Ludwigshafen Preiset den Erlöser in romantischen Klängen

Dirigent Tristan Meister schätzt den Farbenreichtum in Rheinbergers „Stern von Bethlehem“.
Dirigent Tristan Meister schätzt den Farbenreichtum in Rheinbergers »Stern von Bethlehem«.

Zwei einst hoch geschätzte und viel gespielte, heute als Seltenheiten des geistlichen Repertoires geltende Werke stellt der Beethovenchor Ludwigshafen in seinem Weihnachtskonzert am Sonntag im Pfalzbau erneut zur Diskussion. Die Rede ist von Mendelssohns Psalmkantate „Wie der Hirsch schreit“ und dem „Stern von Bethlehem“, Josef Gabriel Rheinbergers Vertonung der Weihnachtsgeschichte. Tristan Meister dirigiert Solisten, den Beethovenchor und das Kurpfälzische Kammerorchester.

Auf seiner Hochzeitsreise mit der Pfarrerstochter Cécile Jeanrenaud durch das Elsass und den Schwarzwald 1837 hatte Mendelssohn den 42. Psalm, sein op. 42, zum größten Teil komponiert. In Leipzig soll der Schlusssatz entstanden sein, wo am 1. Januar 1838 die Uraufführung der ersten Fassung stattfand. Im selben Jahr folgte die endgültige, zunächst häufig aufgeführte Version. Mendelssohn hielt den 42. Psalm für eines seiner besten geistlichen Werken, und Robert Schumann – Komponist und Musikkritiker – sah es als „die höchste Stufe“, die Mendelssohn “als Kirchenkomponist, ja die neuere Kirchenmusik überhaupt, erreicht hat“. In dem Weihnachtskonzert will Dirigent Tristan Meister zwei Haltungen gegenüberstellen: Bei Mendelssohn handele es sich um die ekstatische Erwartung der Ankunft des Erlösers. Bei Rheinberger sei sie Wahrheit geworden. Von einer authentischen Ausgrabung spricht der Dirigent bei Rheinbergers „Stern von Bethlehem“. Man habe es mit wertvoller, zu Lebzeiten des Komponisten (1839-1901) sehr populärer, inzwischen in Vergessenheit geratener romantischer Musik zu tun. „Sie fesselt“, sagt Meister, „durch große Intensität des harmonischen Geschehens, durch Abwechslungs- und Farbenreichtum. Die Komposition beruht auf klassischem Satzbau, wobei auch Leitmotive eine Rolle spielen. Innerhalb der Sätze nahm sich Rheinberger zudem Freiheiten – vor allem harmonische.“ Wie es sich zu einer ambitionierten geistlichen Komposition gehört, endet das Werk mit einer Schussfuge. Nach diesem Satz „ist der Chor übrigens total kaputt“, erzählt Chorvorstand Birgit Hummel. Das Libretto stammte von der Ehefrau des Komponisten, der Dichterin Franziska von Hoffnaaß, der es nicht vergönnt wurde, ihren Text fertigzustellen. Sie starb über der Arbeit, und ihr Ehemann hatte es nie über das Herz gebracht, einer Aufführung seiner Komposition beizuwohnen, obwohl sie sehr erfolgreich war. Erinnert sei noch an Rheinbergers Wirken in München als Hofkapellmeister und vor allem als Lehrer an der Musikschule und der Akademie der Tonkunst. Zu den Schülern des in Vaduz (Liechtenstein) geborenen Komponisten zählten unter anderen Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Max Bruch, Ermanno Wolf-Ferrari und Wilhelm Furtwängler. Von einer sehr positiven Entwicklung des Beethovenchors berichteten einmütig Dirigent Meister und Chorvorstand Birgit Hummel. Seit Anfang des Jahres wuchs die Mitgliederzahl um zwanzig Neuzugänge. Zum festen Stamm gehören jetzt mehr als hundert Sänger. Bewährt haben sich dabei die offenen Proben für jedermann der mitsingen möchte. Außerdem wird der Chor (auch finanziell) tatkräftig unterstützt vom Förderverein. Schließlich die nächsten Projekte: Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ am 16. Juni nächsten Jahres und ein Großprojekt, Missa Solemnis im Januar 2020 zur Eröffnung des Beethovenjahres. Termin Festliches Weihnachtskonzert des Beethovenchors, Konzertsaal des Pfalzbaus, am Sonntag, 16. Dezember, 18 Uhr. Karten an der Theaterkasse, Telefon 0621/5042558.

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