Ludwigshafen Spiele-Klassiker: 1. Ludwigshafener Retro Games Convention

Dichtes Gedränge: In Maudach wurde den ganzen Tag über gestöbert, gespielt und geplaudert.
Dichtes Gedränge: In Maudach wurde den ganzen Tag über gestöbert, gespielt und geplaudert.

Liebhaber von Computer- und Konsolenspielen vergangener Jahrzehnte sind am Sonntag in Maudach auf ihre Kosten gekommen. Bei der „1. Ludwigshafener Retro Games Convention“ präsentierten Sammler, Händler und Szenegrößen ihre Klassiker. Knapp 700 Besucher aus ganz Süddeutschland kamen, um gemeinsam in alten Zeiten zu schwelgen und zu „zocken“.

Das Spiel an der Wand erschließt sich dem unbedarften Zuschauer nicht auf Anhieb. In einem Irrgarten aus Mauerstelen wandern zwei Spielfiguren in rasantem Tempo hin und her und legen dabei immer wieder kleine Bomben ab, die in regelmäßigem Abstand explodieren. Gewinner ist der Spieler, der seinem Gegner als erster einen Knallkörper unterjubelt, dem dieser nicht mehr ausweichen kann. „Bomberman“ heißt der Spieleklassiker aus den 1980er-Jahren, der dennoch weit weniger gewalttätig erscheint, als er sich anhört. „Bomberman“ war neben dem Jump-and-Run-Dauerbrenner „Mario Kart“ eines der Spiele, in dem sich am Sonntag Besucher der „Retro Games Con“ duellieren konnten. „Wir wollten dem Besucher mehr bieten als eine bloße Messe oder Tauschbörse“, berichtet Veranstalter Bernd Kühn. „Jeder soll auch die Gelegenheit haben, das Spielgefühl nachempfinden zu können.“ Für seine eigens dafür eingerichteten „Gaming Zones“ arbeitete Kühn mit dem Jugendzentrum Mutterstadt zusammen, das im Herbst ebenfalls einen Retrospiel-Wettbewerb plant.

Stargast: Petro Tyschtschenko

Als Stargast hatten die Veranstalter eine echte Szenegröße zu bieten. Mit Petro Tyschtschenko kam ein Computerpionier, dessen Name eng mit den früheren Unternehmen Commodore und Amiga verbunden ist. Der heute 75-jährige Österreicher versuchte in den 1990er-Jahren letztlich erfolglos, die für die Kultrechner C(ommodore) 64 und Amiga 500 bekannten Firmen zu retten. Stolz berichtet Tyschtschenko von der Hochzeit des C64, der eine ganze Generation junger Nutzer begeistert habe. „Noch heute kommen Leute auf mich zu und erzählen mir, was aus ihnen hätte werden können, wenn sie nicht zu viel Zeit vor dem C64 verbracht hätten“, meint Tyschtschenko lachend. Mit 17 Millionen verkauften Exemplaren sei er immerhin der meistverkaufte Rechner weltweit gewesen und habe noch heute eine Fangemeinde. Rechner mit Tyschtschenkos Autogramm auf dem eigenen Rechner gelten als besonders gefragt, auch am Sonntag machten Besucher von dieser Gelegenheit Gebrauch. Gern erinnert er sich auch an die Zeit, als der Schriftzug des Sponsors „Commodore“ die Trikots des FC Bayern zierte und er bei Uli Hoeneß ein- und ausging. Heute besucht der frühere Geschäftsmann regelmäßig Treffen der C64-„Community“ – häufig auch in Osteuropa, wo Commodore nach dem Mauerfall einen zweiten Frühling erlebte.

Retro-Spiele gefragt

Dass Spiele im Retrogewand nach wie vor nachgefragt sind, beweist der Spielentwickler Sebastian De Andrade aus Heidelberg. Er ist mit einem durch eine Pickelhaube geschmückten Stand vertreten und stellt dort seine neuesten Entwicklungen vor, darunter das Spiel „1917 – The Alien Invasion“. „Darin geht es um eine Invasion von Außerirdischen während des Ersten Weltkriegs, woraufhin die Kriegsmächte Frieden schließen und sich gegen die Eindringlinge zusammenschließen müssen“, erklärt De Andrade. Der Programmierer entwickelt seine Spiele in Eigenregie, jedoch im Design und mit dem Spielgefühl der 80er. „Besonders aus den USA bekomme ich starke Nachfrage, aber auch zunehmend aus Japan“, ergänzt der frühere Comiczeichner. Gerade Liebhaber von Retrospielen schätzten historische Hintergründe – daher sitze er schon an seiner nächsten Idee. In seinem nächsten Game „Heidelberg 1693“ werde es um seine Heimatstadt während der Zeit der französischen Eroberer Ludwigs XIV. gehen. Ein besonderes Objekt haben schließlich auch die Aussteller Andreas Liebeskind und Dieter Penner vom Museum of Electronic Games and Arts (MEGA) mitgebracht. Auf einem unscheinbaren, selbst nachgebauten Gerät „T42“ zeigen sie, wie das allererste Tennis-Computerspiel „Tennis for Two“ von 1958 ausgesehen hat.

Spielen auf dem Oszilloskop

Der „Bildschirm“ bestand damals aus der winzigen runden Anzeige eines Oszilloskops. „20 Jahre vor den heute noch bekannten Computerspielen war dies ein Spiel ohne jegliche digitale Technik“, erklärt Liebeskind den Besuchern. Wer sich das Oszilloskop anschaut, kann nur ahnen, welch weiten Weg die Technik inzwischen zurückgelegt hat.

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