Ludwigshafen „Stefan Kretzschmar ist ein Türöffner“

Karsten Günther geht am Spielfeldrand immer mit. Der Geschäftsführer des morgigen Gegners der Eulen Ludwigshafen spricht vom sch
Karsten Günther geht am Spielfeldrand immer mit. Der Geschäftsführer des morgigen Gegners der Eulen Ludwigshafen spricht vom schwersten Spiel der Leipziger im November.
Herr Günther, Sie sind seit 2007 Geschäftsführer des DHfK Leipzig. Sind Sie der Bob Hanning von Leipzig?

(lacht). Es wäre vermessen von mir, mich mit Bob Hanning zu vergleichen. Sie haben den Verein von der Oberliga in die Bundesliga geführt und dort etabliert. Wenn Sie zurückblicken: Was waren die großen Hürden? Wir haben alle von Beginn an an unsere Vision geglaubt. Es gab hier viele Jahre keinen Männer-Bundesligisten im Handball. Den Widerstand gab es nicht im Klub, sondern eher in der Stadt. Wir mussten uns erst einmal etablieren. Fußball ist die Nummer eins in Leipzig und dann war Frauen-Handball noch groß. Wie haben Sie die Kritiker überzeugt? Es gab keine Kritiker. Es gibt auch kein Patentrezept. Die, die dabei waren, waren mit Eifer und voller Überzeugung dabei. Sie haben dann einen Partner, den sie kennen, von unserer Idee überzeugt. So ist das Netzwerk in der Wirtschaft und im Umfeld gewachsen. Mittlerweile haben wir 220 Partner. Auch war die Nachwuchsarbeit ganz wichtig für uns. Mittlerweile haben wir einen A-Nationalspieler, der aus unserer Jugend kam. Stefan Kretschmar sitzt bei Leipzig im Aufsichtsrat. War und ist er für den Verein ein Türöffner? Definitiv. Ich habe mir oft eine blutige Nase geholt. Als aber Stefan Kretschmar dabei war, durfte und konnte ich auch unser Konzept vorstellen. Das war ein Türöffner, ja. Sie haben den Etat auf fast 5 Millionen Euro gesteigert, haben 220 Partner. Was für ein Etat ist Ihrer Meinung nach notwendig, um sich in der Bundesliga zu etablieren? Das hängt davon ab, wie viel man in die Bundesliga-Mannschaft steckt. Wir haben drei Millionen für unser Team und zwei Millionen für den Nachwuchs und die Arena eingeplant. Die Miete für die Arena ist sehr hoch. Sie haben eine erstklassige Sport-Infrastruktur in Leipzig. Nationalspieler Franz Semper ist da ein Paradebeispiel. Welchen Weg geht Leipzig: auf eigene Talente setzen oder Spieler kaufen, um sich irgendwann für den europäischen Wettbewerb zu qualifizieren? Es geht nur über einen gesunden Mix. Allerdings darf der Zukauf von Spielern nicht Selbstzweck sein, sondern soll dazu dienen, den Talenten die Chance zu ermöglichen, sich bei uns zu entwickeln. Unsere DNA im Klub ist, dass wir gemeinsam Vorbilder entwickeln. Ziel ist es dann, ins obere Drittel der Tabelle zu kommen, um sich dann einmal für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Aber eine zeitliche Vorgabe haben wir dafür nicht. Stefan Kretschmar hat sich für Michael Biegler, der auch jahrelang Trainer bei der TSG Friesenheim war, stark gemacht. Biegler hat in Leipzig einiges bewegt. Rückblickend: Warum ist die Zusammenarbeit gescheitert? Da gibt es viele Gründe. Michael kam nie richtig in der Familie hier an. Aber es lag definitiv nicht nur an ihm. Wir haben alle gemeinsam die Entscheidung für ihn getroffen, und sie war damals auch richtig. André Haber ist wieder Cheftrainer. Sein Vertrag wurde bis 2022 verlängert. Warum ist er der richtige Mann? André kennt den Klub. Er kommt aus unserem Verein. Er kennt unsere DNA und Philosophie. Ich bin sehr froh, dass wir ihn haben. Am Sonntag geht es nach Ludwigshafen. Sie sagten, der Zusammenhalt zeichnet Leipzig aus. Derzeit fehlt er aber, bemängeln Sie. Warum ist er auf einmal weg? Wenn es mal gut läuft, kommt eine gewisse Selbstzufriedenheit auf. Dann waren einige Spieler bei Nationalmannschaften. Da konnte man nicht richtig trainieren. Dann kam die Trainergeschichte hinzu. Man sieht, wie schnell es im Bundesliga-Alltag dann gehen kann. Wir haben einen Punkt Vorsprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Es gibt eben keinen Automatismus, dass man sich als Verein jede Saison in der Tabelle verbessert. Das muss man sich immer wieder hart erarbeiten. Wir haben jedenfalls großen Respekt vor der Arbeit von Ben Matschke in Ludwigshafen. Die Jungs glauben immer an sich, sie kämpfen immer. Es wird für uns vielleicht das schwerste Spiel im Monat November. Wir müssen unseren Fighting-Spirit aus den Heimspielen nun auch mal auswärts zeigen. Sprechen Sie schon von einer Krise? Nein. Es ist eine sportliche Herausforderung. Wir wollen nichts schönreden. Aber wir haben hier die Ruhe bewahrt. Das Umfeld, die Fans und die Wirtschaft stehen voll hinter uns. Ab wann würden Sie von einer Krise sprechen. Das ist hypothetisch. Das wird doch immer von außen in den Klub getragen. Vom Grundgefühl her sind wir zuversichtlich, die sportliche Herausforderung zu schaffen.

x