Ludwigshafen Romantischer Ton

Einem Kammerensemble der Spitzenklasse konnte man bei der BASF-Matinee mit dem Guadagnini Trio begegnen. Das hierzulande noch wenig bekannte rumänisch-litauische Klaviertrio der Violinistin Alina Armonas-Tambrea, ihres Cello spielenden Ehemannes Edvardas Armonas und der Pianistin Anca Lupu demonstrierten ihre Kunst im Ludwigshafener Gesellschaftshaus.

Von einem Programm in d-Moll dürfte fast die Rede sein. Stehen doch in dieser Tonart Felix Mendelssohns erstes Klaviertrio (ein Standardklassiker und Publikumsliebling) und der Beitrag seiner älteren Schwester Fanny zu dieser Gattung. Den Auftakt zum geschwisterlichen d-Moll gab Mozarts C-Dur-Trio. Seit dem späten 20. Jahrhundert treffen die zuvor wenig beachteten Arbeiten komponierender Frauen, vor allem Clara Schumanns und Fanny Mendelssohns, auf zunehmend mehr Interesse. Komponieren sei nicht Frauensache, war bis dahin die herrschende Männer-Meinung. Und in diesem Sinne hatte sich auch Fanny und Felix Mendelssohns gestrenger Vater seiner Tochter gegenüber sehr kategorisch geäußert. Deren Trio – vermutlich nicht zufällig in derselben Tonart von dem ihres Bruders – zeugte indes von mehr als bemerkenswertem eigenem kompositorischem Potential. Das Stück fesselte durch Einfallsreichtum, romantischen Überschwang, Aussagekraft und emotionsgeladene Intensität der Klangrede. Übereinstimmungen mit der Musik Felix Mendelssohns deuten auch nicht auf Epigonentum hin, sind vielmehr geprägt durch den Tonfall einer Epoche, jener der klassizistischen Romantik. Diesem Tonfall der beiden Mendelssohn-Trios, ihrer romantischen Emphase, ihren schwärmerischen Aufschwüngen, wurde das Guadagnini Trio mit kompromisslos leidenschaftlichem Nachdruck gerecht. Am Werk waren drei Energiebündel mit ausgeprägtem gestalterischem Impuls. Jede Einzelheit der Akzentuierung, Melodik und Farbgebung wurde in der Wiedergabe des Trios zum Ereignis. Leerläufe waren diesem Stil gänzlich unbekannt. Andererseits erwiesen sich die drei Spieler – ganz besonders die Pianistin – als Virtuosen von Format. An Brillanz blieb diesmal bestimmt kein Wunsch offen. Ebenso wenig an Eleganz. So entfaltete sich in Mozarts Trio der kammermusikalische Dialog der Instrumente äußerst vielschichtig und intensiv, bei exemplarischer Klarheit der Phrasierung und Artikulation. Und die stürmischen Verdichtungen in den Ecksätzen der beiden Mendelssohn-Trios wären kaum impulsiver vorstellbar gewesen. Überaus beeindruckend wirkten zudem der Esprit und die beschwingte Leichtigkeit des Scherzos von Felix Mendelssohns Trio.

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