Ludwigshafen Tanzparty statt Konzert

All die guten alten Rock ’n’ Roll-Klassiker: The Silverballs auf dem Museumsschiff.
All die guten alten Rock ’n’ Roll-Klassiker: The Silverballs auf dem Museumsschiff.

Der Rock `n’ Roll lebt, wie The Silverballs aus Darmstadt auf dem Museumsschiff in Mannheim bewiesen haben. Ihr Konzert war sehr gut besucht, und die Band brachte auch ältere Leute zum Tanzen.

Gleich beim allerersten Titel, „Sea Cruise“, 1959 von Frankie Ford aufgenommen, fingen die Zuhörer an, auf ihren Plätzen zu wippen. Das steigerte sich nach und nach zu einer Art von allgemeinem Sitztanz, bis es irgendwann die Ersten nicht mehr aushielten und zu tanzen anfingen. Irgendwann war kaum noch Platz, um sich zu bewegen. Zunächst waren es nur Frauen, aber ein paar Männer zogen nach, oder eher: Sie wurden von ihren Frauen nachgezogen. Es gibt wohl kaum eine Musik oder einen Rhythmus, der derart unwiderstehlich in die Beine geht. Dabei war der Raum auf Deck voll bestuhlt. Es war ja ein Konzert geplant, keine Tanzparty. Gerade die Älteren, denen man das gar nicht unbedingt zugetraut hätte, erinnerten sich aber mehr und mehr an die Tanzschritte ihrer Jugend und legten los. Wenn das die Enkelkinder hätten sehen können! Die fünf Silverballs wussten natürlich oder ahnten zumindest, was passieren würde, und erzählten die Anekdote von einem Auftritt in der Schweiz, als der Veranstalter die Stühle dicht stellte und erklärte: „Man tanzt nicht in der Schweiz.“ Auch dort kam es dann anders. Sänger Marco Gunst machte es vor. Er stand keinen Moment still und hatte nicht nur den Rock `n’ Roll der 50er drauf, sondern auch Posen und Bewegungen der damaligen Stars. Er kroch fast ins Standmikrophon oder spielte mit ihm wie mit einem Tanzpartner. The Silverballs spielten natürlich die guten alten Titel: von Fats Domino „Kansas City“ und „Jambalaya“, Chuck Berrys „You Never Can Tell“ , Jerry Lee Lewis’ „High School Confidential“, Elvis Presley mit „Return To Sender“ und „All Shook Up“. Viele Songs, die die vergangenen 50 Jahre überlebt haben, kennt man besser als ihre Interpreten. Oder wer kennt noch Dion, der den Hit „The Wanderer“ landete? Es gab auch Überraschungen. „I Wanna Be Like You“ singt der Orang Utan im „Dschungelbuch“, was echter Rock `n’ Roll ist. Aus dem deutsch-österreichischen Schlager der 20er Jahre „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ wurde in den USA „Just A Gigolo“, der ein Jazzstandard oder eben ein Rock `n’ Roll wurde. Es hängt alles am Rhythmus, für den am Schlagzeug der nimmermüde Michel Heiss sorgte. Am Klavier – einem richtigen Klavier, keinem E-Piano – saß Jürgen Rutz, der auch einige Titel sang und manchmal moderierte. Er hatte auch das „sechste Bandmitglied“ voll im Griff, „Walter“ oder auch „Sir Walter“, wie er sein Akkordeon nennt. Das gab „Julie“ von Shakin` Stevens das rechte Cajun-Gewürz. Aus dem Rock `n’ Roll entwickelte sich Anfang der 60er der Twist als kurzlebiger Modetanz. The Silverballs spielten Sam Cookes „Twistin’ The Night“, und die Tanzlustigen „twisteten“ mit. Aber der Rock `n’ Roll war in den 60ern noch lange nicht am Ende. Auch danach gab es immer wieder neue Titel, etwa „Rockabilly Rebel“ oder „The House Is Rockin’“ von Stevie Ray Vaughan, bei dem Gitarrist Tom Weiker zeigte, was er konnte. Ralph Völger gab derweil mit seinem Bass-Spiel den wilden Rhythmen die Bodenhaftung.

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