Rhein-Pfalz Kreis So viel Erleuchtung

«Maxdorf.» Die besten Ideen kommen unter der Dusche? Nicht unbedingt. Michael Heidinger hatte seinen Geistesblitz beim Laufen. Blitz ist in diesem Zusammenhang übrigens keine schlechte Begriffswahl. Denn ein Blitz leuchtet – Heidingers Einfall auch: im Musikerviertel in Maxdorf. Da brennt jetzt eine Weltneuheit. Der Mann mit dem Geistesblitz ist 29 Jahre alt und Doktorand am lichttechnischen Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Da gibt es eine Abteilung, die sich auf Lichttechnik spezialisiert hat und auf Innovationen setzt, die Strom sparen. Und dabei könnte Heidingers Idee nun helfen. Mit seiner Hilfe werden Energiesparstraßenlampen getestet. „Ich freue mich sehr, dass meine Idee hier in Maxdorf erprobt wird – das ist für mich etwas Besonderes, denn wir Forscher arbeiten sonst die meiste Zeit im Labor.“ Jetzt geht es also um den Praxistest. Und was ist dabei neu? Derzeit werden viele alte Lampen durch LEDs ersetzt. Das ist schon ein wesentlicher Fortschritt gegenüber der alten Technologie, bei der Gas oder Dampf zum Leuchten gebracht wurde und wobei viel Energie verbraucht wird. Lampen, die auf LED umgestellt sind, leuchten durch High-Power-Leuchtdioden. Heißt: Sie leuchten sehr stark, sind aber immer noch nicht so effizient in der Stromnutzung wie sie eigentlich sein könnten oder sollten. Dank Heidingers Innovation können jetzt sogenannte Mid-Power-LEDs eingesetzt werden. Das sind Leuchtdioden, die gegenüber den herkömmlichen LEDs gut 30 bis 40 Prozent weniger Strom verbrauchen, aber trotzdem heller leuchten. Das Kniffelige ist, diese kleineren LEDs alltagstauglich als Leuchtkörper in einer Lampe unterzubringen. Mid-Power-LEDs müssen nämlich auf besondere Art und Weise verschaltet werden, um genügend Licht zu erzeugen. In den nötigen Parallelschaltungen war es bisher nicht möglich, gleichmäßige Spannungen an allen Leuchtelementen zu bekommen. Heidingers Erfindung regelt das. Von der weltneuen Lampe versprechen sich die Experten am lichttechnischen Institut außerdem eine längere Betriebsdauer, ein angenehmeres Licht und eine verträglichere Wirkung auf Insekten. Dass die Ideen der Wissenschaftler aus den Labors heraus in die Wirtschaft und in diesem Fall an den Straßenrand gelangen, ist Aufgabe von Philipp Scherer. Er ist Innovationsmanager beim KIT. Er berichtet, dass Heidingers Schaltung innerhalb eines Jahres als Patent anerkannt wurde. „Das ist relativ schnell und ein Indiz für die Neuartigkeit und Bedeutung dieser Erfindung“, sagt Scherer. Die Lampen für den Praxistest hat die Firma Gratz Luminance gebaut, die Pfalzwerke testen jetzt das fertige Produkt in Maxdorf. Die ersten neuen Lampen stehen bereits seit einigen Wochen im Musikerviertel. Die Gemeinde muss für die innovativen Leuchten erst mal nichts bezahlen, wie Ortsbürgermeister Werner Baumann (CDU) auf Nachfrage erklärt. „Für die Dauer des Versuchs von zwei Jahren kostet uns das nur den Strom, was dann kommt, werden wir sehen“, sagt Baumann. Der Versuch soll Daten zu Verbrauch und Betriebssicherheit liefern, sagt Stefan Lang, der bei den Pfalzwerken das Projekt leitet. Interessiert sind Gemeinde und Pfalzwerke auch an den Reaktionen der Bürger. Wie bewerten sie das Licht der Lampen? Ist es zu hell? Oder gar zu schwach? Wird die Beleuchtung als angenehm empfunden? Bisher gibt es laut Baumann noch gar keine Reaktionen. Im Rathaus seien jedenfalls keine Rückmeldungen eingegangen. Bürgermeister Baumann nutzt ein Wortspiel, als er erklärt, Maxdorf gehe „mit leuchtendem Beispiel“ bei der Erprobung der neuen Technik voran. Pfalzwerke und Gemeinde seien im Übrigen schon bei anderen Straßenlampentests Partner gewesen. Und der Erfinder? Hat einen Ausflug in die Pfalz gemacht. Einen Tagesausflug. Vielleicht kommt er ja noch einmal, wenn in Maxdorf die Sonne untergeht und die Lampen leuchten. Einstweilen geht er laufen. Für noch mehr Geistesblitze.

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