Rhein-Pfalz Kreis Rückkehr in kleinen Schritten

Seit rund 70 Jahren existiert der Integrationsbetrieb der BASF. Ursprünglich dazu gedacht, verletzten Kriegsheimkehrern eine sinnvolle (Weiter-)Beschäftigung zu ermöglichen, kümmert er sich heute um die berufliche Zukunft von Mitarbeitern, die aufgrund eines Handicaps nicht mehr ihrer ursprünglichen Arbeit nachgehen können. Auch Marion Bott musste nach einem Schicksalsschlag ihr Leben umkrempeln.

„Es war eine schwierige Zeit. Die Gedanken kreisten ständig um die Überlegung, wie es nun weitergehen soll, ob ich überhaupt noch arbeiten kann“, erzählt Marion Bott über Geschehnisse vor fünf Jahren. Bei einem Routineeingriff wurde ein Nerv zerstört, Bott wachte mit Schmerzen und einer Lähmung im linken Oberschenkel auf. Zwei Operationen folgten, die Lähmung blieb. Die Schmerzen bekam Bott mit Medikamenten einigermaßen in den Griff. Aber sie hatte nicht nur körperliche Beschwerden: Nach dem Eingriff stellte sich für die Laborantin die Frage, wie es beruflich weitergehen soll. Marion Bott ist seit 1980 bei der BASF beschäftigt. Nach einer Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Gesellschaftshaus des Betriebs schlug sie 1988 einen vollkommen anderen Weg ein. Im Farbenlabor wurde eine ungelernte Hilfskraft gesucht. Bott bewarb sich und arbeitete fortan als Laborantin – zunächst im Farbenlabor, später im Bereich der Autolack- und Klebemittelherstellung. Dorthin kehrte sie ein Jahr nach ihrer Operation zurück. Im Februar 2011 begann sie mit ihrer Wiedereingliederung. Anfangs war Bott ein, zwei Stunden am Tag im Labor, später wurde ihre Arbeitszeit aufgestockt. „Meine Kollegen brachten mir viel Verständnis entgegen, und ich hatte tolle Vorgesetzte“, schwärmt sie. Nach einem weiteren Eingriff ist die heute 53-Jährige auf einen Rollator angewiesen – ein Umstand, der die Arbeit im Labor erheblich erschwert. Schließlich wechselte Bott 2012 in den Integrationsbetrieb der BASF. Seine Aufgabe besteht darin, behinderte Mitarbeiter, die, wie Bott, an ihrem bisherigen Arbeitsplatz nicht mehr einsetzbar sind, vorübergehend aufzunehmen. Am Standort in Ludwigshafen existiert der Betrieb seit Mitte der 50er-Jahre und zählt zurzeit rund 70 Mitarbeiter. „Unsere Aufgabe besteht darin, für jeden Mitarbeiter gemäß seiner Stärken den optimalen Arbeitsplatz zu finden“, erklärt Nikolaus Nessel, Leiter des Integrationsbetriebs. Dabei gelte zunächst das „Heimathafen-Prinzip“. Erst, wenn die Arbeit am ursprünglichen Arbeitsplatz nicht möglich sei, werde nach einer anderen Lösung gesucht. Marion Bott fand eine Tätigkeit in der Konfektionierungsabteilung des Integrationsbetriebs, sortiert Schriftstücke in Ordner ein, bindet oder laminiert sie. Bei rund acht Millionen Kopien, die der Kopierservice im Jahr produziert, ist es eine umfangreiche Tätigkeit. Für die Zukunft stellt die 53-Jährige keine großen Pläne auf. Nur der nächste Urlaub an der Nordsee sei schon geplant. Ansonsten wolle sie einfach weiter ihre Arbeit machen. „Ich denke in kleinen Schritten. Man kann schließlich nicht in die Zukunft schauen.“ (awac)

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