Rheinpfalz Teufelskreis Kinderarmut

Bildung ist beim Thema Armut der Schlüssel.
Bildung ist beim Thema Armut der Schlüssel.

«Mannheim.» Kindern sieht man Armut oft nicht an, wenn sie im Bus oder im Unterrichtsraum sitzen. Dabei ist laut Caritasverband in Baden-Württemberg jedes fünfte Kind davon betroffen. In Mannheim kümmert sich seit zwei Jahren ein Büro um dieses versteckte Problem.

„Die Koordinierungsstelle ist schon sehr aktiv. Sie bündelt die vorhandenen Angebote“, sagt Fachbereichsleiter Peter Schäfer zur Arbeit von Michaela Görling, die durch einen Landeszuschuss von 200.000 Euro ermöglicht wurde. Im September 2018 begann die Psychologin damit, die bestehenden Hilfsangebote unterschiedlichster Träger in allen Stadtteilen zu erfassen. Diese reichen von den „Frühen Hilfen“ mit Vermittlung zu Ansprechpartnern bei verschiedenen Anliegen, Unterstützung durch Familienhebammen bis zu ambulanten erzieherischen Hilfen, die direkt in den Familien ansetzen. Eine der Schlüsselpositionen nehmen dabei die Hebammen und das Personal der Kinderärzte ein. Diese sollen soweit geschult werden, dass sie mögliche Probleme erkennen und die Familien sanft zu Beratungsangeboten drängen. Alles nach dem Leitgedanken: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen.“ Auf der persönlichen Ebene sei der Kontakt dabei herzlicher. Das Jugendamt soll dabei – zumindest gegenüber den Eltern – außen vor sein. „Hier bestehen sehr oft Berührungsängste“, weiß Schäfer. Durch die Koordinierungsstelle soll die Hilfe unbürokratischer erfolgen. Schlüssel zu allem sei dabei die Bildung. „Armut hängt sehr mit dem Bildungsgrad zusammen“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb (SPD). Und Bildung und Armut beeinflussen wiederum sehr stark den Gesundheitsstand. „Deshalb bin ich froh, dass seit dem 1. Januar die Fachbereiche Jugend und Gesundheit unter einem Dach sind.“ Nach der Erfassung der Hilfsangebote beginne man nun, in vielen Bereichen ein dichtes Netz der Hilfe zu knüpfen. So greife nach den „Frühen Hilfen“ für Neugeborene nun die Zusammenarbeit mit den Mannheimer Geburtskliniken sowie Kinder- und Jugendärzten. Eltern sollen direkt unterstützt werden: „Wir übernehmen beispielsweise die Arztkosten, wenn die Eltern eine der Untersuchungen versäumt haben und die Krankenkasse die Kosten nicht mehr übernimmt“, erklärt Freundlieb. Alles nach dem Ansatz: „Prävention steht vor Reparatur“.

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