bei einem Aufprall mit 70 Stundenkilometern zwei Autos – mit tödlichen Folgen für die Insassen. Auf den Autobahnen sind im Übrigen 40-Tonner unterwegs. Schäfer und seine Mitstreiter kämpfen daher nicht für Notbrems-Assistenzsysteme, wie sie seit November 2015 für neuzugelassene Fahrzeuge in der EU vorgeschrieben sind. Er hat auch kein Problem damit, wenn die Fahrer diese Systeme abschalten, was viele angeblich häufiger tun. „Wir müssen es schaffen, die Wucht herauszunehmen. Wenn wir die Geschwindigkeit reduzieren, retten wir Menschenleben“, ist Schäfer sicher. Tempo 80 ist aber nur ein Schritt, der die Situation verbessert. Digitale Displays am Straßenrand sollen vor stockendem Verkehr warnen, optische Weckreize sollen unaufmerksame Fahrer wachrütteln. Und wenn dann auch noch alle Fahrzeuge mit den Notbremsassistenzsystemen ausgestattet werden, wäre im Verbund mit den anderen Vorkehrungen schon viel erreicht. Und das nicht nur für die Autobahnen rund um Mannheim. Mit der Initiative erhoffen sich Unternehmen und Polizei bundesweite beziehungsweise europaweite Aufmerksamkeit.

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