Rheinpfalz Ruine wird zum Kleinod

Schmuckstück für die Altstadt: Das „Haisl“ war das erste sanierte Anwesen im Hasenpfuhl.
Schmuckstück für die Altstadt: Das »Haisl« war das erste sanierte Anwesen im Hasenpfuhl.

«Speyer.» Das Haus in der Hasenpfuhlstraße 22, von Speyerern liebevoll „Haisl“ genannt, hat viele Eigentümer. Vor 40 Jahren haben es 18 sportliche Stammtischbrüder gekauft und hergerichtet. Inzwischen liegen seine Geschicke vorwiegend in den Händen der Nachfolger-Generation. Am 18. August feiert Alt und Jung Jubiläum im Altstadthaisl.

Die „Hasenpfuhl-Chimäre“ mit aushängbarem Kiefer sitzt über den Köpfen der Haisl-Besitzer. Darunter ist der Grundstein im Sommer 1978 in die historischen Ziegel eingemauert worden. Entworfen hat ihn der Speyerer Künstler Frank-Rainer Liebscher. Alle Gründer haben darauf unterschrieben. Eine tagesaktuelle RHEINPFALZ, Kleingeld aus D-Mark-Zeiten und eine leere Flasche Sekt mit „Haisl“-Etikett liegen nach Auskunft von Gründungsmitglied Manfred Steiner im Grundstein. Die Bilder zeigen Szenen aus der Altstadt und immer wieder das „Haisl“. „Alles Geschenke“, betont Steiner. „Wir brauchten einen neuen Treffpunkt“, sagt Richard Kleiss, Gründungsmitglied des Vereins „Altstadthaisl“. Er war damals Mitglied des „FC Ferdi“, dem Fußballer-Stammtisch, der sich bis zur Schließung der Weingaststätte „Zum Ferdinand“ in der Roßmarktstraße getroffen hatte. „Für 15.000 Mark wurde uns das ,Haisl’ zum Kauf angeboten“, berichtet Gründungsmitglied Manfred Steiner von der „Ruine“, die 18 Stammtischler zwei Jahre lang weitgehend in Eigenleistung saniert hätten. Mindestens den dreifachen Kaufpreis hätten sie investiert. „Berufsgruppen vom Anwalt bis zum Handwerker waren unter uns“, sagt Kleiss. Auch Gerd Lenhart, langjähriger Leiter der Speyerer RHEINPFALZ-Lokalredaktion, habe sich tatkräftig eingesetzt. „Unsere Väter haben mit ihren Händen das Herz der Altstadt geschaffen“, betont Vereinsvorsitzende Sabine Balles. Das „Haisl“ sei das erste sanierte Haus dort gewesen, beschreibt sie den Zustand im vor vier Jahrzehnten „ziemlich verrufenen Hasenpfuhl“. Die Nachbarn hätten sich an jedem Wochenende auf die Ankunft der jungen Männer gefreut, berichtet Steiner. „Unser lautstarkes Schaffen hat ihnen nichts ausgemacht.“ Die Frauen hätten ihnen sogar frisch gebackene Dampf- und Schneckennudeln gebracht. Schriftführerin Susanne Lerch erinnert sich gut an die Abwesenheit des Vaters in der Zeit der Sanierung. Zum Altstadtfest habe er aber die ganze Familie mitgenommen. „Und manchmal auch ins Haisl.“ Deshalb fühlten sie sich mit dem kleinen Haus verbunden, erklärt sie den Einstieg der nächsten Generation 2005 in die Verantwortung. „14 Nachkommen haben Interesse gezeigt“, sagt Haisl-Wart Jörg Lorenz. „Seitdem ist der einstige Männerverein überwiegend in Frauenhand.“ 20 Mitglieder zählt er. Ausstellungen, kleine Veranstaltungen, Journalisten-Stammtisch und Feiern der Mitglieder fänden statt, informiert Schatzmeisterin Ute Biery. „Wir bekommen viele Anfragen, aber Abendveranstaltungen sind im reinen Wohngebiet unmöglich.“ Am Altstadtfest beteiligt sich der Verein von Anfang an. „Inzwischen ist es schwer, mitzuhalten“, sagt Lorenz. „Wir möchten, dass unser ,Haisl’ erhalten bleibt.“ Termin Am 18. August öffnet der Verein „Altstadthaisl“ das Haus ab 11 Uhr für Besucher.

Stammgäste im „Altstadthaisl“: Mitglieder des Journalistenstammtisches Speyer feiern 50-jähriges Bestehen. Mit am Tisch (v. re.)
Stammgäste im »Altstadthaisl«: Mitglieder des Journalistenstammtisches Speyer feiern 50-jähriges Bestehen. Mit am Tisch (v. re.): Paul Schädler, Margarete Boiselle, Bernhard Vogel, Sprecher Hubertus Kranczoch und das Ehepaar Christian und Karin Roßkopf.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x