Ludwigshafen Szenen zweier Ehen

Zwei Verlierer: Natalija Cantrak und Koral Güvener in Anton Bendas Intermezzo „Der gute Ehemann“.
Zwei Verlierer: Natalija Cantrak und Koral Güvener in Anton Bendas Intermezzo »Der gute Ehemann«.

Ehe- und Partnerschaftskrisen hat die jüngste Produktion des Opernstudios am Mannheimer Nationaltheater verhandelt. Unter dem Titel „Paare“ vereinte sie das komische Intermezzo „Der gute Ehemann“ des frühklassischen Komponisten Georg Anton Benda und ein Schlüsselwerk der frühen Moderne: Béla Bartóks Operneinakter „Herzog Blaubarts Burg“.

Künstlerisch verantwortlich zeichneten die beiden Leiter des Opernstudios, Marco Misgaiski (Szene) und Robin Phillips (Musik). Dramaturgisch standen Bendas und Bartóks „Paare“ im Kontext der nächsten Premiere im Opernhaus: Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Handelt es sich dort unter anderem ebenfalls um eine kriselnde Beziehung. Im Gegensatz zum erhabenen antiken Mythos langweilen sich bei Offenbach Orpheus und Eurydike in der Ehe hoffnungslos. Im Werkhaus wurden dagegen zwei Auseinandersetzungen mit jeweils unterschiedlichem Ausgang gezeigt. In Bendas Intermezzo gelingt es der selbstbewussten, skrupellosen Rosetta, sich mit einem hinterlistigen Trick gegen ihren zaghaften Ehemann Bazzotto durchzusetzen, ihn zu unterwerfen und damit ein vorläufiges Happy-End herbeizuführen. Bei Bartók will die bedingungslos leidenschaftlich liebende Judith alles über Herzog Blaubart und seine Vergangenheit erfahren und ringt verzweifelt um sein volles Vertrauen. Zuletzt muss sie sich Blaubarts hinter der verhängnisvollen siebten Tür eingeschlossenen früheren Frauen anschließen, während der Herzog allein bleibt in seinem finsteren Schloss. Den Zusammenhang zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Stücken stellte Regisseur Misgaiski durch einen Kunstgriff her: Er holte sie in die Gegenwart und inszenierte sie als psychologisches Experiment. So fand diesmal auf der Werkstattbühne Paartherapie statt, unter der Leitung einer hinzuerfundenen Gestalt: des Psychiaters. Dessen Sprechrolle hatte der Schauspieler Felix Banholzer übernommen. Er trug wissenschaftliche Abhandlungen vor und diktierte seiner Sekretärin Texte, assistiert von einer Schar Krankenschwestern in weißen Kitteln mit roten Kreuzen. Bei Blaubart wurde sehr expressiv und suggestiv gespielt und gesungen, gab es viel Dampf und Qualm in der düsteren Burg zu sehen. Unheimlich wirkte in den letzten Szenen die Einstellung mit zwei stumm und regungslos in zwei Lehnstühlen sitzenden Kindern auf einem Podest. Ansprechend wirkte der Abend zunächst durch die Begegnung mit Bendas „Gutem Ehemann“, einem kompositorisch ideenreichen Stück, das stellenweise sogar Mozarts Tonidiom und seinen Geist ankündigte. Sowohl Bendas als auch Bartóks Werk erklang in reduzierter Fassung mit Klavier statt Orchester, wobei sich Robin Phillips als hervorragender Pianist und Musiker profiliert hatte. Mit bemerkenswerten sängerisch-darstellerischen Leistungen warteten schließlich die vier Sänger auf, die alle Mitglieder des Opernstudios sind: Natalija Cantrak und Koral Güvener bei Benda, Martiniana Antonie und Marcel Brunner bei „Blaubart“.

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