Ludwigshafen Stollen graben, Kanal tauschen

Blick in den Schacht an der Kreuzung von Schützen-, Wittelsbach- und Lisztstraße.
Blick in den Schacht an der Kreuzung von Schützen-, Wittelsbach- und Lisztstraße.

Die Straßenkarte im Baustellencontainer misst gut zwei Meter und ist voller Farbe. Was beim Laien Stirnrunzeln verursacht, ist für Thomas Böhle Alltag. Er ist als Projektleiter des Bereichs Stadtentwässerung beim Wirtschaftsbetrieb (WBL) seit rund eineinhalb Jahren beinahe täglich in Süd, um den Fortschritt der Kanalsanierung zu überwachen. Auf der Karte sind alle Arbeitsschritte im Detail aufgeführt. Manches ist farblich hinterlegt, hinter Abkürzungen stecken die genauen Projektwochen und Termine. „Es ist das zweitgrößte Projekt nach der Lagerhausstraße in den vergangenen Jahren“, verdeutlicht Böhle die Dimension. Dabei bekommen viele Bürger von den Arbeiten nicht viel mit – außer dass punktuell ein Schacht als Baustele zu erkennen ist. Wie etwa seit Anfang November an der Kreuzung Wittelsbach-/Schützen-/Lisztstraße (siehe „Zur Sache“). Dass Außenstehende so wenig von dem sehen, was Böhles Alltag seit so vielen Monaten prägt, liegt daran, dass die meisten Arbeiten unterirdisch stattfinden. Zumindest die unter Federführung des WBL. „Wir setzen auf eine bergmännische Lösung. Die ist zwar viel aufwendiger und auf den ersten Blick viel teurer, aber würden wir offen bauen, könnten hier zwei Jahre lang die Autos und die Straßenbahn nicht fahren“, sagt Böhle. Da in dem Fall aber Ausgleichszahlungen an die RNV für einen Ersatzverkehr fällig wären, seien die Kosten letztlich doch ähnlich hoch. Dass Bürger in dem Viertel in Süd vergangenes Jahr auch auf den Straßen Bauarbeiten erlebt haben, lag an der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, die in der Schützenstraße die Gleise erneuert hat, und den Technischen Werken, die in der Wittelsbachstraße eine Wasserleitung und Fernwärmeleitungen erneuert haben. „Die Arbeiten sind alle koordiniert“, betont Böhle. Deshalb stehen bald neben den Gleisen in der Schützenstraße noch Straßenbauarbeiten an, „damit wir dort dann alles neu haben“. Auf dem 360 Meter langen Teilstück in der Schützenstraße ist der Kanal inzwischen schon ausgetauscht. Hier werden jetzt noch Restarbeiten erledigt. Das heißt, die Schächte müssen wieder verfüllt werden. Dafür beginnt nun der Kanalaustausch im Kreuzungsbereich von Schützen- und Wittelsbachstraße. Böhle öffnet den Zugang zur Baustelle und erlaubt einen kurzen Blick in den Schacht. Von dort aus werden nun die Stollen in die jeweiligen Richtungen getrieben, um am Hauptkanal und den Hausanschlüssen zu arbeiten. „Der Vorteil für die Bürger liegt auf der Hand: Sie hören und sehen nichts von den Arbeiten“, sagt Böhle. Dass an der Kreuzung trotzdem ein Baufeld eingezäunt ist, lasse sich nicht vermeiden, da die zuständige Firma Platz zum Anfahren und zum Deponieren der Maschinen brauche. „Die machen einen super Job, sie sind schnell und sauber“, lobt Böhle. Die Zusammenarbeit mit dem bundesweit führenden Unternehmen im Stollenbau habe sich bewährt. So seien im vergangenen Jahr die Arbeiten in der Schützenstraße von zwei Stollen aus erledigt worden. Die Bürger hätten indes nur die kleinen Anlagen gesehen. Der Kanalaustausch und die Erneuerung der Hausanschlüsse habe im Prinzip wie geplant funktioniert. Jetzt werden die Stollen mit 700 Kubikmeter Beton verfüllt. „Da passiert dann nichts mehr“, so Ingenieur Böhle. Zur Sache

Auf der Baustelle (von links): Hermann Schönherr, Joachim Maurer und Thomas Böhle.
Auf der Baustelle (von links): Hermann Schönherr, Joachim Maurer und Thomas Böhle.
Der Verkehr kann nur einspurig um die Baustelle fließen, ohne Ampel funktioniert das nicht.
Der Verkehr kann nur einspurig um die Baustelle fließen, ohne Ampel funktioniert das nicht.
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